„Guten Morgen, heute ist wieder Schule also nicht trödeln." Weckte Max mich liebevoll und ich rieb mir verschlafen die Augen, während Tuko lautstark gähnte. Er hatte die letzten Nächte bei mir verbracht, wofür ich ihm ziemlich dankbar war. So blieben die Albträume aus und ich konnte ausnahmsweise schlafen. Als Max aus dem Zimmer verschwunden war setzte ich mich auf, zog mich schnell an, eilte ins Bad um mich für die Schule fertig zu machen und stand pünktlich mit Tuko im Wohnzimmer. „Können wir los?" Fragte er lächelnd und ich nickte stumm. Er hatte bestimmt mich zur Schule zu fahren, da er direkt im Anschluss mit Tuko in einen etwas weiter entfernteren Wald fahren wollte. Als er den Wagen einparkte kraulte ich Tuko hinter den Ohren und ließ mir von ihm meinen Rucksack geben. „Viel Spaß. Und bau ausnahmsweise keinen Mist." Ich nickte und wollte gerade die Tür öffnen, da wand ich mich noch einmal zu ihm um und umarmte ihn. Überrascht erwiderte er die Umarmung und ich wünschte mir ihn nie wieder loslassen zu müssen. „Ich liebe dich, Dad." Flüsterte ich mit einer Träne im Auge und er fuhr mit seiner Hand tröstend über meinen Rücken. „Ich dich auch, Jacky. Ich dich auch."
Max POV:
Mit einem breiten Grinsen warf ich Tuko den Ball und umarmte Rico zur Begrüßung. „Was ist mit dir denn los? Fieber?" Fragte mein bester Freund lachend und ich schüttelte immer noch breit grinsend den Kopf. „Ich glaube, Jacky hat sich endlich eingelebt." Rico erwiderte mein Grinsen und nickte zufrieden. „Wurde auch Zeit." Setzte er noch nach und ich stieß ihm spielerisch in die Seite. „Und du bist dir sicher, dass sie keinen Mist mehr baut?" Fragte Rico mit hochgezogenen Augenbrauen, als wir uns in seiner Wohnung auf der Couch niederließen und ich zuckte mit den Schultern. „Ich hoffe es. Mir sind die Nerven genug durchgegangen seitdem sie da ist."
Es wurde Zeit, dass sich etwas änderte. Und genau deswegen hatte ich einen Plan geschmiedet und holte Jacky von der Schule ab. „Es erwartet dich eine Überraschung." Begrüßte ich sie zwinkernd, während Jacky sich auf den Beifahrersitz fallen ließ. Unglaubliche Begeisterung machte sich in ihrem Gesicht breit. Nicht. „Keine Sorge, dieses Mal wird es eine schöne Überraschung." Skeptisch musterte sie mich, schnallte sich jedoch dann an und wartete neugierig, bis ich den Wagen startete und mit meinem typischen Lächeln auf den Lippen zu unserem Ziel fuhr.
Jacky POV:
Es war anders seit meinem Drogen Absturz zwischen mir und Max. Umso mehr hoffte ich, dass er diese Überraschung besser überdacht hatte als die Letzte. Doch es stellte sich zu meiner Freude als eine gelungene Überraschung heraus. Ich staunte nicht schlecht, als wir das Tonstudio betraten, welches wir heute für uns ganz allein hatten. „Gefällt dir die Überraschung?" Fragte Max grinsend und warf seine Jacke auf einen Sessel. Begeistert nickte ich, lief in die Tonkabine und sah mich neugierig um. „Gib mir mal ne Kostprobe." Forderte ich von Max und ließ mich auf einen Stuhl fallen von dem aus ich direkt in die Kabine sehen konnte, in der Max vor dem Mikrofon stand. „Hass verpufft in einem einzigen Freudenschrei. Albtraum vorbei und ich bin endlich wach. Halte deinen Kopf in meiner Hand und hab das erste Mal wirklich Angst. Doch auch neue Kraft." Fasziniert lauschte ich seiner Stimme und streckte ihm die Zunge raus, als er mir zu zwinkerte. „Schleimer!" Entgegnete ich und suchte in dem Computer nach einem weiteren Song. „Kapuze tief in meinem Gesicht, kein Bock auf Blickkontakt. Und der Wind ist kühl, die Augen tränen. Es läuft mehr schleppend als zu gehen. Druck auf meinen Schultern, die Vergangenheit ist ein schweres Paket." Wieder musste ich feststellen, dass Max wirklich Talent hatte. Das konnte man ihm nicht ausreden. Er hatte noch viel mehr Ruhm verdient, aber vielleicht war es auch ganz gut so wie es war. Ich quietschte erschrocken auf, als Max mir in die Seiten piekste und stimmte auf sein Lachen mit ein. „Ich hab eins, was ziemlich gut passt." Erklärte er und stöberte im Computer herum, während ich die Kabine betrat und mir die Kopfhörer aufsetzte. Es war schon ziemlich cool. Aber ich könnte mich nie konzentrieren, wenn mich Leute beim Singen oder Rappen beobachten würden. Als das Lied anfing zu spielen eilte Max mit einem weiteren Kopfhörerpaar in die Kabine. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ja, das passte zu uns. „Ich würde für dich sterben, wenn es sein muss, aber weiß auch, du würdest es für mich nicht. Schizophren, dass man so liebt, was einem die Liebe nicht zurückgibt." Rappte er und ich genoss die unbeschwerte Zeit, die ich ausnahmsweise mal mit ihm verbrachte. Vielleicht ging es ja nun doch bergauf. „Ich liebe dich, ich hasse dich, so sehr. So sehr." Sangen wir dann gemeinsam und lachten über die Tatsache, dass das Lied wirklich beinahe haargenau auf uns zugeschnitten zu sein schien. Nach einigen weiteren Liedern saßen wir auf zwei gemütlichen Sesseln und schlürften Capri Sonne. „Ich gehe bald auf Tour. Es wäre mir eine Ehre, wenn du mich begleitest. Mit der Schule regeln wir das schon und außerdem ist es für Tuko um einiges angenehmer, wenn du mitfährst." Ich grübelte kurz, bevor ich begeistert nickte. Das war überhaupt nicht meine Art. Normalerweise lehnte ich alles ab, war kalt und unabhängig von Menschen. Egal wie sehr mir etwas gefiel, ich lehnte es ab. Schutzfunktion, hatte es mein Psychologe genannt. Oder so ähnlich zumindest. „Du brauchst einen Neuanfang Jacky. Vertrau mir und dem Team des Heims, es wird alles wieder gut, sobald du bei ihm bist." Hatte der Psychologe immer und immer wieder gesagt. Mein Vater, den ich praktisch gar nicht kannte, sollte mein Schlüssel zum Glück sein? Das zu akzeptieren und diesen Weg einzuschlagen hatte ewig gedauert. Vermutlich wäre ich nie zu Max gezogen, wenn ich nicht regelrecht gezwungen worden wäre. Also irgendwie war das Ganze wohl doch gut gewesen oder? Vielleicht war die ganze Vergangenheit ja doch noch für etwas gut. Wer wusste das schon.
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Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko
FanfictionJacky. Sie wurde geschlagen, verachtet und bespuckt. Ihr bester Freund hat sich das Leben genommen. Sie kommt ins Heim und lebt mit ihren zurückgebliebenen Wunden der Vergangenheit. Sie will aufgeben, doch dann kommt er. Maximilian Diehn. Ihr Vater...