Das Schicksal findet immer einen Weg

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Das Schicksal findet immer einen Weg

Elaine

Mit einem komischen Gefühl im Magen betrachtete ich den Halb-Vampir. Er war groß. Verdammt groß. Ungefähr dieselbe Größe wie Paul und sicherlich überragte er mich beinahe um anderthalb Köpfe, doch genauer könnte ich es nur sagen, wenn er mir noch näher käme und darauf wollte ich es nicht gerade darauf anlegen. Seine Haut war nicht wie erwartet blass. Im Gegenteil, sie hatte eine relativ normale Farbe, schien sogar leicht gebräunt. Er wirkte muskulös in seinem einfachen grauen T-Shirt. Zugegeben es hatte eine etwas einschüchternde Wirkung und gerade weil er mich dadurch auch noch an die Jungs erinnerte.

Nach seiner Größe fielen mir vor allem seine giftgrünen Augen auf. Augen in denen ich mich in diesem Moment verlor. Dieser Moment, wo er mich mit diesen so intensiven Augen ansah, veränderte alles. Wirklich alles. Es war beinahe so, als hätte ich für einen Augenblick meinen Halt auf dieser Welt verloren. Mein Mittelpunkt dieser Welt verschwand. Einfach so aus dem Nichts heraus. Einen kurzen Moment lang verlor ich das Gefühl an irgendetwas oder irgendjemanden gebunden zu sein.
Für einen Moment schien das Gegengewicht, was meine Waage im Gleichgewicht hielt, verschwunden zu sein. Für einen Moment schien nichts mehr für mich eine Bedeutung zu haben. Die Seile, die meinen eigentlichen Mittelpunkt hielten, schienen zerschnitten.

Dann begannen sie sich schließlich in aller Schnelle neu aufzubauen. Seile banden sich an den neuen Mittelpunkt meiner Welt. Doch es waren keine einfachen Seile mehr. Nein, Stahlseile mit einem unfassbaren Halt ohne die Möglichkeit diese noch einmal von mir zu trennen. Sie banden sich an ihn fest. Auf Ewig. Es spielte keine Rolle, ob ich es wollte oder nicht, es geschah einfach. Der Mittelpunkt meiner Welt war von nun an nicht mehr meine Familie oder mein Rudel.

Nein, dieser verdammte Halb-Vampir bildete diesen von nun an. Und auch wenn ich es nicht zugeben mochte, würde ich für diesen Typen sterben. Ich würde alles dafür tun, damit er sein Glück findet, auch wenn es mein Unglück brachte. Er war alles, was mich noch an meine Welt, diese Welt, gebunden hielt. Ohne ihn war diese für mich nicht mehr vorstellbar.

Nachdenklich fuhr sich der Halb-Vampir mit seiner Hand durch sein zerzaustes, dunkelblondes Haar.

»Bleib stehen« , knurrte ich und probierte zu verstehen, was hier gerade geschehen war, doch die Tatsache, dass er mir immer näher kam, ließ mich keinen klaren Gedanken fassen. »Du sollst stehen bleiben« , wiederholte ich gereizt und verunsichert zugleich.

Es war gerade nicht wirklich das passiert, was ich im Augenblick vermutete. Doch wieder reagierte er nicht auf meine Worte. Dann endlich schoss es mir in den Kopf. Das war nicht möglich. Wieso ausgerechnet dieser verdammte Halb-Vampir? Wieso er? »Ich kann zwar deine Gedanken lesen, aber doch sind sie in dieser Form nur verwirrend für mich« , teilte er mir verunsichert mit. Verwirrend für ihn? Ich hätte lauthals loslachen können. Meine Gedanken verwirrten mich doch selbst. Ich wusste bis auf einen Punkt auch nicht, was hier gerade geschehen ist. Nur war ich mir bewusst darüber, dass es für mich absolut kein gutes Ende nehmen würde und das in jeder Hinsicht.

»Lass mich einfach« , fauchte ich nun mit einem bedrohlichen Unterton und einen Nervenzusammenbruch nahe. Es konnte doch gerade nicht alles real sein. Vielleicht träumte ich einfach nur, doch hatte ich dafür nie sonderlich viel Glück gehabt. So wurde mir schmerzlich bewusst, dass es die bittere Realität war. Ich konnte jedoch nicht verstehen, womit ich das alles verdient hatte. Wieso musste ausgerechnet mir das alles passieren? Eigentlich wollte ich nie etwas mit dieser Seite der Realität zu tun haben. Alles was ich mir gewünscht hatte, war ein normales Leben.

Nun war er nur noch wenige Meter von mir entfernt. Sein maskulines Gesicht ließ ihn dabei Erwachsen und ernst wirken. Er schien voll uns ganz beim Thema zu sein. Ohne irgendwelche dämlichen Spiele, wie ein Tracker im Sinn zu haben. »Ich bin nicht mein Vater« , verteidigte er sich. Wie unfair es war, dass er meine Gedanke verfolgen konnte. Wie er so jedes kleinste Detail meiner momentanen Gefühlslage mitbekam.

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