~ 13. Home, sweet home ~

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"Wir sind da." Ich betrachtete das Haus, dass sich vor mir und Liz erstreckte. Es war ganz aus Holz, kleiner als ein normales Haus, aber dennoch recht groß.
Ich drehte mich zu Liz um. "Sicher, dass du da mit rein möchtest?"
Meine Freundin nickte und ging zur Tür. "Juhu! Ich wusste es!", rief sie nach einigen Sekunden. "Die Tür ist nicht abgesperrt." Ich musste lachen und folgte ihr langsam in das Haus.
Drinnen empfing uns ein Flur, die Wände waren beige gestrichen. Diesen Teil des Hauses kannte ich schon. Ich öffnete wahllos eine Tür und steckte den Kopf ins Zimmer.
"Wow, Liz, komm mal her!"
Vor mir erstreckte sich das hübscheste Wohnzimmer, das ich je gesehen hatte.
Ein schwarzes Ledersofa stand in einer Ecke des Raumes, ein Fernseher schräg gegenüber. Vor dem Sofa stand ein niedriger Tisch, darauf meine Lieblingsblumen. Blaue Rosen. Ich musste unwillkürlich lächeln.
"Coole Bude, würde ich sagen!" Liz tauchte hinter mir auf und sah sich das Zimmer genau an. "Aber sieh dir das mal an." Sie packte mich am Arm, zog mich zu einer weiteren Tür und öffnete sie. Es war die Küche.
Die Wände waren in einem hellen Gelbton gestrichen, die Herd- und Arbeitsplatten waren schwarz. Alles schien sehr modern. Es gab auch eine Bar mit zwei Barhockern. Und auf der Bar standen sie wieder: meine Lieblingsblumen.
"Oooooooh. Komm, sieh dir das an! Hier gehts zum Schlafzimmer..." Liz kicherte. Ich errötete und drehte mich zu meiner Freundin um, die am Fuß einer kleinen, morsch aussehenden Holztreppe stand. "Bist du dir sicher? Und was, wenn wir da gar nicht hin dürfen, weil es ihm zu privat ist?"
Als Liz mein Gesicht sah, fing sie an, zu lachen. "Jetzt komm schon! Lass uns Arian stalken!", rief sie und verschwand nach oben. Ich lachte und rannte ihr hinterher, wobei die Stufen gefährlich knarzten.
Oben angekommen, sah ich mich um. 3 Türen führten von Gang weg.
Ich öffnete die erste und fand auch prompt Liz in diesem Zimmer. Es war Arians Schlafzimmer.
Liz lag auf seinem Bett und öffnete wahllos Schubladen, besah sich den Inhalt und machte sie dann wieder zu. "Liz!", zischte ich vorwurfsvoll. "Sowas gehört sich nicht!"
"Ich dachte, wir wollten Arian stalken", erwiderte sie und zog gleich darauf eine Grimasse. "Aber alle seine Schubladen sind leer."
Ich verdrehte die Augen und sah mir das Zimmer noch einmal genau an. Ein weißer Kleiderschrank aus Holz stand in der Ecke, ein schwarzer, plüschiger Teppich zierte den Boden. Mit gegenüber stand das Bett, welches eine violette Decke hatte, die von Liz sehr zerwühlt worden war. Links und rechts neben dem Bett befanden sich weiße Kommoden, aus dem gleichen Holz wie der Kleiderschrank.
Liz hatte jetzt doch noch etwas gefunden, nämlich ein Buch. Sie klappte es auf und begann, zu lesen.
"Geh du schon mal vor, die anderen Zimmer angucken. Ich bleibe hier", erklärte sie. Ich seufzte und verließ das Zimmer, schloss die Tür leise hinter mir. Dann öffnete ich die nächste Tür. Es war eine Toilette. Nichts besonderes, also wandte ich mich schnell der dritten und letzten Tür zu. Irgendwie war ich gespannt, was hinter dieser wohl verborgen war.
Vorsichtig drückte ich die Klinke hinunter.
Mir blieb der Mund offen stehen.
Es war ein weiteres Schlafzimmer, jedoch schöner eingerichtet als das von Arian.
Eine goldene Tapete mit silbernen, verschlungenen Mustern zierte die Wand. Der Boden war aus Holz, ein weißer Teppich lag darauf. Von der Decke baumelte ein riesiger, majestätischer Kronleuchter.
In einer Ecke befand sich ein weiß-braunes Sofa, ein Schminktisch mit verschiedenen Schminkutensilien darauf. Ein hölzerner, altmodisch wirkender Schreibtisch, ein Fernseher. Neugierig trat ich in den Raum hinein. Was fehlten, war ein Bett und ein Kleiderschrank.
Eine weitere Tür führte aus dem Raum hinaus, ich öffnete sie vorsichtig und erkannte einen begehbaren Kleiderschrank.
Der Raum war fast so groß wie mein ehemaliges Zimmer im Rudelhaus. Überrascht riss ich die Augen auf.
Die Kleidung war für eine Frau gedacht, nicht für einen Mann. Wohnt hier noch jemand? Vielleicht Arians Liebhaberin? Ich schüttelte den Kopf. Habe ich tatsächlich geglaubt, ich wäre die einzige Frau in Arians Leben gewesen?
Wahrscheinlich war die Frau schon lange ausgezogen, aber es war ja ersichtlich, dass hier einmal eine gelebt hatte. Auch der Schminktisch wies darauf hin.
Ich verließ den begehbaren Kleiderschrank wieder und sah mich etwas genauer in dem Zimmer um. Überall lag Staub... Das hieß, dieses Zimmer war schon seit Jahren verlassen.
Ich wusste, dass Arian mit jedem zusammen sein konnte, mit dem er wollte, und es mich überhaupt nichts anging. Trotzdem spürte ich einen kleinen Stich in meiner Brust.
Nachdenklich fuhr ich mit meinen Fingern über den Schminktisch und erstarrte plötzlich.
Auf dem Tisch standen wieder blaue Rosen.
Anscheinend waren es auch die Lieblingsblumen von Arians Liebhaberin gewesen zu sein. Deswegen stehen überall im Haus diese Blumen herum, dachte ich traurig.
Ich verließ das Zimmer und schloss die Tür leise hinter mir.
Dann ging ich wieder zu Liz in Arians Schlafzimmer, die immer noch auf dessen Bett lag und in einem Heft blätterte. Als sie mich hereinkommen hörte, schlug sie das Heft zu und schob es unter Arians Bett.
"Was guckst du denn so traurig? Ist irgendwas?"
Als ich nicht antwortete, richtete sie sich auf. "Moon, was zum Vollmond ist los mit dir?"
Ich setzte mich auf die Bettkante und seufzte. "Da drüben ist ein Zimmer, für eine Frau eingerichtet."
Liz schlug sich die Hand vor den Mund. "Tatsächlich? Aber warum schaust du dann so traurig!?"
Verwirrt sah ich sie an. "Hä? Das bedeutet doch wohl, dass Arian vor mir schon mindestens eine Liebhaberin gehabt haben muss, die auch hier eingezogen ist."
Liz lachte. "Du Dummerchen! Das Zimmer ist für dich! Das du auch gar nichts kapierst."
"Aber...Wieso sollte er... Und er kennt mich doch noch gar nicht...Wir sind doch erst seit gestern Mates! Wie soll er da ein ganzes Zimmer für mich eingerichtet haben?"
Liz schlang ihre Arme um mich und umarmte mich stürmisch. "Das ist so wunderbar! Wusstest du etwa noch nicht, dass jeder männliche Werwolf auf seine Mate wartet? Sein ganzes Leben lang? Und ein Alpha, der ein eigenes Haus hat, richtet ein Zimmer für seine Mate ein. Das ist sowas wie das Hochzeitsgeschenk."
Ich verzog das Gesicht, glauben wollte ich Liz noch nicht so Recht.
"Wir haben doch gar nicht geheiratet!"
Liz kicherte. Sie sah auf ihre Uhr und verstummt plötzlich. "Hey, Moon, ich muss jetzt dringend weg. Kommst du alleine klar?"
"Sicher", antwortete ich und ließ mich auf Arians Bett fallen. Hat Liz vielleicht Recht?
Erleichtert stand Liz auf. "Also, ich sehe dich morgen im Mathekurs!" Sie verließ das Zimmer, drehte sich dann nochmal um und hob grinsend den Zeigefinger. "Und dass ihr zwei mir ja keine Sachen macht!" Ich wurde rot, doch da war Liz schon verschwunden. Einige Sekunden später hörte ich, wie die Haustür ins Schloss fiel.
Ich strich mit meinen Fingern über das samtweiche Bettlaken. Würde Arian wütend sein, wenn er erfuhr, dass wir in seinem Haus gewesen waren? War das Zimmer nebenan wirklich für...Mich gedacht? Irgendwie fühlte ich mich besonders, geliebt. Ich fühlte mich wie ein glückliches, verliebtes Mädchen.
Ich lachte leise, dann zog ich mir die Decke heran und wickelte mich darin ein. Es war so schön warm, und ich erlaubte mir, meine Augen zu schließen und mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen an den vergangenen Tag zu denken.
Liz hatte Recht gehabt, ich fühlte mich hier Arian wirklich näher.
Ich war nun seine Mate.
Ich wusste nicht, ob ich Arian liebte, doch wenn Werwölfe nicht lieben konnten, dann war dieses Gefühl hier das, was am nähsten an Liebe herankam.
Ich wollte mein restliches Leben mit meinem Mate verbringen.
Das wusste ich mit Sicherheit.
Und während ich noch an Arian dachte, an seine geschwungenen Lippen, an seine breiten Schultern, glitt ich langsam in einen traumlosen Schlaf.

Das Klappern einer aufgehenden Tür weckte mich. Kurz darauf schloss sie sich wieder.
Ich hatte so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr. Langsam öffnete ich die Augen und starrte in die Dunkelheit. Es war bereits dunkel geworden, stellte ich fest. Wie lange schlief ich wohl schon? Plötzlich hörte ich Schritte auf der Treppe und erinnerte mich wieder an die Haustür. Mist! Was, wenn Arian mich in seinem Bett sieht? Oder ist das gar nicht Arian?
Die Tür zu seinem Schlafzimmer öffnete sich leise, ich stellte mich einfach schlafend, da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Ich spürte förmlich Arians Blick auf mir.
Dann schloss er die Tür und trat zu seinem Bett. "Ich weiß, dass du wach bist", flüsterte er sanft.
Ich lächelte und öffnete die Augen. "Hey. Wie war's?"
" 'Toll' kann ich jetzt nicht unbedingt sagen. Aber sagen wir so: Niemand von uns ist verletzt oder gar getötet worden. Es waren nur 7 dieser Feiglinge." Arian klang etwas verbittert. "Mit denen sind wir leicht fertig geworden."
"Und...Was ist mit ihnen passiert?"
Arian schwieg. "Moon...Es blieb uns keine Wahl. Hätten wir sie am Leben gelassen, wären wir verantwortlich gewesen für weitere tote Werwölfe. Das sind Monster, schlimmer als wir." Ich nickte.
Arian seufzte und krabbelte zu mir ins Bett.
Ich zuckte zusammen und machte Anstalten, aufzustehen. "Äh...Ich glaube, ich schlafe unten auf dem Sofa."
Ich spürte eine Berührung an meinem Arm. "Moon, bitte bleib."
Um das Thema zu wechseln, fragte ich: "Für wen war eigentlich das Zimmer nebenan?"
Arian sog scharf die Luft ein. "Du hast es also gefunden?"
"Ja. Ich weiß, es geht mich nichts an, aber ich wüsste eben gerne..."
"Es geht dich sehr wohl etwas an. Denn es ist für dich."
Schweigen. "Wirklich!? Aber... Danke", sagte ich nur. Arian zog mich zu sich und ich ließ es zu. "Dein zukünftiges Zimmer. Sag mir einfach, wenn du noch etwas brauchst. Aber ich fände es schön, wenn du trotzdem bei mir schlafen könntest. Ich meine... Eine Nacht ohne dich neben mir halte ich nicht aus."
Arian hielt meine Hände umklammert, während er sich von hinten an meinen Rücken schmiegte. Ich lächelte. "Na schön. Aber jeder bleibt auf seiner Seite. Vorerst."
"Natürlich. Ich bin ein ganz Braver."
Das brachte mich zum Lachen. Ich drehte mich zu meinem Mate um und küsste ihn sanft. Dieser seufzte. "Jetzt weiß ich, was mir mein ganzes Leben lang gefehlt hat."
"Mein Mate."

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Leute, ich habe gerade gesehen: Das Buch hat schon 1,12 K Reads! Ihr MÜSST verrückt sein! Danke, Danke, Danke!
Und eine Umarmung an alle, die für ein oder mehrere Kapitel gestimmt haben. DANKE!!!
Als Dank kam jetzt ein 1700- wörtiges Kapitel raus. Also eine rekordverdächtige Länge! :) Viel Spaß mit dem restlichen Buch! (Vielleicht mache ich auch mal ein 5 K Read- Special oder so, mal schauen)

PS: Bald wird das Buch spannender und geht nicht nur mehr um Liebe ;)
LG Eure Jana

MatedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt