So, wie es seit Jahren gewesen war

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„Na komm, wir gehen deinen alten Herren ein wenig Mut machen." Begeistert von seiner Idee sprang Rico auf, während Tuko und ich weniger begeistert in unserer Position verblieben. „Tuko kommt natürlich mit. Du gehst halt rein zufällig gerade dort vorbei, weil du mit ihm spazieren gehen willst." Das klang schon nach einem besseren Vorschlag. Begeistert sprang der Pitbull auf und raste als erstes aus dem Tourbus. Nur mit überzeugender Überredungskunst konnte ich ihn davon abhalten Napoleon mitzunehmen und schaffte es letztendlich ihn von seiner überaus unvorteilhaften Idee abzubringen. Das Biest würde uns sowieso noch mehr hassen, wenn sie uns sah, da brauchten wir nicht auch noch mit Napoleon aufkreuzen. Als wir Max nach gefühlten Ewigkeiten endlich gefunden hatten überraschte es mich nicht, dass das Biest neben ihm stand und sich angeregt mit ihm unterhielt. Dennoch biss ich mir auf die Zähne bei diesem Anblick. „Hey alter Mann, solltest du nicht lieber noch einmal alles durchgehen. Sonst vergisst dein altes Gehirn wieder alles." Begrüßte Rico seinen Freund liebevoll und bekam eine rausgestreckte Zunge als Antwort. „Was will der hier?!" Fragte das Biest schnippisch und deutete auf Tuko, der schwanzwedelnd Max ansah, in der Hoffnung seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Die Beiden wollten nur eine Runde drehen." Erklärte Rico bevor ich eine herablassende Bemerkung ablassen konnte. „Wir wollten dir viel Glück und Spaß wünschen." Erklärte ich Max, der Tuko endlich beachtete und streichelte. „Das braucht er nicht." Entgegnete das Biest, als wäre Max ein Gott oder ähnliches und ich kochte innerlich. „Hör zu, du hässliches Entlein. Erstens, kann jeder Glück gebrauchen. Zweitens, brauchst du dich gar nicht bei ihm einschleimen, denn er hat sowas wie dich nicht verdient und drittens, wenn du dich noch einmal in meine Gespräche einmischst, hast du ziemlich schnell ein Date mit dem Krankenhaus, verstanden?!" Geschockt von meiner Aussage stand sie mit offenem Mund da und starrte mich an. „Jacky!" Zischte Max wütend und zog mich einige Schritte zurück. „Was soll sowas? Du benimmst dich wie ein kleines Kind!" Wütend blitzte ich Max an, der natürlich wieder einmal nicht auf meiner Seite stand. „Ist doch so. Die hat sich aus unseren Gesprächen rauszuhalten. Ich halte mich aus eurem Geflirte auch raus." Erleichtert sah ich, wie Rico das Biest irgendwie davon überzeugte zu gehen und langsam zu uns schlenderte. „Wir flirten nicht." Bevor er weiter reden konnte unterbrach ich ihn. „Doch tut ihr." Er schüttelte energisch den Kopf, woraufhin ich ebenso energisch nickte. Er schien zu merken, dass diese Diskussion zu nichts führte und lenkte ab. „Du entschuldigst dich bei Vanessa. Heute noch." Provozierend verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Was sonst?" Tuko stupste mich an, doch ich wusste selbst, dass ich einen Fehler beging. Allerdings war es jetzt eh zu spät. Also warum nicht noch einmal die alte Jacky raushängen lassen? „Sonst fahr ich dich umgehend nachhause." Ich lachte auf. „Süß." Max blitzte mich wütend an. „Es war doch ein Fehler, dich zu mir zu holen." Zischte er, wand sich um und ging. Die Welt blieb stehen. Alles um mich herum stand still. Niemand bewegte sich. Niemand sagte etwas. Nichts geschah. Ich spürte wie sich ein stechender Schmerz durch meinen Körper direkt in mein Herz schlich, wo er verstummte und blasse Leere zurückließ. Ich vergaß das Atmen. Geschockt von dieser Aussage sah ich ihm einfach nur nach. Ich spürte wie das Blut in meinen Adern gefror. Ich konnte nicht blinzeln, nicht schlucken, nicht denken, nicht reden. Ich stand einfach nur da. Wir war heiß und kalt zugleich. Was hatte er da gerade gesagt? Meine Gedanken waren ebenfalls erstarrt und gaben mir keine Antwort. WAS hatte er da gerade gesagt?! Ich wollte seine Worte noch einmal in mein Gedächtnis zurückrufen, doch ich schaffte es nicht. Ich konnte sie nicht noch einmal hören. So sehr ich es mir auch wünschte, um mir bewusst zu machen, dass er es wirklich gesagt hatte, ich konnte nicht. Da war etwas was mich daran hinderte und das war vermutlich auch gut so. Die Zeit lief weiter. Ich sah wie Max weg ging und hörte Ricos Stimme dumpf im Hintergrund, als hätte ich Kopfhörer auf. „Max, warte!" Aber Max wartete nicht. Er ging weiter. Ohne sich umzudrehen, ohne zu verstehen wie sehr er mich damit verletzt hatte, ohne jegliche Interesse daran zu sehen, was seine Worte gerade ausgelöst hatten. Ohne jegliche Interesse an mir. So wie es seit Jahren gewesen war.

Mein Vater der Rapper und der Hund namens TukoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt