Er würde es nie verstehen

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PiaPOV:

Zufrieden steckte ich das Wechselgeld ein und schlenderte mit den Nudelboxen über den Bahnhof. Als ich am Infoschalter vorbei lief hielt ich jedoch inne. „Es ist aber wichtig! Sie haben doch keine Ahnung!" Brüllte der Blonde den Typen vom Infoschalter an und ich schüttelte den Kopf. Wie konnte man so wenig Benehmen besitzen? Immerhin schien sein Freund anständig zu sein, zumindest versuchte der ihn zuberuhigen. „Max, das bringt uns auch nicht weiter. Dann müssen wir sie halt so suchen." Ich wollte mich gerade abwenden, da realisierte mein Gehirn das soeben gehörte und ich sah noch einmal zu den Beiden. Das konnte doch nicht. Oder doch? Als ich den grauen Hund sah biss ich mir auf die Unterlippe. Und ob er es war. Jackys Vater. „Jetzt halten sie gefälligst die Züge auf!" Zischte der Blonde und ich pustete wütend eine Strähne aus dem Gesicht und stapfte selbstsicher auf ihn zu. „Das wird dir auch nichts bringen." Der Blonde drehte sich wutschnaubend zu mir um. „Was mischst du dich ein?!" Ich schüttelte seufzend den Kopf. „Sie will nicht zu dir zurück, also führt dein Aufstand zu nichts. Hau einfach wieder ab." Mit großen Augen sah er mich an, was ich allerdings ignorierte und einfach in Richtung Gleis ging. Ich zuckte erschrocken zusammen, als mich jemand am Oberarm packte und zurück zog. „Du kennst Jacky?" Die Wut war völlig aus seinem Gesicht gewichen. Skeptisch musterte ich ihn von oben bis unten und auch wenn ich voll und ganz auf der Seite meiner Freundin stand musste ich zugeben, dass er besorgt zu sein schien. Also beschloss ich ihn nicht anzulügen und nickte. Er würde mich sonst sowieso nicht in Ruhe lassen. „Wo ist sie? Ich muss zu ihr!" Energisch schüttelte ich den Kopf. „Ich habe gehört was vorgefallen ist. So einen Vollidioten wie dich lasse ich sicherlich nicht zu meiner Freundin."Er biss sich auf die Unterlippe und blitzte mich ernst an. „Du verstehst nicht." Unterbrechend hob ich die Hand. „Oh, ich verstehe sehr wohl. Sie ist am Boden wegen dir, also lass sie endlich in Ruhe!" Wieder drehte ich mich um, doch er ließ mich nicht. Dieses Mal meldete sich sein Freund zu Wort. „Hör zu, es ist sicher einiges schief gelaufen, aber du musst ihm eine Chance geben sich zu erklären." Eindringlich sahen mich beide an. Immer nochblieb ich stur. So einfach ging das alles nicht. Max legte seine Hände auf meine Schultern und sah mich bittend an. „Ich flehe dich an, wenn du weißt wo sie ist, lass mich zu ihr. Ich kann nicht ohne sie." Skeptisch musterte ich ihn gründlich, bevor ich seufzend nickte. Erleichtert sahen die Männer sich an. „Unter einer Bedingung." Der Pitbull winselte unsicher. „Wenn sie gehen will, lass sie." Max schluckte, zögerte kurz, doch nickte dann. „Sorry Jacky, aber ich bin ein zu netter Mensch." Flüsterte ich, sodass es niemand hören konnte und führte die Beiden, bzw. die Drei, wenn man den Hund mitzählte, zu dem Bahnsteig, auf dem Jacky auf mich warten sollte.

JackyPOV:

Noch 2 Minuten, dann würde der Zug in den Bahnhof rollen. Wo war Pia? War die Schlange im Laden wirklich so lang, dass sie eine ganze halbe Stunde brauchte? „Jacky!" Rief eine, mir bekannte Stimme, und ich sah verwirrt in die Richtung aus der die Stimme kam, da ich sie nicht einordnen konnte. In der nächsten Sekunde rannte Tuko mich schon um und wedelte freudig mit dem Schwanz. Winselnd beschnupperte er mich, als würde er mich nach Verletzungen absuchen und ich umarmte den Pitbull mit Tränen in den Augen. „Tuko." Brachte ich schluchzend hervor und wagte es nicht darüber nachzudenken, wie und warum Tuko hier war. Erst als er etwas zurückwich und ich mich aufrappeln konnte sah ich das Übel und blitzte Pia wütend an. Wenn Blicke töten könnten, wäre sie genau jetzt unter der Erde gelandet. Sie dachte wohl das Gleiche und hob entschuldigend die Schultern. Rico stand neben ihr und musterte mich liebevoll, so wie er es immer tat, während Max so schnell er konnte auf mich zu stapfte. „Was machst du hier?!" Zischte ich und trat einige Schritte zurück. „Wonach sieht es denn aus? Ich hole dich zurück!" Er blieb etwa zwei Metervor mir stehen, was ich ihm auch riet, da er sonst sein blaues Wunder erleben würde. Wie auch immer das aussah. „Jacky, ich." Begann er, doch ich unterbrach ihn. Die Freude über das Wiedersehen mit Tuko war komplett verschwunden. In mir tobte nur noch die Wut, entstanden durch die Enttäuschung von Max. Was fiel ihm ein einfach hier aufzutauchen? Glaubte er wirklich, ich würde ihm in die Arme springen und alles war wieder gut? Da hatte er sich geschnitten. „Da wären wir wieder bei dem Ich-Thema." Max verdrehte die Augen. „Du lässt mich ja nicht einmal erklären." Damit hatte er Recht, das konnte ich nicht leugnen. Dennoch war ich felsenfest davon überzeugt, dass er keine Chance bekommen würde sich zu erklären. „Da gibt es nichts zu erklären." Ich sah ihn nicht an, starrte bloß regungslos auf den Boden und versuchte mich zu sortieren. Im Augenwinkel sah ich wie Max sich durch die Haare fuhr. „Gut, wie du meinst. Dann erklär aber du mir, was dein Verhalten soll." Ich biss mir auf die Unterlippe und hätte sie mir blutig gebissen, wenn die Worte nicht wie ein Wasserfall aus mir raus sprudeln würden. „Mein Verhalten? Warum ich mich so verhalte?" Er nickte ernst. Mit Tränen vor Wut in den Augen sah ich ihn an. Er biss sich auf dieZähne und wartete bis ich fortfuhr. „Dein Verhalten ist das Problem! Du bist mein Vater! Du solltest für mich da sein! Aber was machst du? Sobald etwas besseres über den Weg läuft lässt du mich links liegen. So wie du es damals gemacht hast!" Er schüttelte energisch den Kopf. „Damals war es was anderes!" Ich lachte auf und schüttelte enttäuscht über seine Aussage den Kopf. „Damals?Und was ist mit jetzt? Du bist mir so dermaßen in den Rückengefallen, Max. Du weißt nicht wie scheiße weh das tut seinem Vater langsam zu Vertrauen und dann zu sehen wie er einem das Schwert, was man ihm gegeben hat um einen zu beschützen, nimmt um es einem kaltblütig in die Brust zu rammen." Wieder schüttelte er den Kopf. „Das ist doch lächerlich." Ich schnaubte. Was ein Vollidiot. Er würde es nie verstehen!

Mein Vater der Rapper und der Hund namens TukoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt