~ 24. Blood ~ Moons Sicht

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Das Flugzeug flog, trieb über den Wolken. Ich sah durch das Fenster und malte Herzen auf das Fensterglas. Meinen Koffer auf den Knien, saß ich in einem Sitz und starrte nach unten.
Ich wusste gar nicht, wieso ich den Koffer unbedingt hatte mitnehmen wollen... Schließlich waren doch genau die Waffen darin, vor denen ich floh. Aber die Waffen schienen mit irgendwie...Die letzte Verbindung zu Erik zu sein. Ich hatte ihn gemocht, das stand fest. Und obwohl er uns alle verraten hatte, konnte ich ihm nicht böse sein.
Okay, wenn er Arian oder sonst jemanden wirklich getötet hätte...Dann schon. Aber... Es schien mir alles so surreal. Die gesamten letzten 24 Stunden.
Ich merkte gar nicht, wie das Flugzeug landete. Erst als es einen harten Ruck gab, sah ich auf und erkannte durch das Fenster, dass ich da war. In Florida. Meiner alten Heimat.
Ich stand zügig auf, packte meinen Koffer und verließ den Flieger. An der Kontrolle angekommen, sah ich den Sicherheitsmännern einmal tief in die Augen, um sie zu hypnotisieren. Das war kein großes Kunststück.
Wir Werwölfe hatten einfach...Eine übernatürliche Ausstrahlung. Ein Mensch konnte leicht in unseren Bann gezogen werden.
Die Sicherheitsleute ließen mich ohne Kontrolle passieren.
Als ich den Flughafen verließ, kaufte ich mir an einer Seitenstraße einen Donut. Ja...Ich liebte Donuts. Genüsslich biss ich hinein und winkte mir dann ein Taxi her.
"Zur Hardwood-Street, bitte", sagte ich und ließ mich in den schwarzen, ziemlich zugerichteten Sitz fallen. Während ich meinen Donut aß, gab der Taxifahrer Gas und gleich darauf waren wir in meiner Straße angekommen. "Danke und einen schönen Tag noch!" Ich bezahlte und sah dem Taxi zu, wie es langsam kleiner wurde und dann um die Ecke bog.
Jetzt hieß es: nur noch ich und meine alte Wohnung.
Ich holte tief Luft und betrat das große Haus, in der sie lag.
Da ich früher nicht viel Geld besessen hatte, hatte es auch nicht für eine allzu luxuriöse Wohnung gereicht. Aber falls noch niemand neues eingezogen war, würde ich die Wohnung einfach wieder in Besitz nehmen. Es würde sowieso niemanden kümmern.
Lustlos stieg ich die Treppe hinauf, denn einen Aufzug gab es nicht. Viel zu teuer.
Ich hatte einen der höchsten Stockwerke gehabt. Der vierte.
Als ich endlich dort angekommen war, blieb ich jedoch zögerlich stehen. Was wollte ich überhaupt hier?
Ich lehnte mich gegen die schmutzig weiße Wand und schloss für einen Moment die Augen. Mein altes Leben. Ja, ob ich das jemals wieder würde führen können?
Das erste Mal seit meiner Verwandlung dachte ich genauer über meine frühere Familie nach.
Mein GANZ altes Leben.
Wie war sie wohl gewesen?
Hatte sie mich geliebt?
Ich tastete unter meinem Shirt nach meinem Medaillon.
Ich hatte lange nicht mehr daran gedacht. Aber es war noch da, drückte kühl gegen meine Haut.
Komm schon, Moon. Du schaffst das. Der erste Schritt in dein altes Leben.
Meine Wölfin knurrte und kratzte an der Oberfläche. Sie wollte hinaus, zu Arian.
Ich drängte sie entschlossen zurück und näherte mich der Tür.
Als ich nach der kalten Türklinke griff, bemerkte ich, dass die Wohnung nicht abgesperrt war.
Hatte ich sie wirklich so verlassen?
Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern.
Sofort wurde ich misstrauisch.
Wenn dieser einzige Kampf im Rudel mich eines gelehrt hatte, dann, immer vorsichtig zu sein und mit allem zu rechnen.
Ich wich zurück und kramte in meinem Koffer nach der Pistole. Sie war so kalt in meiner Hand. Doch ich zog sie hervor und ließ den restlichen Koffer im Flur stehen. Wenn die Luft rein war, würde ich ihn holen. Wenn nicht, dann ab durch die Mitte, zur Not auch ohne Koffer.
Aber er würde mich so oder so nur behindern.
Ich stieß die Tür auf. Schwenkte die Pistole durch den Eingangsbereich. Nichts.
Ich schlich mich leise zum Bad vor. Vielleicht... Ich erstarrte. Das Licht im Bad brannte.
Nein.
Das hatte ich garantiert nicht angelassen.
Aber vielleicht waren hier inzwischen andere Leute eingezogen. Am besten, ich verschwand jetzt.
Aber ich konnte mich einfach nicht losreißen. Ich musste einfach wissen, wer jetzt hier wohnte.
Also öffnete ich vorsichtig die Badezinmertür, die Pistole im Anschlag.
Doch...
Auch hier war niemand.
Aber irgendwo musste doch jemand sein!
Ich drehte mich entschlossen zum Wohnzimmer um.
Das hier war der einzige Raum, wo noch jemand hätte sein können. Mal abgesehen von der winzigen Küche, doch da konnte man sich nicht verstecken.
Mein Herz raste. In meinen Ohren hämmerte mein Puls, dass ich dachte, jeder müsste ihn hören.
Moon, sei stark. Denk an Arian. Wäre er einfach abgehauen? Nein.
Entschlossen stieß ich die Wohnzimmertür auf, umklammerte den Abzug der Pistole mit beiden Händen, und machte einen Schritt in den Raum hinein.
Ich dachte, wenn, dann würde man sich aus einer Ecke hinter der Tür auf mich stürzen.
Doch er saß genau mir gegenüber auf dem Sofa, ganz gemütlich, als würde er nicht gerade von einer Pistole bedroht werden, sondern einen Film gucken.
Der, der eigentlich tot war.
Der, den ich für tot gehalten hatte.
Ich senkte die Pistole, starrte ihn einfach nur an.
"Tja. Wie du siehst... Ich lebe noch", sagte Erik.
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Hallo Leute!

Ich hab's geschafft: Zwei Kapitel an einem Tag! 🎉🎉🎉

Tut mir leid, dass dieses Kapitel jetzt ein bisschen ein Klischee wurde. Aber...Naja... Es war ja glaube ich allen klar, dass Erik wieder aus irgendeinem Teil der Hölle auftauchen würde, um die Leser weiter zu nerven.

Aber sonst wäre es ja keine gute Story, oder?

Wie dem auch sei: Machts gut und bis morgen, dann kommt das nächste Kapitel!

LG Eure Jana

MatedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt