Sawamura Daichi

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!SELF HARM!

Noch einen. Und noch einen. Noch einen. Immer und immer wieder ließ ich die Klinge über meinen Arm fahren. Zahlreiche rote Striemen zierten meine Arme, bei meinem Handgelenk angefangen.

Ich fügte mir seit dem Unfall meiner Eltern regelmäßig selbst Schmerzen zu. Eigentlich wollte ich das gar nicht, aber ich konnte nicht anders. Ich merkte immer erst danach, was ich getan hatte, aber dann war es schon zu spät.

Ich legte die Klinge weg und begab mich ins Bad, um dort die Bluttropfen wegzuwaschen und einen Verband um meinen Arm zu machen; musste ja nicht jeder sehen.

Am nächsten Tag ging ich müde, wie immer, zur Schule. Ich traf mich, wie immer, am Tor mit meinem besten Freund Sawamura Daichi. Sein Teamkollege Sugawara Koushi war, wie immer, ebenfalls dabei. Ich lächelte ein gefaketes Lächeln, wie immer. Im Unterricht war ich unkonzentriert, wie immer. In der Mittagspause gingen Daichi und ich zusammen über den Schulhof, wie immer. Dachte ich zumindest.

"Hey, lass auf das Dach gehen und dort essen.", meinte er und griff nach meinem Handgelenk, um mich mit sich zu ziehen. Doch, mein Schicksal meinte es noch nie gut mit mir, schnappte er sich das Handgelenk, an dem ich mir am Tag davor Schnitte verpasst hatte. Es tat weh, weswegen ich mit einem leisen "ittai!" meinen Arm zurückzog.

"Was war denn das?", fragte er und ehe ich reagieren konnte, hatte er sich meine Hand geschnappt und meinen Ärmel ein wenig nach oben gezogen.

"(Y/N), was ist das?", fragte er in einem strengen aber auch besorgten Ton. "Das.. Das ist nichts.", sagte ich und versuchte meinen Arm erneut zurückzuziehen, jedoch vergeblich. Daich hielt meinen Arm fest in seiner, im Vergleich zu meiner, großen Hand.

"Komm mit." Er zog mich hinter sich her, hinter das Schulgebäude, wo sich nie oder nur selten eine Person aufhielt. Ich hatte nicht die Kraft, mich dagegen zu wehren, weswegen ich es über mich ergehen ließ; was blieb mir auch anderes übrig?

Nachdem wir hinter dem Schulgebäude angekommen waren, zog er meinen Ärmel nach oben und wickelte, vorsichtig aber auch ziemlich schnell, den Verband ab.

"(Y/N), was ist das?", fragte er erneut. Ich sah auf den Boden und traute mich nicht, ihn anzugucken oder ihm zu antworten.

"(Y/N), bitte sprich mit mir." Er beugte sich zu mir runter, legte seine Hand unter mein Kinn, um dieses sanft hochzudrücken. So war ich nun also gezwungen, ihn anzugucken. Und dann brach es alles über mir zusammen. Ich brach in Tränen aus und erzählte ihm, was bisher alles in meinem Leben vorgefallen war.

"Vor zwei Jahren starben meine Eltern und meine kleine Schwester bei einem Autounfall, welchen ich verursacht hatte. Ich hatte mich vorher mit meiner kleinen Schwester gestritten, da ich ihr gesagt hatte, ich wäre älter als sie. Sie war zu dem Zeitpunkt vier Jahre alt und verstand das noch nicht so ganz, wollte es mir nicht glauben. Ich hatte diesen Streit verursacht, durch mich verlor mein Vater die Konzentration und verlor die Kontrolle über das Auto. Wir waren auf der Autobahn, kamen aus dem Winterurlaub wieder. Er fuhr gegen die Leitplanke und das Auto überschlug sich. Ich bin die einzige Überlebende. Und ab dann ging alles den Bach runter. Ich kam in eine Art WG, wurde und werde dort wie Dreck behandelt. Irgendwann fing ich an, mir selbst Schmerzen zuzufügen, da ich nichts außer Trauer in mir habe. Von Zeit zu Zeit wurde das echte Lachen von einem falschen Lächeln ersetzt. Ich kann einfach nicht mehr." Ich fiel kraftlos in seine Arme, nachdem er sich aufgerichtet hatte und mich in seine Arme zog. Er strich mir beruhigend über den Rücken, während ich versuchte, wieder die Oberhand über meinen Körper zu bekommen und mit dem Weinen aufzuhören.

"Warum.. hast du denn nichts gesagt, (Y/N)? Ich bin doch für dich da, das war ich schon immer. Und, egal, was passiert, ich werde auch immer an deiner Seite bleiben. Ich werde dir helfen, das verspreche ich. Wenn du Probleme hast oder jemanden zum Reden brauchst, kannst du zu mir kommen. Und wenn es gar nicht geht, kannst du auch zu mir ziehen, ich wohne allein. Aber bitte, gib dir nicht die Schuld an dem Unfall." Seine Stimme war sanft.

"Warum.. tust du das für mich?", fragte ich schluchzend und er drückte mein Kinn erneut sanft zu sich hoch; er war einen Kopf größer als ich. "Warum ich das tue? Ganz einfach, ich liebe dich."

Ehe ich wirklich auf das, was er eben gesagt hatte, reagieren konnte, legte er seine Lippen auf meine. In mir kam ein Hoffnungsschimmer auf, vielleicht war er derjenige, der mich aus meinem Loch ziehen würde.

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773 Wörter
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Haikyuu x Reader ~OneShots~Where stories live. Discover now