Wieso müssen Vampire ein Gewissen haben?
Elaine
Dunkelheit umhüllte mich und ließ mir keine Möglichkeit mich um zusehen. Alles sichtbare für mich war die Schwärze der Finsternis. Sie machte mir Angst. Furchtbare Angst, denn ich war es nicht gewohnt nichts zu sehen. Meine Augen funktionierten hervorragend und ermöglichten mir besseres Sehen, als bei jedem Menschen.
Ich probierte mich von der Stelle zu bewegen, um endlich die Orientierung zu finden, doch ich schaffte es einfach nicht, dass meine Füße sich fortbewegten. Sie rebellierten, blieben einfach am Boden haften, als wären sie festgeklebt. Wieso gehorchte mein Körper mir nicht? Meine Verunsicherung stieg ins unermessliche und ließ meine Knie wacklig werden. »Lauf« , flüstere mir plötzlich jemand mit einer sanften, aber fordernden Stimme ins Ohr.
Ruckartig drehte ich meinen Kopf in die Richtung, bewegte meinen Oberkörper mit, doch meine Beine verharrten am Boden. Nichts war zu sehen. Nichts außer dieser Dunkelheit.
»Wer ist da?« , murmelte ich mit zittriger Stimme. Vielleicht würde ich eine Antwort erhalten. Vielleicht hatte ich es mir aber auch einfach nur eingebildet. Es schien beinahe, als würde meine Paranoia steigen um meine Angst zu verstärken. Hier war niemand, sonst würde ich dessen Schritte hören.
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich einen Luftzug an meinem Ohr spürte. »Ich sagte Lauf. Du bist in Gefahr.« Die Person wurde drängender und zugleich bedrohlicher. Wieder versuchte ich die Person auszumachen und wieder hatte ich dabei keinen Erfolg.
»Wer bist du?« , wiederholte ich ängstlich meine Frage und beharrte auf dieser. Wie sollte ich denn auch laufen, wenn meine Beine mir nicht gehorchten. Sie wollten einfach nicht das machen, was ich von ihnen verlangte.
Jemand legte seine Hand auf meine Schulter, weshalb ich zusammenzuckte. »Bitte Lauf, Elaine.« Die Stimme hallte in meinen Kopf und plötzlich erkannte ich die grünen Augen vor mir. »Du musst laufen, sonst bekommt er dich.« Seine Besorgnis war kaum zu überhören. Beinahe schien er so, als würde er mich am liebsten über die Schulter werfen und mit mir fortlaufen.
Vorsichtig schüttelte ich den Kopf. »Ich kann nicht« , wisperte ich verzweifelt. Ich verstand einfach nicht, was hier gerade geschah. Alles schien so surreal. Damon und seine Sorge um mich. Die Dunkelheit und meine Blindheit. Was ging hier vor sich?
»Streng dich an. Du schaffst es, aber du musst jetzt los laufen« , verlangte er wieder und rüttelte leicht an meiner Schulter. Er sagte es so einfach. Meine Beine wollten nicht, egal wie sehr ich es auch versuchte. Dann wurde mir klar, warum sie sich nicht fortbewegen wollten. Sie wollten nicht, dass ich mich von ihm entfernte. Sie wollten, dass ich in seiner Nähe bleibe.
»Lauf Elaine!« Das war das letzte, was in meinem Kopf hallte, ehe ich mich wieder in der völligen Dunkelheit wiederfand...
Panisch schreckte ich hoch und atmete hektisch. Ein Traum. Es war nur ein Traum, probierte ich mir einzureden und mich so zu beruhigen. Wie sollte ich dies jedoch schaffen, wenn mich diese beschissene Prägung selbst in meine Träume verfolgte. Ich wollte doch einfach nur meine Ruhe und endlich wieder Frieden. Dabei war dies doch ein momentaner Traum.
Ich zwang mich dazu tief durchzuatmen um wieder zur Ruhe zu kommen und meinen Puls zu senken. Die Cullens würden sich sonst nur irgendwelche Sorgen machen, weil sie meinen Herzschlag bis ins Wohnzimmer hörten. Ob Edward wohl auch gerade meine Gedanken las? Ob er meinen Traum verfolgt hatte? Ich hoffte nicht und wenn doch sollte Edward einfach stillschweigen darüber bewahren und mich nicht darauf ansprechen.
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WolfsBlood
FanfictionZwei Jahre nach dem Tod ihres Vaters verwandelt auch Elaine Clearwater sich zum ersten Mal und muss sich nun langsam an ihr neues Leben gewöhnen. Ihre Geschwister unterstützen sie dabei so gut es nur geht. Schnell jedoch muss Elaine feststellen, das...