Jacky POV
"Selbst wenn die Welt sich dreht ist mein zuhause dort, wo du jetzt grad bist" Sang ich leise mit und kämmte meine Haare. Neugierig beobachtete Tuko mich und drehte sich auf den Rücken, als ich ihn anlächelte, in der Hoffnung eine kurze Streicheleinheit zu erhaschen. Ich tat ihm den Gefallen, setzte mich neben ihm aufs Bett und verlor mich wieder einmal in meinen Gedanken. Es war bereits gefühlte Ewigkeiten her, dass ich gemeinsam mit Damian durch die Straßen zog. Andererseits kam es mir vor, als wäre er gestern zuletzt da gewesen. Ob er mich sehen konnte? Ob er die Chance hatte mich zu beschützen? Ob es einen Himmel gab? Ich hoffte es. Nicht für mich, nein. Ich hoffte es für ihn, denn wenn jemand den Himmel verdient hatte, dann er. Damian. Der Junge mit meinem Herzen.
Tuko wedelte freudig mit dem Schwanz, welcher immer und immer wieder gegen die Bettkante schlug, doch das störte den Pitbull wenig. Ich löste mich von den Erinnerungen an meinen besten Freund und lächelte meinen Sorgenfresser an. "Du verwöhnst ihn aber ganz schön." Erklang die Stimme von Max und ich sah ihn erschrocken an. Tuko brummte leise, blieb aber auf dem Rücken liegen. "Sonst beachtet ihn ja niemand." Erklärte ich abweisend, stand auf und versuchte mich an Max vorbei zu drängeln. Die Betonung lag dabei auf versuchte, denn Max stellte sich mir in den Weg. "Wir sollten reden." Ich wich seinem eindringlichen Blick aus, da ich wusste, dass ich ihm sonst nicht widerstehen konnte. Reden. Ja, vielleicht würde Reden helfen mit all dem umzugehen. Vielleicht würde es mir gut tun mir alles von der Seele zu reden. Vielleicht. Aber dennoch blieb ich stur und ignorierte die Aussage von Max. Ich war noch nie ein Freund vom Reden gewesen und das würde sich nun auch nicht ändern. Nie würde es sich ändern. Außerdem, was hatte ich schon zu sagen? Ich hatte so viel zu sagen, dass ich nicht mal mehr wusste was ich ihm als erstes an den Kopf werfen sollte. "Jacky, bitte." Energisch verhinderte er meine Flucht aus dieser Situation und versuchte Blickkontakt aufzubauen. "Ich möchte aber nicht reden." Brachte ich mit Mühe über die Lippen und gab es nicht auf mich irgendwie an Max vorbei zu drängeln. "Aber ich möchte." Ich biss die Zähne aufeinander und ballte meine Hände zu Fäusten. Ganz ruhig, Jacky. Durchatmen und gründlich nachdenken, bevor du irgendwas tust. Ganz ruhig. "Dich interessiert es ja auch nicht was ich möchte." Machte ich ihm möglichst ruhig klar und schaffte es endlich mich an dem Blonden vorbei zu drängeln. Eilig verließ ich den Tourbus und stapfte zielstrebig auf den Waldrand zu. Doch wie ich es vermutet hatte folgte Max mir und hielt mich fest. "Jacky, ich." Ich unterbrach ihn scharf. "Ich, ich, ich. Immer geht es nur um dich, habe ich Recht?!" Der Blonde schüttelte energisch den Kopf und suchte nach passenden Worten. "Dich interessiert es nicht wie es anderen geht. Hauptsache dir selbst geht es gut. Nur weil du bisher so durchs Leben gekommen bist!" Dieser Vorwurf war zwar etwas übertrieben, aber das war mir in diesem Moment egal. Anders wusste ich mir nicht zu helfen. Wie sollte er es sonst begreifen? "Mir geht es nur gut, wenn es dir gut geht." Seine Augen funkelten liebevoll und auch sonst wirkte alles an ihm glaubhaft. Dennoch klangen seine Worte, als seien sie aus der Luft gegriffen, weshalb ich verachtend lächelnd den Kopf schüttelte. "Dann geht es dir also nie gut. Interessant. Und warum kannst du es dann so gut überspielen? Warum denke ich daran mein Leben zu beenden oder es ohne dich weiterzuführen, während du überglücklich auf der Bühne stehst?!" Ich schrie Max schon beinahe an. Jeder konnte unsere Diskussion hören, doch das sollten sie ruhig. Sollten sie ruhig hören, was für ein Arsch Max war. Sollten sie ruhig hören, wie schwach und melancholisch seine Tochter war. Sollten sie doch! "Hör zu, ich werde einfach fahren, okay? Ich werde nachhause fahren, meine restlichen Sachen packen und dann siehst du mich nie wieder. " Die Farbe wich bei meinen Worten aus seinem Gesicht und er brauchte einen Moment um sich zu sortieren. "D..Du willst gehen?" Ich nickte und musste tief durchatmen, um meine Tränen zurückzuhalten. Auch er schien diese Entscheidung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. "Du kannst doch nicht einfach gehen. Du bist meine Tochter, ich brauch dich hier." Ich lachte auf. "Nicht du brauchst mich. Tuko braucht mich, weil ihn sonst keiner beachtet. Du wärst doch froh, wenn ich nicht hier wär." Max versuchte mich vergeblich vom Gegenteil zu überzeugen und gab es schließlich auf. "Jacky, bitte. Ich wollte nicht, dass das alles zu so einem lächerlichen Streit führt." Ich sog scharf die Luft an und verengte meine Augen zu Schlitzen. Lächerlich? Das war Lächerlich? Gut zu wissen. Mein Herz lag schwer in der Brust und schlug wie in Zeitlupe. Trauer tränkte es von Sekunde zu Sekunde mehr, in denen ich in seine Augen sah. "Schön, dass du mich als Lächerlich empfindest." Wütend drehte ich mich um und stapfte los. "So war das doch nicht gemeint!" Rief der Blonde mir hinterher, während die Tränen dabei waren mich zu überwältigen. "Ach nein? Was meinst du denn überhaupt noch so, wie du es sagst? Wohl doch, dass ich ein Fehler von dir war!"
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Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko
FanfictionJacky. Sie wurde geschlagen, verachtet und bespuckt. Ihr bester Freund hat sich das Leben genommen. Sie kommt ins Heim und lebt mit ihren zurückgebliebenen Wunden der Vergangenheit. Sie will aufgeben, doch dann kommt er. Maximilian Diehn. Ihr Vater...