„Damals? Und was ist mit jetzt? Du bist mir so dermaßen in den Rücken gefallen, Max. Du weißt nicht wie scheiße weh das tut seinem Vater langsam zu Vertrauen und dann zu sehen wie er einem das Schwert, was man ihm gegeben hat um einen zu beschützen, nimmt um es einem kaltblütig in die Brust zu rammen." Wieder schüttelte er denKopf. „Das ist doch lächerlich." Ich schnaubte. Was ein Vollidiot. Er würde es nie verstehen!
„Stimmt, ich habe ja ganz vergessen, dass ich lächerlich bin." Tuko winselte und setzte sich neben mir auf seinen Hintern. Mit einem besorgten Blick musterte er mich. „Nein, du verstehst es einfach nicht." Versuchte er sich gut dastehen zu lassen und ich lachte erneut auf. „Oh, ich verstehe sehr wohl. Du wolltest dieses Biest vögeln und da stand ich dir im Weg. Ich kann das verstehen. So sind Menschen. Schieben einen ab, wenn man ihnen nicht passt." „So ist es doch gar nicht!" Verteidigte er sich, doch wich meinem Blick immer wieder aus. „Ach ja? Hast du sie gevögelt? Sag es mir. Hast du?" Vermutlich konnte uns jeder auf dem Bahnsteig hören, doch das war mir egal. Mir war alles gerade egal, da ich genau wusste, dass all das Gerede mit Max nichts bringen würde. Und diese Erkenntnis verstärkte sich, als er auf meine Frage stumm nickte. Ich fuhr mir verzweifelnd durch die Haare. „Dann tu mir einen Gefallen. Geh zu ihr und werde mit ihr glücklich, aber lass mich in Ruhe!" Mittlerweile schrie ich schon und wollte mich an ihm vorbei drängeln, um in den gerade eingetroffenen Zug zu steigen, da hielt er mich fest. „Nein!" Ich wand mich zu ihm um. „Was, nein?" Zischte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. „Ich werde dich nicht gehen lassen. Diesen Fehler begehe ich nie wieder." Seine Stimme klang brüchig und in seinen Augen sammelten sich vereinzelt Tränen. Da ich nicht wusste was ich tun sollte sah ich zu Rico und Pia die mir beide deuteten ihm eine Chance zu geben und meinen Sturkopf beiseite zu schieben. Ich seufzte. „Du hast 3 Minuten." Max nickte entschlossen und zog mich in die Mitte des Bahnsteigs. „Hör zu." Er hockte sich hin und sah mich bittend an. „Ich habe Talente, aber Vater sein zählt garantiert nicht dazu." Kopf schüttelnd stimmte ich ihm zu. „Trotzdem habe ich mich dieser Aufgabe gestellt. Ich weiß, sehr spät, aber ich war damals nicht in der Lage diese Verantwortung zu übernehmen. Zumindest war ich der Meinung, ich könnte dir nichts bieten und mit deiner Mutter lief es sowieso lange Zeit schon sehr schlecht." Ich schluckte schwer, als er meine Mom erwähnte, doch ich versuchte stark zu bleiben. Wegen ihr hatte ich die letzten Jahre genug geweint. „Ich weiß, dass du unglaublich viel durchgemacht hast und ich kann mir sicher nicht vorstellen, wie schlimm es für dich war. Aber ich möchte an deiner Seite stehen und dich dabei unterstützen die Wunden heilen zu lassen." Ich biss mir auf die Unterlippe, sah ihn einfach nur an. „Es war falsch nur instinktiv Vanessa hinterher zu rennen. Das weiß ich. Rico hat mir ordentlich den Kopf gewaschen, glaub mal. Aber als du heute plötzlich verschwunden warst." Er wich meinem Blick kurz aus, bevor er weitersprach. „Da hat mein Herz nach dir geschrien. Ich hatte so Angst um dich." Ich trat einen Schritt zurück, um mich dieser unangenehmen Situation zu entziehen, da griff er nach meinen Händen und zog mich zurück zu sich. „Jacky, ich sehe jeden Tag in dir etwas mehr von mir. Ich sehe wie sehr dich diese Welt gebrochen hat. Ich sehe wie du weiterkämpfst. Ich sehe, wie klein und zerbrechlich du bist. Deine Angst und deine Wut. Glaub mir, das sehe ich alles. Und es war ein riesiger Fehler von mir dich so im Stich zu lassen. Zum wiederholten Mal." Ich schluckte, versuchte seine Worte zu verarbeiten und zu glauben, was mir jedoch ziemlich schwer fiel. Es gab so viele Menschen bisher, die sowas gesagt haben. Zu viele. Und zu viele, die trotzdem gegangen waren. „Weißt du eigentlich wie sehr ich es liebe mit dir zu diskutieren? Weißt du, wie sehr ich deine freche und vorlaute Art liebe? Weißt du, wie oft ich dich am Liebsten einfach in den Arm nehmen würde?" Ich schüttelte den Kopf. „Und genau das ist das Problem zwischen uns beiden. Wir sind beide der Meinung die Könige auf Erden zu sein, wir denken zu schlecht von uns selbst und wir fragen einander nicht. Wir reden nicht miteinander." Ich verdrehte die Augen. Eindeutig zu viel Kitsch. „Ich weiß, schrecklich sowas. Ich hätte das auch gerne hinter mir, das passt nicht zu mir und schon gar nicht zu dir, aber ansonsten hätte ich dich verloren oder nicht?" Ich zuckte mit den Schultern. Mir fehlten die Worte. Es waren einfach zu viele Worte auf einmal, dass ich mit denken und glauben gar nicht mehr hinterher kam. „Jacky, ich kann dich nicht verlieren. Deine Mutter hat damals gesagt die größte Liebe wäre der Verzicht, aber verdammt nochmal ich scheiß drauf!" Ich schmunzelte. „Geht doch." Lächelte Max jetzt auch, bevor er wieder ernst wurde. „Ich weiß, dass es nicht einfach mit mir ist. Ich bin schlecht in Überraschungen machen und habe keine Ahnung wie man sich als Vater verhält. Ich weiß bis heute nicht, wie ich es geschafft habe das Sorgerecht zu bekommen."Ich schluckte. Tränen sammelten sich erneut in meinen Augen. Die Erinnerung an den damaligen Lieblingsplatz von Max und meiner Mom ließ mich einen Schmerz in meiner Brust verspüren, den ich nicht verdrängen konnte. „Und ich werde auch niemals den Platz von Damian einnehmen können. Niemand wird das. Aber ich möchte wenigstens den Platz als dein Vater einnehmen und ehrenhaft tragen." Ich nickte eilig und sah zu Boden, als mir ein Schluchzen entfuhr. Max erhob sich und nahm mich in den Arm, während Tuko tröstend über meine Hand schlabberte. „Wir sind beide nur Menschen, Jacky. Weder du bist Superman, noch ich." Ich nickte schluchzend und wischte mir mit der Hand, die Tuko nicht abgeschlabbert hatte die Tränen aus demGesicht. „Aber wir sind wenigstens in der Lage zusammen die Vergangenheit zu überstehen und abzuschließen. Um vielleicht irgendwann das Vater und Tochter Gespann zu sein, zu dem alle aufsehen." Er befreite mich aus der Umarmung, trat einen Schritt zurück und hielt mir seine Hand hin. Fragend sah ich ihn an. „Also, gehen wir?" Skeptisch musterte ich ihn. „Hand in Hand zum Dönerstand?" Ein Schmunzeln huschte über meine Lippen und ich ergriff seine Hand. „So will ich das sehen!" Jubelte Rico und klatschte Beifall, während Tuko stolz neben uns herlief und Pia sich mit einem Taschentuch die Tränen wegwischte. „Ich hab mir vorgenommen nicht zu heulen!" Schluchzte sie und nahm mich lächelnd in den Arm. „Gruppenkuscheln!" Rief Rico begeistert und zog uns lachend in eine Umarmung in der Tuko sich winselnd versuchte unterzubringen.
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Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko
FanfictionJacky. Sie wurde geschlagen, verachtet und bespuckt. Ihr bester Freund hat sich das Leben genommen. Sie kommt ins Heim und lebt mit ihren zurückgebliebenen Wunden der Vergangenheit. Sie will aufgeben, doch dann kommt er. Maximilian Diehn. Ihr Vater...