„Du kannst niemanden lieben, wenn du dich nicht selbstliebst." Hatte Feli immer gesagt. Bisher hatte ich dieser Aussage keinenGlauben geschenkt, doch was wenn sie recht hatte? Dann würde das doch heißen,dass ich Damian nie geliebt hatte. Dann würde das heißen, dass ich mir all dieJahre etwas vorgemacht hab. Dieser Gedanke deprimierte mich zunehmend. Dannwürde ich nie dazu fähig sein richtig zu lieben. Vielleicht war das aber auchganz gut für die Zukunft. Vielleicht gönnte Gott mir die Liebe nicht.Vielleicht war Damian dieser eine, der mich wirklich geliebt hatte. Geliebt wieeine Schwester. Und genau dieser eine ist nun fort. Also war auch die Liebe ausmeinem Leben fort. Vielleicht war er der eine und es würde nie wieder jemandkommen, der mir so viel gibt, wie es Damian getan hatte. Nie wieder jemand, demich mein Leben anvertraute. Nie wieder jemand, vor dem ich mich nicht schämtezu weinen. Nie wieder jemand, der mich so sah, wie kein anderer. Nie wieder.Keine rosige Zukunft. Im Gegenteil. Sie war grau und finster. Sie wirkteschrecklich kalt und ich war mir sicher, dass sie mich verschlingen würde,sobald sie die Chance dazu hatte. Es gibt immer wieder Momente in denen ich vonmeinen Gedanken eingenommen wurde und sie mir anhörte. Was wäre passiert, wennich mir damals das Leben genommen hätte? Wie war es tot zu sein? War es besser?Würde mich jemand vermissen? Vielleicht würde Feli in meinem alten Zimmersitzen und mit dem Kopf schütteln. Sie würde es nicht verstehen, warum ich gestorbenwar, aber sie würde es akzeptieren und sich eingestehen, dass sie es immergeahnt hatte. Sie hatte schon immer gewusst, dass es so enden würde. Tuko hättemich niemals kennengelernt, also hätte ich auch kein schlechtes Gewissen wegenihm haben brauchen. Und Max. Den hätte es nicht interessiert. Aber das würde esauch jetzt nicht. Wenn ich jetzt plötzlich tot wäre würde er nicht sonderlichdamit zu kämpfen haben. Er interessierte sich seitdem wir aufgebrochen sindnicht mehr für mich. Es kam mir vor, als wäre ich Ballast für ihn. Erverbrachte jede freie Sekunde mit diesem Biest namens Vanessa und wenn Tuko undich auftauchten nickte er uns bloß zu. Es war wie immer. Die Menschen fandenmeine Geschichte interessant, hörten sich einige Teile an, wenn sie es solangemit mir aushielten und dann wendeten sie sich wieder ab. Ich war eben nur einhochsensibles Teenager Mädchen, das aus allem ein riesen Drama machte. So wares doch oder? Natürlich war es so. Ich könnte mich Ohrfeigen für dieselächerlichen Gedanken. Wie sich das anhörte. Als gäbe es keine schlimmerenProbleme auf dieser Welt. Dagegen waren meine Probleme ja garnichts. Und überhaupt,eifersüchtig auf Vanessa, weil mein Vater mit ihr mehr Zeit verbrachte als mitmir? Eifersüchtig war man doch nur, wenn man verliebt war, oder? Ich war abernicht verliebt. Und dennoch zog es in der Brust, wenn ich die Beiden zusammensah. Vor einigen Tagen wäre ich froh gewesen, dass Max mich in Ruhe ließ, aberjetzt. Jetzt war es anders. Ich hatte mir fest vorgenommen Vertrauen zu ihmaufzubauen und meine sture Art wenigstens zeitweise beiseite zu schieben. Undwas hatte ich davon? Nichts. Ich saß hier mit einem Napoleon Komplex besessenemPitbull in unserem Tourbus und lauschte meinen lächerlichen Teenager Gedanken,die sowieso niemand ernst nahm, wenn ich sie erzählte. Es war deutlich die Nervositätauf dem Gelände zu spüren, die jedes der Teammitglieder in sich trug und wieein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend lief. Es würde gleich losgehen.Eigentlich hatte ich vor gehabt Max noch einmal Mut zu zusprechen, bevor er aufdie Bühne ging und die zahlreichen Fans begeisterte, doch nach einigenÜberlegungen musste ich feststellen, dass Vanessa diesen Job wohl gerneübernehmen würde. „Na ihr Beiden, alles fresh?" Fragte Rico, der uns einenkurzen Besuch abstattete und mich aus meinen Gedanken riss. „Ja, alles totalklasse. Alle dürfen an der Tour teilhaben, nur wir beide müssen hier versauern."Tuko stimmte mir winselnd zu und legte seinen Kopf schmollend auf meinen Schoß.„Du nicht. Nur Tuko." Stellte Rico klar und kramte nach etwas brauchbaren imKühlschrank. „Uns gibt es nur im Doppelpack." Erwiderte ich stur und verschränktedie Arme vor der Brust. „So funktioniert das hier aber nicht." Rico warf mireinen Energy Drink zu und setzte sich gegenüber von uns auf eines der Betten. „BeiMax und dem Biest funktioniert das doch auch." Rico schüttelte lachend denKopf, bevor er seinen Energy öffnete und einige Schlucke trank. „Du hörst dichan wie ein eifersüchtiges Fangirl oder so." Mit einem herablassenden Blick sahich meinen Gegenüber stur an. Diese Reaktion hatte ich erwartet. Aber nichtunbedingt von Rico. „Hör zu, Jacky. Ich mag Vanessa auch nicht sonderlich, abersie ist nun mal teil des Teams." Ich schwieg. Was sollte ich dazu schon sagen?Ich mochte dieses Weib nicht. Punkt. Egal ob das vernünftig war oder nicht.
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Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko
FanfictionJacky. Sie wurde geschlagen, verachtet und bespuckt. Ihr bester Freund hat sich das Leben genommen. Sie kommt ins Heim und lebt mit ihren zurückgebliebenen Wunden der Vergangenheit. Sie will aufgeben, doch dann kommt er. Maximilian Diehn. Ihr Vater...