~ 8. Fighter ~

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"Kräftiger! Du musst kraftvoller schlagen!" Runa musterte mich unzufrieden.
Es war der Nachmittag des sechsten Tages, ich hatte jetzt fast eine Woche bei den Jägern des Nordens verbracht. Und immer, wenn ich von den Kursen im College zurückgekommen war, hatte Runa mich zu Trainingsstunden verdonnert. Ich sah Vi und Liz kaum noch. Arian war ich sorgfältig aus dem Weg gegangen, und er mir auch.
Außerdem hatte ich alle meine Rudelmitglieder kennen gelernt. Sie schienen ganz nett zu sein. Anscheinend war Azur der Omegawolf.
"Moon! Konzentriere dich!", befahl Runa gerade. Ich blickte auf meine Hände, die einen hölzernen Stock umklammerten. "Versuch noch einmal, mich anzugreifen. Und vergiss nicht: Du darfst auch deine wölfischen Kräfte einsetzen!"
Ich nickte, dann konzentrierte ich mich auf den Stock in meiner Hand, bis ich den Eindruck hatte, dass er ein Teil von mir war.
Ein Teil von UNS.
Der Wölfin und mir.
Meine Wölfin knurrte kampfbereit, ich hob den Stock. "Bereit."
Ohne, dass Runa Zeit gehabt hätte, sich auf meinen Angriff vorzubereiten, schoss ich vor und schlug zu. Von Runa hatte ich gelernt, dass ich nicht zögern durfte. Auch, wenn ich Angst hatte, sie zu verletzen. Runa blockte meinen Schlag blitzschnell auf Gesichthöhe ab, dann schlug sie nach meinen Beinen. Ich sprang gerade noch rechtzeitig zurück, ehe der Stab mich traf, und schlug nach Runas Hüfte. Ich traf sie, das Holz erzeugte ein hohes Geräusch auf dem Knochen und Runa stöhnte. Dann, plötzlich, wurde ich gepackt und zu Boden gedrückt. Etwas schweres lag auf mir und entstand mir meine Waffe geschickt. "Runa? Das war aber schnell", stöhnte ich vor Schmerz. Meine Wange wurde in das Gras des Gartens gedrückt.
Runa irgendwo hinter mir lachte. "Das war nicht ich."
"Hallo, Moon", flüsterte eine heisere Stimme direkt neben meinem Ohr. Ich erschauderte. Es war Arian.
"Du machst Fortschritte", lobte Runa mich. Langsam verschwand das Gewicht von mir. Ich drehte mich um und starrte in Arians Gesicht. Sofort war ich von seinen Augen verzaubert. "Ich dachte mir, ich schaue mal vorbei und überprüfe, ob du Fortschritte machst. Und als ich euch kämpfen gesehen habe...Naja, da hat mein Wolf wohl etwas überreagiert." Er grinste. Ich grinste zurück.
"Ja, du warst gut", räumte Runa ein. "Aber immer noch zu langsam! Wenn Arian nicht eingegriffen hätte, hätte ich dich wieder besiegt." Ich glaubte ihr. In den letzten Tagen hatte Runa mir eindeutig bewiesen, dass sie eine weitaus bessere Kämpferin war als ich. Und dass ich noch viel lernen musste.
"Ich kann mit ihr trainieren", schlug Arian plötzlich vor. Überrascht sah ich ihn an. Meint er das ernst? Er sah mir lang und tief in die Augen und streckte mir dann seine Hand hin, um mir aufzuhelfen. Obwohl ich den Drang verspürte, ihn zu berühren (meine Wölfin drängte mich), ignorierte ich ihn und stand alleine auf. "Ja", sagte ich vielleicht etwas zu begeistert. "Er könnte mir helfen, mich zu verbessern", schob ich noch eine lahme Erklärung hinterher. "Nein, Arian ist noch zu gut für dich", entschied Runa. "Er kämpft sogar besser als ich." Ich schluckte etwas enttäuscht. "Wenn...", fügte Runa hinzu und drückte mir meine Waffe wieder in die Hand. "Wenn du mich geschlagen hast, dann -und nur dann!- kannst du mit ihm trainieren."

"Moon!" Vi zog mich in eine stürmische Umarmung, als ich ins Haus trat. "Komm ans Fenster, da ist was los!" Ich trat zu Vi und Liz ans Fenster. Azur lümmelte auf dem Sofa herum und sah nur kurz von seinem Handy auf, als ich hereinkam. "Was gibt's denn?" Liz sah mich kurz an und lächelte. Sie deutete auf die Straße. Dort stand ein weißer LKW, Personen liefen hin und her, ins Haus und wieder zurück. Erstaunt sah ich zu meinen Freunden. "Ist das...Was ich denke, dass es ist?"
Vi nickte. "Jemand zieht hier ein." Ich sah noch einmal genauer hin. "Ist das gut oder schlecht?"
"Naja", schaltete sich Liz ein. "Gut, wenn es ein Werwolf ist und schlecht, wenn es ein Mensch oder sogar einer dieser..." Sie warf Azur einen schnellen Blick zu. "...Soldaten der Geheimorganisation, die Werwölfe jagen."
Ich riss die Augen auf. "Solche Soldaten gibt es? Woher wissen die Menschen überhaupt über uns Bescheid?"
"Nur wenige Menschen wissen von unserer Existenz", meinte Azur, der sich zu uns umdrehte. "Nur einige Menschen der Regierung wissen das. Und die", er deutete aus dem Fenster. "Wollen natürlich nicht, dass die Öffentlichkeit davon erfährt. Sie schicken ihre Geheimtruppen zu uns, um uns auszuschalten. Aber das oberste Gebot lautet, die Menschheit in dem Glauben zu lassen, Werwölfe existierten nur in ihrer Fantasie."
Sein durchdringender Blick ließ mich erschaudern.
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Hi! ;)
Ich bin gerade im Schullandheim, weswegen das Kapitel jetzt etwas kurz geworden ist. Ich hoffe, ihr verzeiht mir ^^
LG

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