Die Sache mit der Prägung

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Die Sache mit der Prägung

Elaine

Benommen ließ ich mich auf der Couch nieder, legte meine Ellenbogen auf die Oberschenkel und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Wie ich schaffte ich es nur mich so sehr in die Scheiße zu reiten? Ich wollte doch nichts weiter, als ein normales Leben ohne irgendwelche übernatürlichen Wesen. Ohne diesen ganzen Mist. Ich aber, schien ja alles gerade zu magisch anzuziehen. Egal wie sehr ich probierte mich von alle dem fernzuhalten. Es half einfach nichts, denn am Ende wurde es nur noch schlimmer. Sollte ich vielleicht den Tatsachen ins Auge sehen? Sollte ich mich vielleicht einfach diesen Tracker stellen. Denn über eines war ich mir im Klarem. Ich würde nicht zulassen, dass jemand sein Leben für mich ließ.

»Elaine. Du solltest-« Nein, ich wollte jetzt nicht Edwards ach so tollen Ratschläge hören. Nein, diese konnte ich im Augenblick absolut gar nicht brauchen.

»Nein. Lass mich« , fauchte ich in meine Handflächen hinein. ›Verschwinde einfach aus meinen Kopf. Verschwinde daraus! Es sind meine Gedanken. Meine!‹ , fügte ich in meinem Kopf hinzu.

Es wurde mir einfach alles zu viel. Der fremde Clan. Der Tracker. Der bevorstehende Kampf. Dieser Halb-Vampir. ›Damon‹ , hallte es in meinem Kopf. ›Sein Name ist Damon.‹ Ich musste aufhören an ihn zu denken. Musste seine leuchtenden grünen Augen aus meinen Gedanken verbannen. Er hatte nichts in meinen Kopf zu suchen! Alles an was ich momentan denken sollte, war dieser Kampf. Der Kampf gegen seinen Vater.

»Kleines« , begann Jake, doch ich wollte nicht. Ich brauchte mein Ruhe. Wollte endlich mal einen klaren Gedanken fassen können, jedoch sah ich mich durch diese Unterbrechungen und die ganzen Blicke, welche auf mich ruhten, nicht in der Lage dazu.

Entmutigt hob ich meinen Kopf und bewegte ihn langsam nach links, dann nach rechts und wiederholte diese Bewegung einige Male. »Ich glaube, ich gehe mich hinlegen« , murmelte ich schwach und erhob mich sogleich von der Couch. Ohne auf eine mögliche Antwort zu warten, machte ich mich zielstrebig auf den Weg in das Gästezimmer, wo ich die Tür hinter mir abschloss. Mir war zu gut bewusst, dass dies sie im Ernstfall nicht abhalten würde, aber so gab ich ihnen zumindest zu verstehen, das ich alleine sein wollte. Für mich allein.

Niedergeschlagen ließ ich mich auf das Bett fallen und fasste mir automatisch an die Rippe, weil diese bei der Berührung mit dem Bett zu schmerzen begann. Solch ein Bruch war ja schon beinahe lästiger, als ein blauer Fleck.

Leise seufzte ich in das weiche Kissen hinein. Die Vorstellung gegen Damon kämpfen zu müssen, schien mich innerlich zu zerreißen. Dabei spielte es keine Rolle, ob ich ihn vorher ohne mit den Wimpern zu zucken getötet hätte, aber jetzt? Jetzt war alles anders. Durch dieses blöde Gen, was die Prägung bei mir verursachte, würde ich es jetzt nicht mehr schaffen ihn auch nur ein Haar zu krümmen. Egal wie sehr ich es auch wollte.

Ich konnte es nicht mehr.

Viel mehr hatte ich das Verlangen ihn zu schützen. Ihn zu schützen vor meiner Familie und den Cullens. Für ihn würde ich mich gegen meine Familie stellen und dies nur wegen dieser bescheuerten Prägung. Die mich zwang diesen Halb-Vampir, als das wichtigste in meinem Leben wahrzunehmen.

Wie konnten die Anderen die Prägung als etwas schönes empfinden? Sie band sie einfach an eine x-beliebige Person. Nur weil diese dein angeblicher Seelenverwandte sein sollte. Dabei wurde nicht mit einkalkuliert, dass die Familie von der Person auf die du dich prägst, dich umbringen wollte.

Und ich probierte ihn zu hassen. Ihn zu hassen und zu verfluchen, doch ich konnte es einfach nicht und auch obwohl er mir weh getan hatte, fühlte ich mich dennoch zu ihm hingezogen. Ich konnte einfach nichts daran ändern und das machte mich wütend, traurig und verzweifelt zu gleich. Meine Gefühle bildeten ein riesengroßes und unaufhebbares Chaos, welches mich beinahe zu Boden reißen tat. Und weswegen? Auf Grund dieser abartigen und unfreiwilligen Prägung. Sie wollte mir einfach ein Gefühl andrehen, welches ich nicht verspüren wollte. Nicht bei ihm. Wie viel ich im Augenblick dafür geben würde das Geschehene zu ändern.

Hätte ich diese Möglichkeit gehabt, hätte ich mich gegen das Treffen entschieden und ihn irgendwie im Kampf gemieden. Ich hätte gewartet bis einer meiner Geschwister oder einer der Cullens ihn getötet hätten. Alles wäre einfach besser gewesen, als der jetzige Verlauf der Dinge. Und damit meine ich wirklich alles.

Doch ich konnte es nicht ändern. Ich müsste irgendwie damit klar kommen. Vielleicht könnte ich ja einen der Cullens dazu bringen ihn zu töten, wenn es zu einem Kampf kommt. Rosalie würde dies sicherlich mit Vergnügen erledigen, denn ihr wäre bewusst, dass es mich trotzdem verletzen würde. Sein Tod würde nicht einfach so an mir vorbei gehen, doch war er eine Gefahr für meine Familie und mich. Schwer würde es mir alle Male fallen, dennoch musste ich mich im Ernstfall für meine Familie entscheiden. Für die Menschen, die ihr Leben für mich riskieren.

Damon war ich bestimmt so oder so egal. Für ihn war ich doch nur ein Ziel, welches von seinem Vater gejagt wurde. Es würde ihn nicht scheren, ob ich verletzt werde. Schließlich hatte er bereits zu einem Großteil meiner Verletzungen gesorgt. Die Entschuldigung dafür wollte ich ihm auch nicht abkaufen. Er hätte es doch nicht tun müssen und doch hatte er sich dafür entschieden.

Was ist, wenn er aber versuchte nur seinen Vater zu schützen? Und auch wenn dieser Tracker ein blutrünstiges Monster war, war er immer noch sein Vater. Für meinen hätte ich auch alles getan. Wahrscheinlich wäre ich sogar über Leichen gegangen, wenn es hätte sein müssen. Vielleicht war dies genau der Fall bei Damon. Seine Mutter war wahrscheinlich tot. Somit hatte er doch nur noch seinen Vater und den Clan. Dabei schien der Clan, aber keinen sonderlich großen Zusammenhalt zu haben. Was ist, wenn dieser Tracker die einzige Person war, die er hatte?

Hatte Damon überhaupt eine Wahl?

Er war doch mit diesem ganzen Mist aufgewachsen, musste seinem Vater bestimmt schon öfters helfen, aber was sagte mir, dass er es aus komplett freien Stücken machte? Was ist, wenn er dem Einfluss eines Vaters untersteht. Wenn dieser zu dominant war, wobei es sich nicht gerade um eine sehr unwahrscheinliche Vermutung handelte. Eventuell benötigte Damon einfach nur jemanden, der ihm die andere Seite des Lebens zeigte. Eine Seite ohne Mord.

Was dachte ich da? Ich machte ihn zu jemanden, der die Situation nicht richtig verstand. Ließ ihn unschuldig erscheinen, doch wollte ich es noch nicht einmal wagen, mir vorzustellen an wie viele Tode er Mitschuld hatte oder sogar die gesamte Schuld trug. So würde ich es mir nur noch viel schwerer machen. Ich musste ihn als Monster wahrnehmen. Als Blutsauger genau wie sein Vater. Er müsste der Böse bleiben. Nur so konnte ich es mir gut reden, wenn er im Kampf getötet werden würde. So wäre es vielleicht einfacher für mich.

Könnte ich aber überhaupt damit leben, wenn die Person stirbt, auf die ich mich geprägt hatte? Würde ich mein Leben einfach so fortführen können, wie ich es tat, bevor dieser ganze Albtraum begonnen hatte? Ich war mir dem nicht sicher. Dazu kannte ich auch niemanden der seine Prägung verloren hatte. Doch hatte ich die Möglichkeit Jakes Vater zu fragen. Vielleicht kannte er ja eine Geschichte über einen Wolfswandler dessen Prägung getötet worden ist.

Ein Versuch wäre es wert. Da stellte sich nur die Frage, wann ich wohl das nächste Mal Billy sehen würde. Wann würde ich die Gelegenheit erhalten ihn zu fragen? Würde ich überhaupt noch die Chance dazu erhalten? Keiner von uns wusste schließlich wann es soweit sein würde. Wir wollten nicht den ersten Schritt machen, da wir noch immer hofften, dass wir einem Kampf entgehen könnten. Keiner von uns mit Ausnahme von Emmett und Paul, die für ihr Leben gerne Kämpfe ausfochten, wollte dass es soweit kam.

Als schlau empfand ich diese Methode nicht gerade, denn so konnte der Tracker seinen Angriff genau Planen. Er konnte uns überraschen, außer Alice würde eine Vision erhalten. Wir wären ausgeliefert und auch vielleicht gar nicht alle wirklich bereit. Das Risiko, dass jemand von uns verletzt würde, schätzte ich so auch viel höher ein. Angriff war bei diesem Clan die beste Verteidigung, doch überzeuge davon Vampire, die nicht viel von Gewalt halten. Du hättest nicht den Hauch einer Chance.
Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich sofort in den Kampf ziehen. Ich würde für das Leben meiner Familie und der Cullens kämpfen, damit diese sich nicht für mich opferten. Ich würde alles dafür geben. Wäre da nicht die Sache mit der Prägung, die meine Welt nun komplett auf den Kopf zu stellen schien.

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