Kapitel 55: 'Zabat'

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Grigorios:

Gegen sechs Uhr fuhr ich aus dem Schlaf. Nicht zum ersten Mal diese Nacht.

Doch ich hatte so langsam genug davon wieder und wieder einzuschlafen, nur um wieder aus dem Schlaf zu fahren.

Mein Plan, den ich Ivory und Blake vorgeschlagen hatte, beschäftigte mich. Es war ein guter Plan, der uns Informationen bringen würde zweifelsohne.

Doch er hatte diesen bitteren Beigeschmack.

Ich stand auf und streckte mich aus.

Da ich ohne T-Shirt geschlafen hatte, konnte ich die Narbe sehen, die ich von meinem Bruder hatte.

An meiner linken Seite, knapp über meiner Hüfte.
Damals war ich gerade noch so entkommen.

Ich streifte mir meine Hose ab und schlüpfte in eine dunkle Jeans, ein graues Shirt und eine Kapuzenjacke, dann holte ich meine Zigaretten.

Wenn ich noch länger in meinem Zimmer blieb würde ich noch wahnsinnig werden.

Ich zog meine Schuhe an und blieb stehen.

Für einen Moment fragte ich mich ob ich das wirklich machen wollte.
Ich biss die Zähne zusammen, hob meinen Kopf und griff nach der Pistole, die die ganze Nacht neben mir im Bett gelegen hatte.

Und wie.

Ich trat auf den Schulflur und musste meine Augen zusammen kneifen.
Ich war zu unausgeschlafen für so viel Licht.

Leise ging ich in Richtung der Treppe.

Als ich an der Treppe war schloss ich für einen Moment die Augen und lauschte.

Es war nichts verdächtiges zu hören.

Doch ich wusste einfach, dass ich nicht umsonst aufgestanden war.

Ich öffnete meine Augen und schlich die Treppe herunter, möglichst darauf bedacht mich im Schatten aufzuhalten.

Dann näherte ich mich einer Tür, die zu einer besonders schattigen Stelle des Schulhofes führte und öffnete sie kaum hörbar.
Ich trat durch die Tür nach draußen in den kalten Herbstmorgen.

Ich atmete tief die frische Luft ein, bevor ich mich gegen den nächsten Baum lehnte und eine Zigarette herausholte.

In dem Moment legte sich ein Messer gegen meinen Hals.

Wie ich gewusst hatte, dass er hier draußen war.

"Hast du wenigstens Feuer für mich, wenn du mich schon störst, Aristeo?", fragte ich leise und ließ hervor hören, dass ich in alles anderer als einer guten Stimmung.

Das Messer entfernte sich nicht von meinem Hals, doch mein ältester Bruder trat neben mich und streckte mir den Zeigefinger hin, über dem eine kleine Flamme tanzte.
"Aber klar doch, Grigorios", antwortete er mir.

Ich zündete meine Zigarette an und betrachtete die kleine Flamme.

"Süß", bemerkte ich abfällig. "Wie viele Monate Training hast du dafür gebraucht?"

Sofort wurde der Blick von Aris finster.

Ich hatte schon immer das Feuer besser kontrollieren können als er und er hatte das schon immer gehasst.

Das Leben ist eben unfair, großer Bruder, dachte ich mir im Stillen.

"Was hast du so getrieben, seit dem wir in Manhattan heraus gekriegt haben wer von uns der skrupellosere ist, kleiner Halbbruder?", fragte Aris mich. "Wie geht es deiner Kleinen. Wie hieß sie nochmal?"

"War hier und da", erzählte ich. "Hab mich schon gefragt wann ich dich wiedersehe."
Die Frage nach Freya ignorierte ich.

Ich nahm einen Zug meiner Zigarette.

"Ist es eigentlich genauso befriedigen Leute zu beschützen, wie sie um die Ecke zu bringen?", erkundigte mein Bruder sich.

Natürlich hatte diese Frage kommen müssen und ich sollte sie bei meinem Leben richtig beantworten.

Ich zuckte mit den Schultern. "Nein, ist es nicht."

Ich bemühte mich darum meine Stimme neutral zu halten und nichts was mich verraten würde raus zu bringen.

"Du kannst dich mir wieder anschließen", bot mein Bruder widerwillig an. "Du hast Fähigkeiten, die wir brauchen können." Ohja, er hatte mir immer noch nicht vergeben.

"Wir?", fragte ich möglichst irritiert, obwohl ich die Antwort schon kannte.

"Chrysis."

"Chrysis und du", wiederholte ich.

"Natürlich unter einer Bedingung", bemerkte er.

Ich ahnte was er von mir verlangen würde. Da gab es genau eine Sache und diese war einfach zu offensichtlich.

"Die wäre?", fragte ich möglichst neutral.

"Du wirst uns mitteilen müssen wo die Beerdigung ist", antwortete mein Bruder und gab mir damit die Antwort mit der ich gerechnet hatte.

"Ich weiß es auch nicht", erklärte ich. "Wobei es gut sein kann, dass ich es noch heute erfahre."

"Wir werden uns heute Abend vermutlich nochmal sehen", meinte  Aris schulterzuckend, doch ich konnte die Drohung heraushören.

Mit den Worten ließ mein Bruder mich allein und ich nahm einen tiefen Zug meiner Zigarette.




**Kann das gut gehen und was könnte passieren?

Liebe Grüße
Julia**

School of Warriors - Rising Flame (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt