Bleiben oder gehen?
Elaine
Mein Kopf pochte wild, als ich wieder zu mir kam und mich dabei mühsam umsah. Ich fand mich im Wohnzimmer der Cullens wieder, wo ich sofort in die besorgten Gesichter meine Geschwister schauen konnte.
»Lainy!«, rief Seth erleichtert, als er bemerkt hatte, dass ich wach geworden war. Auch wenn seine Sorge um mich lieb gemeint war, sagte er meinen Namen dennoch viel zu laut, was nicht gerade zur Besserung meiner Kopfschmerzen beitrug.
Im nächsten Moment war bereits Edward an seiner Seite. »Ruhig Seth. Ihr Kopf hat ganz schön was abbekommen«, ermahnte er ihn in einem ruhigen Ton und legte ihm dabei eine Hand auf die Schulter. Zum allerersten Mal war ich froh darüber, dass Edward Gedanken lesen konnte, denn in dieser Situation erleichterte es mir einiges. So lächelte er mir einmal kurz zu, ehe er seinen Blick auf meinen Bruder richtete. Dieser drehte sich zu Edward und nickte ihm leicht zu.
»Na Lainy. Wie geht es dir?«, fragte schließlich meine Schwester und kniete sich dabei vor die Couch, auf der ich lag. Ich betrachtete sie kurz und stellte dabei sofort fest, dass sie total durch den Wind war. Wie lange war ich denn bewusstlos gewesen?
Ich probierte kurz mich aufzurichten, spürte aber sofort die kalten Hände, die mich vorsichtig wieder auf die Couch zurück drückten. Innerlich schreckte ich zusammen und musste automatisch an den Halb-Vampir denken, welcher mich zu Boden gedrückt hatte. »Du solltest liegen bleiben«, kam es von Bella. Wieso konnten sie mich denn nicht einmal kurz in Ruhe lassen, damit ich richtig zu mir kommen konnte.
Schließlich erinnerte ich mich daran, dass mir Leah mir eine Frage gestellt hatte. »Den Umständen entsprechend, denke ich«, murmelte ich schwach und begegnete kurz dem kritischen Blick von Edward. »Wie lange.. war.«
»Ungefähr eine Stunde. Carlisle meinte, dass es sehr kritisch wäre, dass du so lange bewusstlos warst, weshalb du auch liegen bleiben solltest.« Er hielt kurz inne. »Du hast zwei gebrochene Rippen und dein Rücken ist geprellt, aber morgen wirst du schon wieder fast fit sein. Dafür solltest du dich jedoch heute schonen«, erklärte er schließlich in einem ruhigen, aber ernsten Ton.Ich nickte leicht zur Zustimmung und sah die vier dann kurz nacheinander an. Fragen schossen mir in den Kopf, weshalb ich nicht lange zögerte diese zu stellen. »Wo sind die Anderen? Ich muss mit Carlisle reden!« Die Worte des Vampirs kamen mir wieder in den Sinn.
»Ich erledige das, Elaine. Du wirst liegen bleiben.« Es erinnerte mich an Jakes Befehle, nur dass bei Edward dieser gewisse Unterton fehlte.
Eigentlich wollte ich noch etwas erwidern, doch da war er schon verschwunden. »Wo ist Jake?« Normalerweise ist er einer der Menschen, die mir nicht von der Seite weichen, wenn mir etwas passiert. So war es bereits als man mir die Mandeln entfernt hatte, als ich zehn Jahre alt war, aber dass er in solch einer Situation nicht bei mir war, verwirrte mich.
»Krisensitzung mit unserem Rudel, Sams kompletten Rudel und den Rest der Cullens«, erklärte mir mein Bruder dieses Mal in einen leiseren Lautstärke.
Krisensitzung mit den beiden Rudeln, sowie dem gesamten Cullens Clan? Noch nie war das vorkommen. Es war ja schon schwierig beide Rudel zusammenzubringen, aber dann noch mit den Vampiren. Es war Ernst. Verdammt Ernst. Was mich dabei etwas nervös machte, war die Unwissenheit darüber, ob es um den Angriff auf mich ging oder das die Vampire ohne Probleme erneut in unsere Gegend kamen.
»Wieso seid ihr nicht da?« Im Nachhinein war mir klar gewesen, wie dumm diese Frage eigentlich war. Sie waren meine Familie. Selbst Bella, durch die Beziehung meiner Mum mit ihrem Dad.
So konnte ich auch gleich erkennen, wie Leah ihre Augen verdrehte. »Sei nicht albern. Ich würde niemals so eine dämliche Zusammenkunft mit Sams Rudel besuchen, wenn du verletzt bist, Kleines«, entgegnete sie mit einem vorwurfsvollen Unterton. »Außerdem muss ja jemand aufpassen, dass du liegen bleibst«, fügte sie noch frech grinsend hinzu.
Ich zwang mich zu einem Lächeln, wobei dieses eher schief wurde, da meine Stimmung im Moment echt nicht die Beste war. »Ist das Gespräch aber nicht gerade ein wenig wichtiger? Es geht schließlich um unsere Zukunft«, merkte ich dann in einem besorgten Ton an und sah dabei weiterhin zu meiner Schwester.
»Unsere Zukunft wird da sein, wo unsere Familie ist und du weißt genau, dass wir alles tun um diese zu schützen. Aber im Augenblick geht deine Gesundheit vor. Weißt du wie sich Mum gerade Sorgen macht? Wir mussten versprechen alle zwei Stunden Bescheid zugeben, wie es dir geht.« Das war typisch Mum. Sie war einfach eine so wundervolle und warmherzige Mutter, die so gut wie alles für ihre Kinder machen würde und so machte sie sich jedes Mal enorme Sorgen, wenn einer von uns verletzt war.
Leise seufzte ich. »Ihr habt es ihr erzählt? Sie wird keine Ruhe mehr geben!«, beschwerte ich mich so gut es nur möglich war, ohne dass mein Kopf noch wilder begann zu pochen.
»Das mussten wir, schlie-« Sie wurde von lautem Gerede, welches aus dem Vorgarten des Hauses kam unterbrochen.
»Das geht so nicht! Wir müssen etwas unternehmen!«, brüllte jemand und ich war der Meinung, nein, ich war mir zu neunundneunzig Prozent sicher, dass es sich dabei um Jake handelte.
Beruhigt sah ich zu meinen Geschwistern. »Was ist da los?«, fragte ich und als Antwort bekam ich lediglich ein Schultern zucken. »Wenn das so ist, werde ich es selbst herausfinden«, murmelte ich und probierte mich langsam aufzurichten, wobei mich sofort ein Schmerz durchzuckte. Augenblicklich spürte ich auch wieder Bellas Hände, diese schob ich dieses Mal jedoch gleich weg, auch wenn es Schmerzen mit sich brachten. »Lass mich«, knurrte ich leise.
»Bleib liegen, Lainy«, forderte mich Leah auf. Ich schüttelte einfach nur meinen Kopf, während ich mich langsam und unter enormen Schmerzen aufrichtete. Es war mir egal, was sie dagegen unternehmen wollten, aber ich wollte jetzt wissen, was da unten los war.
»Du hast zwei Möglichkeiten, Leah. Entweder du lässt mich jetzt einfach runtergehen oder du hilfst mir dabei, aber ich werde jetzt da runter gehen«, sagte ich streng und mit ernster Miene.
Ein leises Stöhnen ging von ihr aus. Dann kam sie aber zu mir und legte einen Arm um mich, sodass ich von ihr gestützt wurde. Zwar war es so um einiges einfacher sich den Weg nach unten zu bahnen, jedoch war es nicht schmerzfrei.
Die Treppen waren dabei das Schlimmste und ich hatte das Gefühl, dass es eine halbe Ewigkeit dauerte bis wir unten angekommen waren. Aus diesem Grund war ich umso erleichterter als wir unser Ziel erreichten und vor der größeren Menge Wolfswandler und den Cullens standen.
Im ersten Moment bemerkten sie uns nicht, weshalb Sam, Jake und Carlisle ihre hitzige Diskussion über ihr weiteres Vorgehen fortfuhren. Anscheinend spielte Carlisle tatsächlich mit den Gedanken fortzugehen, während Sam nicht gehen wollte. Dann nahmen sie Kenntnis von mir und alle Blicke richteten sich auf mich. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass meine Stimme Ausschlag geben sein wird, denn ich war diejenige, die von diesen Vampir und dem Halb-Vampir angegriffen worden war. Es ermöglichte mir die Entscheidung für drei Familien zutreffen, die keinen stärkeren Zusammenhalt haben konnten und auch wenn ich wusste, dass Sams Rudel nicht gerne mit Vampiren Seite an Seite kämpfte, wusste ich nur ganz sicher eines.
»Wir müssen kämpfen! Es ist unsere Heimat, unser Zuhause, dass wir verteidigen müssen. Dieser Clan hat kein Recht uns zu vertreiben und das müssen wir ihnen deutlich machen!«
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WolfsBlood
FanfictionZwei Jahre nach dem Tod ihres Vaters verwandelt auch Elaine Clearwater sich zum ersten Mal und muss sich nun langsam an ihr neues Leben gewöhnen. Ihre Geschwister unterstützen sie dabei so gut es nur geht. Schnell jedoch muss Elaine feststellen, das...