Stammestreffen [Teil II]

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Stammestreffen [Teil II] 

Elaine

Wir hatten uns am Lagerfeuer niedergelassen und warteten nun darauf, dass auch die restlichen Rudelmitglieder Platz nahmen. Neben mir hatten sich Jake und Seth niedergelassen. So müsste ich nun wenigstens nicht irgendjemanden etwas erzählen.

Collins Blicke durchlöcherten mich beinahe und ich wusste, dass er mich am liebsten die gesamte Zeit über alles mögliche ausfragen wollte. Umso dankbarer war ich, dass mein Bruder und mein Lieblings-nicht-Bruder neben mir saßen. 

Dann begann Billy bereits von unseren Legenden zu erzählen. Ich liebte es noch heute wie er sie erzählte, auch wenn ich mir manchmal wünschte, dass es wirklich nur Legenden wären. Ohne diese hätten ich nicht diesen ganzen Mist, der jetzt passierte. Ich müsste mir keine Sorgen machen, dass im Kampf einer stirbt. Es wäre so viel einfacher.

Sie verdeutlichten immer den Zusammenhalt unseres Stammes und unsere Stärke. Nie hatte ich mir wirklich Gedanken über die Gefahren gemacht, die sie mit sich brachten. Heute hatte ich eine eindeutig neue Sichtweise auf die Legenden erhalten. So schön sie auch für mich als kleines Mädchen geklungen haben, heute waren sie nicht mehr dieselben. Ich kannte die Grausamkeit, die es mit sich brachte als Wolfswandler zu leben.

Gedankenverloren starrte ich in die tanzenden Flammen des Lagerfeuers. Die Bewegung des Feuer hatte eine beinahe hypnotisierende Wirkung auf mich, sodass ich es nicht schaffte meinen Blick von dieser Naturgewalt zu lösen. So viel Schaden konnten solche kleinen Flammen anrichten. Innerhalb von Sekunden konnte es sich in Windeseile ausbreiten. Innerhalb von Minuten konnte es Leben auslöschen und innerhalb von Stunden ganze Fläche verwüsten. Dabei entsteht es durch solch eine kleine Flamme. Eine kleine und so kontrolliert scheinende Flamme, die einem in der Kälte Wärme schenkt und in der Dunkelheit Licht. Kaum vorstellbar, dass so eine Gefahr, gleichzeitig auch solch eine Hilfe für einen sein konnte.

Feuer hatte aber noch weitere gute Dinge an sich. So vernichtete es die Blutsauger für immer sobald sie mit diesem in Berührung kamen und wäre es nicht eine Gefahr für die Cullens, würde ich ja beinahe vorschlagen, dass wir diesen Tracker mit seinen Leuten einfach einkreisen und einen Feuerring bilden, welchem sie nicht entkommen können. Es wäre so viel einfacher, als ein Kampf.

Leider scheint jedoch nichts daran vorbeizuführen. Wenigstens konnte ich Seite an Seite mit meinen Geschwistern und den Cullens kämpfen, als eine große Gemeinschaft. Nein, als Familie, denn auch wenn es nicht alle wahrhaben wollten, waren wir mit den Cullens enger verbunden, als wir immer dachten. Wir kämpften eigentlich jedes Mal Seite an Seite, hatten eine Prägung auf eine der Cullens und unterstützten uns, wo wir nur konnten.

Ich wusste nicht, wie ich damit leben sollte, wenn irgendwem von uns etwas bei einem Kampf geschah. Es war schließlich alles wegen mir. Nur weil dieser gottverdammte Tracker es auf mich abgesehen hatte. Was war an mir schon besonders? Ich war ein dummes Mädchen, was mit ihrem Dasein als Wolfswandler unzufrieden ist. Eigentlich war ich doch total uninteressant! Selbst Leah hatte eine spannendere Persönlichkeit, als ich sie je haben würde. Wieso also ausgerechnet ich? Natürlich würde ich am Ende lieber selbst sterben, als irgendein Familienmitglied zu verlieren. 

»Elaine?« Die Stimme meines Bruders riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte die Erzählungen von Billy verpasst. Die Anderen waren auch bereits wieder am Strand verteilt. Wie konnte ich nur so unaufmerksam sein?

Mein Blick glitt zu Seth.  »Ja?« Mir war klar, dass dies absolut nicht die beste Antwort gewesen war, aber es war besser als gar nichts.

Besorgt sah er mich mit seinen braunen Augen an und kniff diese dabei leicht zusammen.  »Möchtest du auch was Essen? Die Jungs plündern gerade alles und werden sicherlich nichts übrig lassen« , teilte er mir nun mit einem leichten Grinsen mit. 

Eigentlich würde ich zu Essen nicht nein sagen, doch im Augenblick hatte ich einfach keinen Hunger. Vielleicht lag es an der Situation oder einfach weil ich keinen Appetit verspürte. 

»Nein, danke. Geh du ruhig essen. Ich werde mich zu den Anderen am Wasser gesellen« , lehnte ich lächelnd ab und stand dann auf. Kurz nickte mir mein Bruder zu, ehe er sich seinen Weg zu den Anderen beim Essen bahnte. Ich lief den Strand ein Stück entlang und musste mich förmlich durch den feinen Sand kämpfen, da meine Schuhe immer wieder aufs Neue versanken.

Schließlich erreichte ich die kleine Gruppe. Sam, Jared und Jake hatten sich etwas abseits von den Anderen im Sand niedergelassen. Weiter entfernt saßen Kim, Rachel und Emily, die die kleine Claire beobachte. Das kleine Mädchen stolperte durch den Sand und versuchte Quil zu entkommen, der sie zu kitzeln versuchte.

Zielstrebig lief ich auf die drei Jungs zu und erhielt sofort ihre gesamte Aufmerksamkeit, während ich mich neben Jake setzte. »Wie fandest du hat Billy die Legenden dieses Mal erzählt?« Die Frage kam von Sam und mir war augenblicklich bewusst gewesen, worauf er hinaus wollte. Es war also nicht unbemerkt geblieben, dass ich nicht aufgepasst hatte.

Wundervoll. Was sollte Billy nur von mir halten? Die Anderen machten sich dadurch bestimmt wieder noch mehr Sorgen. Ich sollte wirklich achtsamer bleiben.

»Ihr habt es bemerkt« , murmelte ich ertappt und senkte meinen Blick.
Bestätigend nickte Sam, wobei ich spüren konnte, dass er mich ansah. 

»Es war nicht unauffällig.« Seine Stimme klang klar, aber gefühlsvoll. So redete er eigentlich nur mit Emily. »Du machst dir Sorgen, nicht wahr?«

Kaum merklich nickte ich.

»Mach dir keinen Kopf Kleines. Wir haben schon schwierigere Probleme bewältigt. Durch diesen Blutsauger wird sich nichts ändern«, probierte Jake mich zu beruhigen.

Er mag recht haben, doch was war, wenn wir ihn und seinen Clan unterschätzten? Wir wussten nicht einmal genau wie viele sie waren. Vielleicht würde ich durch das Treffen mit dem Halbvampir mehr erfahren. Ach was dachte ich da eigentlich. Wieso sollte er uns überhaupt helfen?  »Ich weiß, Jake.« Kurz hielt ich inne.  »Aber wie können wir uns je sicher sein, dass nicht doch jemanden was passiert? Ich mein, denkt doch mal an« Erneut machte ich eine Pause und schluckte leicht.  »Denkt daran, was Dad passiert ist.« Traurig betrachtete ich den Sand um jeglichen Blickkontakt zu meiden.

Ich spürte wie jemand seine Hand auf meine Schulter legte. Vermutlich handelte es sich um Jake.  »Elaine. Das mit deinem Vater war schrecklich, aber so etwas wird nicht nochmal vorkommen.« Jake klang sicher, überzeugt von seiner Aussage.  »Es wird sich nach einem Kampf nichts verändern. Wir werden noch viele dieser Abende hier so mit unserer Familie verbringen. Ich verspreche es dir.«

Egal wie sehr ich seinen Worten glauben schenken wollte und wie sehr ich mir wünschte, dass alles gut ausging, so nagte der Zweifel daran an mir.  »Versprich niemals eine Sache, die du nicht vollkommen beeinflussen kannst«, sagte ich mit gesenkter Stimme.  »Genau das sagte Dad auch immer zu mir«, fügte ich flüsternd hinzu und hoffte, dass es wenn überhaupt nur Jake hörte.

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