Chrysis hatte meinen Bruder.
Es bestand kein Zweifel mehr.
Ich fragte mich ob das heute Nacht wirklich ein Traum gewesen war.
"Carmen, wurde irgendwo ein Würfel oder etwas in die Richtung gefunden?", fragte ich und konnte nicht verhindern, dass die Befürchtung sich um meine Luftröhre schlang wie eine Würgeschlange.
"Ein Würfel?", erwiderte Grigorios mit hochgezogenen Augenbrauen.
Ich sah ihn an. "Wie meinst du das?"
"Es war nicht nur einer, sondern es waren vierundzwanzig", antwortete Carmen für ihn. "Die Würfel stehen für insgesamt drei Personen."
Ich sah zu Grigorios und bemerkte erst jetzt sein schwarzes Hemd unter seiner hellgrauen Weste. Dann war das also der Preis für sein Geständnis gestern?
Ich konnte wirklich nicht sagen, ob ich das gut fand oder nicht."Okay, also drei Personen und vierundzwanzig Würfel", murmelte Blake. "Sonst noch irgendwas auffälliges?"
Grigorios zuckte mit den Schultern. "Na ja", fing er an.
"Die Würfel sind alle nur an einer Seite beschrieben und so kommen unverkennbar drei Geburtsdaten dabei raus", erklärte Derrick, der sich jetzt auch zu uns gedreht hatte. "Einmal der 24. Februar, dann der 29. Oktober und dann der 17. November."
Der 17. November war mein Gbeurtstag und der 29. Oktober war Blake sein Geburtstag.
Aber zu wem gehörte der 24. Februar?
"Sie sind also immer noch hinter Blake und mir her", murmelte ich leise. Natürlich waren sie hinter mir her.
Ich seufzte. "Wir sollten vielleicht erstmal die Frage klären, warum ausgerechnet Blake und ich auf ihrer Liste stehen", bemerkte ich. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir die einzigen Schüler mit einer gespaltenen Herkunft sind."
Grigorios sah von mir zu Blake und wieder zu mir.
Irgendetwas ging in seinem Kopf vor.
"Wenn du eine mögliche Antwort hast, dann sprich", befahl Blake ihm mit einem Tonfall so kalt wie Eis.
"Könnt ihr von euren beiden Elternteilen, die Gaben einsetzen?", fragte Grigorios nach ein paar Momenten des Zögerns. "Oder nur von einem?"
Ich ging in meinen Erinnerungen zurück. Ich hatte immer nur die Telekinese von meiner Mutter benutzt, die Gabe der Amazonen. Ich wusste auch noch nicht einmal, was die Gabe der Samurai war.
"Nur die meiner Mutter", antwortete ich. "Was ist überhaupt die Gabe der Samurai?"
Grigorios sah mich an als würde ich Scherze machen. "Hast du schon einmal zwei Samurai gegeneinander kämpfen sehen?", fragte er mich. "Vorzugsweise mit Schwertern."
Ich schüttelte den Kopf, außer das eine Mal in London, wo Rokuro unseren Onkel von mir ferngehalten hatte.
"Okay, das sollten wir nach holen", bemerkte Grigorios und sah sich um. "Sora", rief er als er eine Samurai entdeckte und winkte sie zu sich.
Sie kam zu uns und begrüßte mit einem warmen Lächeln. "Hey, was gibt es?"
"Ivory hat noch nie zwei Samurai mit einander kämpfen sehen", erklärte Grigorios für mich. "Hättest du kurz Zeit?"
Sora sah mich erstaunt an und nickte dann. Ich sah wie sie den größten Samurai der Schule - auch der größte Samurai den ich kannte - zu uns rief und ihn zu einem kleinen Duell herausforderte.
Der große Samurai gab nach und wir gingen zu fünft in die Trainingshalle.
Ich versuchte mir nicht zu sehr anmerken zu lassen, dass ich heute Nacht vermutlich hier gewesen war. Sora dehnte sich neben mir. "Hat dir dein Vater wirklich nie erzählt, was er kann?", fragte sie mich.
Ich nickte. "Ja, hat er nicht."
"Na dann, bin ich mal auf eine Meinung gespannt", meinte Sora und holte sich von den Waffen an der Wand eins der Schultrainings-Schwerter.
Der große Samurai hatte sich schon eins geholt und die beiden nickten sich zur Begrüßung zu und deuteten eine leichte Verbeugung an. Am Anfang kamen meine Augen, noch sehr gut mit. Doch nach spätestens fünf Minuten nahm ich den Kampf nur noch über das Geräusch von sehr regelmäßig aufeinander treffenden Schwertern wahr.
Kaum war der eine Schlag halb verklungen folgte der nächste.
Meine Augen kamen nicht mehr wirklich mit.
Ich sah zu Blake und Grigorios. Die beiden schienen den Bewegungen zumindest etwas besser folgen zu können als ich.
Das war also die Gabe der Samurai: dass sie eine enorme Geschwindigkeit erreichen konnten.
"Wer ist schneller?", fragte ich Grigorios und Blake.
Blake kniff die Augen zusammen. "Hmm", machte er nachdenklich.
"Sora", antwortete Grigorios mir und sah mich tatsächlich kurz an und vom Kampfgeschehen weg, bevor er beide Arme hob. "Das reicht", rief er.
**Was denkt ihr was Chrysis vorhat oder warum sie hinter Blake und Ivory her sind?
Morgen kommt noch ein Kapitel.
Liebe Grüße,
Julia**
DU LIEST GERADE
School of Warriors - Rising Flame (Abgeschlossen)
FantasyZweiter Teil von School of Warriors. •~~ ◇ ~~• Ivory hat es geschafft, Blake zurück an die Schule zu bringen. Doch die Gefahr ist noch lange nicht gebannt. Der Feind ist noch immer da draußen und wartet nur darauf wieder zu schlagen zu können. Als I...