~ 2. Daydream~

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"Moon." Der geheimnisvolle, braunhaarige Mann mit den goldenen Augen nahm mich sanft in die Arme. Ich wehrte mich nicht gegen seine Umarmung, sondern schloss die Augen und atmete seinen beruhigenden Duft nach Moos und Wald ein. Schon wieder dieser Traum...als ich Cole von meinem fast jede Nacht wiederkehrenden Traum erzählt hatte, hatte ich ihm verschwiegen, dass dieser Mann, der in meinen Träumen auftauchte, behauptete, er wäre mein Mate. Also mein Gefährte. Werwölfe liebten nicht. Sie waren vom Schicksal dazu bestimmt, einen Mate an ihrer Seite zu haben. Es heißt, wenn man seinem Mate begegnete, dann spürte man das. Es war ein bisschen so wie Seelenverwandtschaft.
Ich löste mich von dem Mann und stieß ihn sanft von mir. "Du schon wieder." Ich grinste leicht. Am Anfang hatten mich diese Träume aufgewühlt, dich inzwischen kam ich damit klar. Schließlich waren es nur Träume, nicht die Realität.
Der Mann mit den goldenen Augen sah mich lächelnd und mit leicht schief gelegtem Kopf an. "Ja, ich schon wieder. Enttäuscht?"
"Warum verfolgst du mich?"
"Tue ich das?"
"Ja."
Ich seufzte. Diese Frage stellte ich ihm immer, doch er wich jedes Mal aus oder antwortete erst gar nicht. Genauso die Frage nach seinem Namen.
Ich merkte erst, dass er auf mich zugekommen war, als der überwältigende Duft nach Wald mich umfing. Ich ließ mich in seine tröstenden Arme fallen und vergaß meine Sorgen für eine Weile.

Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Träumen.
Sofort war ich hellwach und tastete mit geschlossenen Augen nach dem Handy. Als ich es endlich gefunden hatte, drückte ich schnell auf 'Anruf annehmen' und hielt mir das Handy ans Ohr. "Ja?"
Coles Stimme erklang. Ich musste Lächeln. "Moon, guten Morgen."
"Guten Morgen, Cole. Was gibt's?"
"Äh..." Die Stimme am anderen Ende der Leitung räusperte sich. "Ich will ja nichts sagen, aber... Sie verpassen Ihren Flug in genau 5 Minuten."
"WAS!?" Ich sah auf meinen Wecker und riss die Augen auf. Es war 4 Uhr 54. Na super. "Ich bin rechtzeitig da", versprach ich. Dann legte ich auf, sprang aus dem Bett und sah an mir herunter. Ich hatte mir gestern nicht die Mühe gemacht, mich umzuziehen, weswegen ich immer noch die selben Sachen trug, wie gestern. Hastig sah ich mich in meinem Mietzimmer um. Ich besaß nicht viel, nur die Klamotten, die ich am Körper trug, mein Handy, etwas Geld und ein Auto. Und natürlich Moms Medaillon. Schnell steckte ich mein Handy und meine Geldbörse in meine Hosentasche, hängte mir mein Medaillon um und schnappte mir meinen Autoschlüssel. Dann verließ ich das Zimmer, rannte zum Auto und überlegte, was ich tun sollte, um noch rechtzeitig zu kommen. Mit dem Auto würde ich garantiert zu spät kommen. Außerdem würde ich es am Flughafen sowieso stehen lassen müssen. Ich warf den Autoschlüssel vor das Auto auf den Boden, und wandte mich ab. Ein Obdachloser würde sich freuen.
Während ich auf den nahe gelegenen Wald zu lief, rief ich meine Wölfin an die Oberfläche. Verwandlung! Meine Wölfin wedelte mit dem Schwanz und heute ohrenbetäubend laut. Nur gut, dass nur ich sie hören konnte. Freudige Erwartung strömte durch meine Adern, mein Herz beschleunigte auf mindestens die Doppelte Frequenz. Ich schrie wild und freudig auf, während die Wölfin sich einen Weg nach draußen bahnte. Dann war ich ein Wolf.
Ich bewegte meine Pfoten, sie trommelten im Gleichtakt mit meinem Herzschlag auf den Waldboden. Laub raschelte unter meinen Pfoten, der Wind zerzauste mein Fell.
Ich war eine Wölfin.
Eine wunderschöne, schwarze Wölfin mit silbernen Augen.
Ihnen hatte ich auch meinen Namen zu verdanken. Mein Medaillon schlug hart gegen meine Brust, als ich beschleunigte, doch das störte mich nicht. Ich genoss die Freiheit, die Wildheit.
Als Wolf konnte ich unwahrscheinlich schnell laufen. In weniger als 4 Minuten hatte ich einige Kilometer zurückgelegt. Ich rannte zum Flughafen, und als er in Sicht kam, sprang ich mit meinen kräftigen Hinterläufen ab, verwandelte mich im Sprung zurück in meine menschliche Gestalt und betrat das Gebäude. "Moon? Kein Gepäck?" Die Dame am Schalter sah mich an. Ich schüttelte den Kopf, noch ganz außer Atem. "Bitte machen Sie schnell, sonst verpasse ich meinen Flug." Die Frau lächelte. "Wie Sie wollen. Hier entlang." Sie ließ ihre Augen kurz gelb aufleuchten, zum Zeichen, dass sie ebenfalls eine Werwölfin war. Meine Wölfin antwortete, indem sie meine Augen gelb glühen ließ. Sie war noch ganz aufgeregt von der vergangenen Verwandlung.
Die Werwölfin führte mich durch eine Tür, auf der 'Privat' stand. Von dort aus kam ich direkt auf den Flugplatz. "Beeilen Sie sich, Moon. Ihr Flug geht in 30 Sekunden." Ich lachte. "Vielen Dank. Auf Wiedersehen!"
Als ich im Flugzeug saß, nahm ich mein Handy aus der Hosentasche und schrieb Cole eine SMS.
Hab es geschafft! L.A, ich komme!
Moon.

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