Mein Erzeuger und der Scheiß-Köter

3.5K 97 7
                                    

       

„Jacky!" Ich nahm die Kopfhörer aus den Ohren. „Ob du Tesafilm hast." Ich schüttelte den Kopf und wollte weiter Musik hören, doch da sah ich das Bild in der Hand meiner Zimmergenossin, die fieberhaft überlegte wie sie an Tesafilm ran kam. „Was ist das?" Ich setzte mich auf und sie lächelte. „Meine Mom. Wir haben seit ein paar Tagen Brief Kontakt." Sie zeigte mir das Bild, auf dem eine hübsche Frau mit einem Baby abgebildet war. „Gehst du zu ihr zurück?" Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich auf den Schreibtischstuhl. „Vielleicht. Aber ich möchte dich nicht allein lassen." Es klang als hätte ihr Herz gesprochen, doch ich blieb skeptisch. Wahrscheinlich sagte sie das nur so und war ohne zu zögern fort, wenn sie nur die Möglichkeit dazu hätte. Doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Machst du nicht. Die zwingen mich zu meinem Dad." Strahlend sah meine Zimmergenossin mich an. „Echt? Das freut mich für dich!" Mir wurde schlecht von ihrem Optimismus. Sie war ja noch schlimmer als Feli. „Ich kenn den Typen nicht mal. Und wer mit meiner Erzeugerin zusammen war, muss ziemlich kaputt im Kopf sein." Meine Zimmergenossin zuckte, immer noch über beide Ohren grinsend, mit den Schultern. „Passt doch. Bist du schließlich auch." Ich ließ mich aufs Bett sinken und verschränkte meine Arme hinter dem Kopf. „Stimmt, vielleicht können wir uns dann zusammen von der Brücke stürzen." Ich verzog das Gesicht, als mich ein Kissen traf. „Jetzt denk nicht so pessimistisch und lern ihn erstmal kennen!" Ich warf das Kissen zurück. „Hab ja eh keine andere Wahl. Die schicken mich so oder so zu ihm. Damit das Bett frei wird." Meine Zimmergenossin seufzte und legte das Bild ihrer Mom auf den Nachttisch, bevor sie das Licht ausschaltete und wir den Schlaf begrüßten.

Am nächsten Morgen:

„Hast du all deine Sachen gepackt?" Fragte Feli mich und ich nickte desinteressiert. Von meiner Zimmergenossin hatte ich mich bereits verabschiedet, sie hatte sich schon früh auf den Weg in die Stadt gemacht, um sich mit ihrer Mom zu treffen. Nun musste ich nur noch die Umarmung von Feli überstehen und ach ja, das schreckliche Leben, das mir bevorstand.

„Ich bin mir sicher, dass ihr sehr gut zurechtkommen werdet."  Sagte Feli voller Überzeugung, als sie mich aus der Umarmung befreite. „Ja, sicher." Murmelte ich mit dem gewohnten Pessimismus in der Stimme und folgte ihr nach draußen. Ich ging gerade durch die Tür und ahnte nichts, da stieß ich mit jemandem zusammen. Reflexartig blitzte ich meinen Gegenüber an, der, dank der Sonne, für mich kaum zu erkennen war. „Pass doch auf!" Fauchte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Was fiel dem Mistkerl ein? Augen hatte der wohl keine im Kopf. „Sorry, ich freue mich auch dich zu sehen." Ich biss mir auf die Unterlippe. Warte, was? Nein, nein, nein. Das war jetzt nicht derjenige, an den ich dachte, dass er es sei. Ich biss mir meine Unterlippe beinahe blutig, als Feli dem Kerl die Hand reichte und ihn freudig begrüßte. „Es freut mich, dass Sie sich Jacky annehmen, Maximilian. Sie freut sich schon sehr zu ihrem Vater zu ziehen!" Der Blonde musterte mich. Mein Blick sagte wohl alles, Feli hatte, auch wenn es für einen guten Zweck war, gelogen. Ich war alles andere als erfreut über diese Entscheidung. Und das war ihm wohl auch schnell klar. Und überhaupt, Maximilian, was war das für ein grauenhafter Name? Ich bereute es kein Stück ihn nicht kennengelernt zu haben. Ja, sehr optimistisch, ich weiß. „Ich freue mich auch. Ähm, also wir müssten dann los, wenn das okay ist. Ich habe den Hund im Auto und würde ungern ein zerkratzt- und zerkautes Auto haben." Feli lachte und nickte verständnisvoll. „Du meldest dich, ja? Und mach was aus dir. Ich bin mir sicher ihr beide rauft euch zusammen." Ich nickte nur desinteressiert, warf meine Tasche über die Schulter und ging unbeirrt zur Straße. Als Max, -so nannte ich ihn mal, besser als Maximilian war diese Abkürzung alle mal- mir die Tasche abnehmen wollte, blitzte ich ihn nur wortlos an. Ich verstaute die große Tasche und den dazugehörigen Koffer, den Max Feli abgenommen hatte, im Kofferraum und setzte mich auf den Beifahrersitz. „Wer sagt, dass du auf dem Beifahrersitz sitzt und nicht der Hund?" Fragte Max, als er den Motor anstellte und ich verdrehte die Augen. Witzig war er auch nicht, na klasse. Das konnte ja eine langweilige Fahrt werden. „Ich." Entgegnete ich nur und ignorierte die Nervensäge, auf der Rückbank solange es ging. Erst als der Köter mich versuchte abzuschlabbern und nach vorne klettern wollte beschwerte ich mich und schob ihn zurück. „Tuko! Benimm dich." Ich zog die Augenbrauen hoch. Also das war langsam echt an der Belastungsgrenze. Erst heißt mein Vater Maximilian und sein komischer Köter heißt nun Tuko? Was ist das denn für ein scheiß Name? „Ey, kein Wort über den Namen." Max grinste mich an, während er sich die Sonnenbrille aufsetzte und auf das Grün der Ampel wartete. Ich beschloss einfach nichts zu sagen und bloß stumm gerade aus zu schauen. „Wie lange brauchen wir?" Fragte ich, als ich das ungefähr zwanzigste Mal Tuko zurück auf die Rückbank schob. „Paar Stunden." Ich riss die Augen auf. „Bitte was? Wieso bist du nicht mit dem Flugzeug gekommen?" Max grinste. „Weil Tuko dich unbedingt mit abholen wollte." Wie als stimme er zu, winselte Tuko und krabbelte wieder nach vorne. Na das konnte lange dauern. Extrem lange.

Mein Vater der Rapper und der Hund namens TukoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt