Die neuen Spielregeln

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Die neuen Spielregeln

Elaine

»Was siehst du dann als unsere Hauptstandpunkte, Jasper?«, fragte Seth sichtlich irritiert. Ach mein Bruder. Er verstand mal wieder die Welt nicht, während ich seine jüngere Schwester alles mit einem Mal begriff. Aber genau diese verpeilte Art liebte ich so an ihm, egal wie sie anderen auf die Nerven ging. Das machte meinen großen Bruder einfach aus.

Jasper machte eine Handbewegung, die in Sams Richtung deutete. »Entweder Sams Haus oder unser. Diese beiden Häuser stehen eigentlich unter ständiger Aufsicht von uns. Nur so werden wir Elaine genügend Schutz bieten können«, klärte er nun meinen Bruder auf. Fabelhaft. Für mich würde das nur bedeuten, dass ich noch mehr unter Kontrolle der anderen stand. Und solange der Vampir hinter mir her war, würde ich eigentlich kaum noch Zeit für mich haben.

»Wir sollten uns überlegen wie wir vorgehen und vor allem, wie es auch für Lainy in Ordnung ist«, meldete sich Jake zu Wort. Ja, mittlerweile kannte er mich viel zu gut. Er versuchte den Anderen gleich deutlich zu machen, dass man mich mit in die Planung für meinen Schutz mit einbeziehen musste, sonst würde ich mich dagegen nur sträuben. Diese Art und Weise kannte er einfach nur viel zu gut von mir. So hatte ich schon immer reagiert, davon brauchte ich auch nichts von meinem Wolfsgen zu wissen. Ich war eben sehr dickköpfig und hatte das Verlangen immer über alles genau Bescheid wissen zu müssen und vor allem mit Entscheidungen zu treffen. Ich hatte es auch schon immer gehasst, wenn Mum für mich Entscheidungen traf.

Carlisle nickte zustimmend. »Was haltet ihr von den Vorschlag, wenn sie erst einmal bei uns bleibt, aber jedes Mal, wenn sie Abstand braucht zu euch kommen kann?« Um ehrlich zu sein fand ich diese Idee sogar sehr gut. So wurde La Push zu dem Ort, wo ich mich hin flüchten konnte, wenn ich alles nicht mehr aushielt. Oder ich konnte dort die Zeit mit meiner Familie verbringen, wenn ich bei klarem Verstand war und nicht das Gefühl hatte durchzudrehen. So hätte ich auch zumindest das Gefühl eine Wahl zu haben, wo ich hin möchte.

»Sehr gut«, bestätigte Sam und sah kurz zu mir. »Ist das so in deinem Sinn, Kleine?« Was für ein ungewohntes Gefühl es war, dass Sam mich nach meiner Meinung fragte. Hatte ich ihn wirklich als so schlechten Alpha in Erinnerung? Ich war doch nur für kurze Zeit in seinem Rudel gewesen und hatte so ein schlechtes Bild von ihm? Was war da bloß falsch bei mir? Sam war doch eigentlich immer total freundlich zu mir gewesen. Von der Zeit in der er mit Leah zusammen war bis heute. Stammt dieses Bild vielleicht von den Erzählungen meiner Geschwister? Wegen der Sache mit Nessie? Egal, ich würde das negative Bild von ihm aus meinen Kopf verdrängen.

»Ja ist es, aber was ist mit meiner Mum? Sie wird niemals erlauben, dass ich komplett hierbleibe. Sie macht sich doch so schon die ganze Zeit Sorgen und wenn ich dann für eine unbestimmte Zeit woanders hinziehe?« Das war meiner Meinung nach der einzige Hacken an dieser ganzen Sache.

»Darum kümmern wir uns, Lainy«, kam es von meiner Schwester, die noch immer vor mir hockte. Kurz sah sie zu unserem Bruder, welcher ihr zustimmend zunickte.

»Dazu ist übermorgen ja auch bereits wieder ein Stammestreffen, wo sie dich ja bereits wiedersehen würde«, fügte Sam hinzu. Stimmt, das Treffen hatte ich beinahe vergessen. Da würde ich auch endlich Emily wiedersehen. Wie lange hatte ich sie jetzt eigentlich nicht mehr gesehen? Seit dem letzten Stammestreffen glaube ich und das ist anderthalb Monate her.

Carlisle kam zu mir. »Das trifft sich gut. Dann wirst du dich jetzt bis dahin ausruhen müssen.« Er lächelte triumphierend, was mich zugegeben zum Schmunzeln brachte. Schaden würde es mir auf keinen Fall, wenn ich endlich mal zur Ruhe käme. So würden auch endlich die Schmerzen verschwinden, die meine Verletzungen verursachten. Ohne Schmerzen laufen. Wie sehr ich mich danach sehnte. Doch um Ruhe zu bekommen müsste sich erst einmal die Zahl der sich im Raum befindenden Personen verringern. Und das um einiges.

Mein Blick fiel dabei vor allem auf die zwei der neuen Rudelmitglieder. Lukes Cole und Wyatt Willson. Beide gehörten, glaubte ich, der Black-Linie an. Viel wusste ich nicht über sie, denn bisher hatte ich mit ihnen nicht wirklich Kontakt gehabt. Bisher hatte ich sie eigentlich nur einige Male bei den Stammestreffen gesehen, doch das war's auch schon.

»Okay. Ich denke, dass wir uns dann mal zurückziehen werden.« Sam blickte kurz zu seinen Rudelmitgliedern, ehe er noch schnell zu mir kam und mich einen Moment lang in den Arm nahm. »Schöne Grüße von Emily. Sie vermisst dich. Sie vermisst euch.« Ich war der Meinung, dass er wirklich nur so leise sprach, dass Leah, Seth und ich ihn verstehen konnte. Leicht lächelte ich ihm zu, als er die Umarmung löste.

»Sag ihr, dass wir uns übermorgen sehen. Davon wird mich nichts abhalten.« Es war mir egal, was passieren würde, egal ob ich mir eine weitere Rippe brechen sollte oder sonst was, aber ich vermisste meine Cousine wirklich. Früher hatten Leah und ich immer so viel Zeit mit ihr verbracht, doch das hatte sich durch die ganze Wolfsgeschichte geändert.

Dann verließ Sams Rudel das Haus und sie machten sich wieder auf den Weg nach La Push, während die Cullens und Jakes Rudel zurückblieben. Leah setzte sich nun neben mich auf die Couch. Für einen Augenblick herrschte dann Stille, doch im Hause der Cullens würde diese nie lange halten.

»Jake, Seth? Wollen wir zusammen spielen?«, trällerte Renesmee und sah die beiden mit leuchtenden Augen an, denen Seth bereits nicht widerstehen konnte, wie sollte es dann Jake schaffen, wenn er auf sie geprägt war? Die Jungs sahen sich kurz an, was mir gleich verriet was sie vorhatten. Nessie hatte ihren Plan auch durchschaut und war deswegen bereits los gerannt. Lachend rannte sie ihr hinterher durch das gesamte Haus.

»Elaine«, begann nun Edward. Es schien so, als er hätte er nur darauf gewartet, dass seine Tochter sich anders beschäftigte. »Du musst dieses Mal bitte wirklich die Regeln befolgen, die wir aufstellen.« Ruhig nickte ich zur Bestätigung und nahm mir auch wirklich vor mich an diese zu halten. »Okay. Erstens, du verlässt das Haus auf keinen Fall alleine.« Als hätte ich nicht mit dieser gerechnet, doch es war mir bewusst, warum er diese noch einmal explizit erwähnte. Die Personen in meinem Umfeld kannten mich nun mal zu gut. Ich brach gerne Regeln um mir meine eigenen zu machen.

»Zweitens, wenn du das Haus verlassen solltest dann nur in Begleitung von Jasper und Emmett«, fuhr er fort. Aber wieso ausgerechnet die beiden? Durfte ich mit niemanden sonst das Haus verlassen? »Doch schon, aber die beiden sollen wirklich immer bei dir sein. Einmal weil Emmett der Stärkste ist und Jasper genau weiß, wie man mit so etwas umgeht und dazu haben sich die beiden freiwillig gemeldet«, erklärte er mir, woraufhin ich zu Jasper und Emmett sah. Emmett grinste mir gleich zu. Das könnte ja heiter werden. Edward schlich ein Lächeln ins Gesicht.

Blödes Gedankenlesen.

War er jetzt wenigstens fertig mit seinen Regeln oder was kommt da jetzt noch? Auf's Klo muss auch immer jemand mitkommen‹, äffte ich im Kopf seine Stimme nach, wodurch er leicht auflachte. »Nein, nein, soweit dann doch nicht, aber eine weitere Regel gibt es noch. Was auch zugleich eine Warnung für dich ist.« Ich war der Meinung, dass er einen flüchtigen Blick mit Bella austauschte. Vielleicht lag es an ihrer Begegnung mit einem Tracker. »Es könnte sein, dass er probiert dich zu ihm zu locken«, fuhr Edward fort.

Automatisch unterbrach ich ihn. »Als würde ich zu ihm gehen! Ich bin nicht auf den Kopf gefallen.«

Er schüttelte entschuldigend den Kopf. »So meine ich es nicht, Elaine. Er will dir eventuell eine Falle stellen, in dem er vorgibt, dass er eine Person in seiner Gewalt hat, die dir sehr am Herzen liegt.« Er sprach ruhig und ließ seinen Blick dabei auf mir ruhen. »Das bedeutet, dass du egal was passiert, egal was er dir sagt. Du kommst im Extremfall immer zuerst zu uns. Du probierst auf keinen Fall es alleine mit ihm aufzunehmen.«

Wieso überkam mich das Gefühl, dass ich in genau solch eine Lage geraten würde. Dass ich ihm genau aus diesem Grund mein Versprechen für diese neuen Spielregeln geben musste, doch ich würde mich zumindest dieses Mal wirklich probieren an diese zu halten.

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