Maximilian POV
„Ganz ruhig Bruder. Tuko ist doch bei ihr." Versuchte Rico mich vergeblich zu beruhigen. Völlig aufgelöst ließ ich mich auf einen Baumstamm sinken und vergrub mein Gesicht hinter meinen Händen. „Wieso um alles in der Welt schaffe ich es nicht ein guter Vater zu sein." Schluchzte ich und Rico setzte sich neben mich. „Du bist ein guter Vater!" Ich schüttelte den Kopf. „Wenn ich ein guter Vater wäre dann würde sie nicht ständig weglaufen." Rico seufzte. „Es ist halt schwer für sie. Du weißt nicht was sie alles durchgemacht hat. Das ist euer Problem. Ihr müsst euch erstmal aufeinander einstellen. Das geht nicht so schnell." Ich war ihm wirklich dankbar, dass er für mich da war, aber gerade half einfach nichts. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und rief sie erneut an. Immer und immer wieder. Da klingelte Rico's Handy. „Der Rick-Man am Start, wie kann ich helfen?" Meldete er sich und normalerweise hätten diese Worte mir ein Lächeln auf die Lippen gebracht, doch ich konnte einfach nicht Lächeln. Es ging nicht. Wer weiß, was Jacky gerade tat. Ob es ihr schlecht ging, ob sie in Gefahr war. Obwohl es schon ein wenig beruhigend war, dass Tuko mit ihr gegangen war und sicher auf sie aufpasste. Zumindest hoffte ich das. „Ja klar, danke für die Info! Du hast was gut bei uns!" Damit legte Rico auf und sah mich mit einem mitleidigen Blick an. „Wer war das?" Fragte ich mit zittriger Stimme und Rico atmete tief durch. „Miles." „Shit." Entfuhr es mir und ich fuhr mir durch die Haare. Er hatte sie auch nicht erreicht. Warte, aber Rico hatte so erleichtert geklungen. „Sie und Tuko sind bei ihm." Sagte Rico mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. Ich riss die Augen auf und umarmte ihn erleichtert.
Jacky POV
Die nächsten Tage verbrachte ich bei Miles. Ich brachte es einfach nicht über das Herz Max unter die Augen zu treten. Nicht nach der, wie ich fand, völlig übertriebenen Handlung meinerseits. Tuko war auch bei Miles geblieben und mittlerweile empfand ich den Pitbull als angenehm und nicht mehr als nervtötenden, hyperaktiven, völlig unerzogenen und durchgeknallten Hund. Ich verstand mich mit Miles hervorragend und er tat wirklich alles um mich irgendwie bei Laune zu halten, wofür ich ihm mehr als dankbar war. Vielleicht verstanden wir uns auch etwas zu gut. Zumindest empfand ich meine Idee, ihm so ziemlich alles aus meiner Vergangenheit zu erzählen, mittlerweile als einen riesigen Fehler, aber das war mir erst bewusst geworden als es bereits erzählt war. Im Allgemeinen hatte es aber trotzdem gut getan mir alles von der Seele zu reden, was ich jahrelang für mich behalten hatte. „Du solltest mit deinem Vater reden, Jacky. Ihr solltet euch ein für alle mal zusammenraufen. Ich kann nicht dabei zusehen, wie du leidest." Es war außerordentlich süß, dass Miles sich sorgte und mir helfen wollte, aber so einfach war das nun mal alles nicht. Trotzdem kam ich nicht drum herum. Früher oder später musste ich Max unter die Augen treten und das bevor der Schulleiter bei ihm anruft und erzählt, dass ich nicht in der Schule war und mein Hausaufgaben Versprechen nicht gehalten hatte.
„Ich kann sonst gern dabei sein, so als Unterstützung." Bot Miles an, als wir vor der Wohnungstür von Max standen, doch ich winkte ab. „Du hast schon so viel für mich getan. Das werde ich alleine hinter mich bringen müssen." Mir war ziemlich mulmig zumute und ich kam mir ziemlich dumm vor, aber was hatte ich für eine andere Wahl? Keine, genau. Gerade als ich meinen Schlüssel aus der Hosentasche gekramt hatte und die Tür öffnen wollte legte Miles seine Hand auf meine Schulter und ich wand mich zu ihm um. „Wenn irgendwas ist meldest du dich, ja?" Seine Augen funkelten besorgt und ich nickte. „Ich kann und will dich nicht verlieren." Hauchte er und schloss mich in eine Umarmung. Normalerweise hasste ich Umarmungen wie die Pest, aber diese Umarmung fühlte sich gut an. Mehr als das.
„Hallo?" Fragte ich in die Wohnung hinein, um auszumachen ob Max da war und schloss die Tür hinter mir. Tuko inspizierte schwanzwedelnd die Wohnung und ich warf Schuhe und Jacke in die Ecke. Ich verzog ein wenig angeekelt das Gesicht als ich die zahlreichen leeren Flaschen und Chipstüten sah, die überall, genau wie einige Klamotten, herum lagen. Max schien mir bis jetzt immer ordentlich gewesen zu sein. Ich schmunzelte, als ich ihn schlafend auf der Couch entdeckte und schaltete den Fernseher aus. „Zum Bett haste es nicht mehr geschafft, wa?" Fragte ich leise, damit er nicht aufwachte und räumte den Müll weg. Als das Schlimmste beseitigt war setzte ich mich auf die andere Couch und mein Blick fiel auf sein Handy, das aufleuchtete. Eigentlich gehörte es sich ja nicht, aber ich konnte nicht anders und entsperrte es. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich die zahlreichen Nachrichten las, die er Rico geschrieben hatte. „Sie ist mein Herz. Ich will sie nicht wieder verlieren. Ich kann nicht schlafen, wenn sie nicht da ist. Ich muss das unbedingt wieder in Ordnung bringen, wenn ich nur wüsste wie." Las ich in Gedanken und legte das Handy mit zittrigen Händen weg. Mehr brauchte ich nicht wissen. Tuko kam auf mich zu und ließ sich von mir kraulen. Währenddessen wedelte er mit dem Schwanz und traf Max nicht nur einmal. Der verzog das Gesicht und blinzelte verschlafen. Als er klar sehen konnte setzte er sich blitzschnell auf und stöhnte schmerzverzerrt auf. „Wie viel von dem Zeug hast du getrunken?" Fragte ich mit einem vorwurfsvollen Unterton und deutete auf die in der Küche gestapelten Alkoholflaschen. Max biss sich auf die Lippe und strich Tuko über den Rücken. „Nicht wenig." Murmelte er und schien fieberhaft zu überlegen, wie er auf mein Wiederkommen reagieren sollte. „Keine Umarmung, kein Gespräch." Stellte ich klar und Max nickte wehmütig. „Ich freu mich, dass du wieder hier bist. Bleibst du?" Ich nickte und wollte in mein Zimmer gehen, als er mich mit einem vorsichtigen „warte" aufhielt. Also ließ ich mich wieder auf die Couch sinken. „Was ist passiert damals? Was hat sie dir angetan?"
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Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko
FanfictionJacky. Sie wurde geschlagen, verachtet und bespuckt. Ihr bester Freund hat sich das Leben genommen. Sie kommt ins Heim und lebt mit ihren zurückgebliebenen Wunden der Vergangenheit. Sie will aufgeben, doch dann kommt er. Maximilian Diehn. Ihr Vater...