Abschied

1.7K 58 3
                                    




       

Frustriert riss ich meine Klamotten aus dem winzigen Kleiderschrank und stopfte sie in meine Sporttasche. Tränen liefen mir über die Wangen. Ich schluchzte vor Wut und wischte mir immer und immer wieder die Tränen weg um relativ klare Sicht zu haben. Beunruhigt winselte Tuko, der auf einem der Betten lag und mich besorgt beobachtete. „Es ist mir egal, hörst du? Es ist mir egal, ob du es gut findest was ich vor habe oder nicht. Also spar dir dein Gewinsel." Als  hätte der Pitbull mich verstanden brachte er keinen Laut mehr hervor. Erst als ich alles in meiner Tasche verstaut hatte und dabei war meine Schuhe anzuziehen, mischte er sich wieder ein. Schwanzwedelnd und aufgeregt quietschend drängte er sich zwischen mich und meine Schuhe, damit ich sie nicht weiter zu binden konnte. Genervt schob ich den Pitbull beiseite. Immer und immer wieder, doch er gab nicht auf. „Platz jetzt!" Entfuhr es mir dann plötzlich und mein Sorgenfresser tat was ich ihm befahl. Entschuldigend seufzte ich. „Tut mir leid, mein Kleiner. Aber du kannst mich nicht daran hindern." Tuko wagte es nicht aufzustehen. So gern er es auch wollte, er traute sich nicht und blieb brav liegen, während ich meine Schuhe anzog und mir meine Jacke überwarf. Ich sah ihn nicht mal mehr an. Es war schwer genug diesen Entschluss zu fassen, da half ein bettelnder Blick von Tuko garantiert nicht. Er würde es mir nur noch schwerer machen von hier fortzugehen. Ich wollte gerade die Türklinke runter drücken, da ignorierte Tuko seine gute Erziehung und drängelte sich samt Halsband und Leine im Maul zwischen die Tür und mich. Ein Schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen. Es war einfach zu süß, wie Tuko da saß und mich mit seinen riesigen Augen ansah. Ich hockte mich zu dem Pitbull auf den Boden, der Halsband und Leine in meinen Schoß legte, in der Hoffnung, ich würde meine Meinung doch noch ändern. Doch das tat ich nicht. Ich hatte mich darauf festgebissen mein Vorhaben durchzuziehen und das tat ich auch. Dumme Teenie Idee hin oder her. Sollten doch alle denken ich war nur irgendein Teenager Mädchen, das davon lief, nur weil es seinen Willen nicht bekam. „Die taucht in ein paar Stunden wieder auf." Würden sie sagen und dann abwarten. Und wenn ich nicht auftauchte, würden sie mich als undankbare Ziege abstempeln um danach ihr Leben ohne mich weiterzuleben. Ja, so würde es sein. Da war ich mir sicher. Tuko winselte und stupste das Halsband an, bevor er mich wieder ansah und langsam mit dem Schwanz wedelte. Es brach mir das Herz ihn enttäuschen zu müssen. Das hatte er nicht verdient. Aber er gehörte Max und nicht mir. Also musste er hier bleiben und irgendwann würde er mir dafür danken. „Kleine große Hunde dürfen nicht mit auf eine so weite Wanderung." Erklärte ich ihm, während ich ihm tröstend den Kopf tätschelte.„Du bist mein bester Freund, Tuko. Meine Lebensversicherung und mein Sorgenfresser und das wirst du immer bleiben." Eine Träne lief mir über die Wange und dieses Mal nicht aus Zorn, sondern aus Trauer. Aus Trauer und Angst alleine losziehen zu müssen und ihn zurückzulassen. Wieder jemanden zu verlieren, der mir ans Herz gewachsen war. Aber so war das Leben. Nichts bleibt für immer. Nichts, außer der Schmerz und die Trauer deines Herzens, die so tiefgehen, dass sie niemals verschwinden. „Dein Platz ist hier. Hier bei Max und all den anderen. Nicht bei mir. Du hast es verdient ein warmes, weiches Bett zu haben. Genug fressen, Spielzeug und riesige Spaziergänge. Du hast es nicht verdient mit mir durch die Städte zu stromern, nur weil ich meinen Platz auf der Welt noch immer nicht gefunden habe." Wieder winselte er. Dieses Mal leiser. Auch wenn er meine Worte wohl nicht wirklich verstand, er merkte was ich ihm sagen wollte. „Irgendwann wirst du mir dafür danken, dass ich dir sowas erspart habe. Und ich werde jeden Tag an dich denken, dich niemals vergessen. Das verspreche ich dir." Tuko stupste mich liebevoll an, bevor ich meine Arme um ihn schlang, leise schluchzte und mich endgültig von ihm verabschiedete. Von ihm, von dem Leben mit Max, von allem, was mich mit den Beiden verband. Ab heute würde es anders sein. Es würde ein neues Kapitel in meinem Leben beginnen. Genau hier und jetzt.

Mein Vater der Rapper und der Hund namens TukoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt