49. Kapitel

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Das Gesicht auf den Händen aufgestützt saß ich da und atmete tief durch. Seit Alec gestern gegangen war ging mir unser Gespräch hunderte Male durch den Kopf. Ablenkung war zwecklos.

Ich quälte mich aufzustehen und meine leere Tasse in die Spüle zu stellen. Dann schnappte ich mir meinen Rucksack und hoffte, dass ich die Tube zur Schule noch rechtzeitig erwischte.

Ich schloss gerade die Wohnungstür hinter mir, als ich ein lautes Poltern hörte. Sofort drehte ich meinen Kopf und stellte fest, dass es aus Alecs Wohnung kam. Vielleicht war er noch da und wir konnten...

Ja was eigentlich? Was konnten wir? Wieder zusammen kommen? Uns versöhnen?

Ohne einen eigentlichen Plan steuerte ich auf sein Apartment zu, um nicht Alec vorzufinden, sondern Connor, der gerade Bücher in einen Karton stapelte. 

"Brauchst du Hilfe?", fragte ich vorsichtig. Er schreckte nach oben, nickte aber dann stumm.

Scheiß auf die Bahn. Ich konnte auch noch die nächste nehmen und hoffen, dass ich nicht erwischt wurde.

Ich hockte mich wortlos neben ihn und sammelte einige Bücher ein, die rund herum verstreut lagen.

Nachdem alles wieder an seinem Platz war brach Connor das Schweigen: "Alec ist am Flughafen. Wie geht's dir?"

Ich wusste, dass es nicht diese typische Floskel war auf die man immer mit "gut" antwortete. Es war ernst gemeint.

"Scheiße", murmelte ich deswegen vollkommen ehrlich.

Ja, mir ging es scheiße. Alec nicht mehr bei mir zu haben fühlte sich grausam leer an.

"Alec hat erzählt, dass er gestern bei dir im Café war", fuhr er fort. Ich nickte nur stumm und erinnerte mich daran, dass ich ihn vermutlich nie wieder sehen werde. "Er sah ziemlich fertig aus, als er danach wieder hier her ist."

Meine Augen fokussierten seine.

"Zuerst wollte er nicht mit mir sprechen, aber nachdem ich ihm ein bisschen auf den Sack gegangen bin, hat er erzählt, dass er sich von dir verabschiedet hat."

Wieder nickte ich und ein riesiger Kloß bildete sich in meinem Hals.

"Weißt du Quinn, vielleicht kam es nicht immer so rüber, aber ich hab euch beide echt bewundert."

Erstaunt hob ich die Augenbrauen: "Bewundert?!"

Er bejahte: "Ich hab Alec vielleicht das ein oder andere mal mit dir aufgezogen. Mich darüber lustig gemacht, was er doch für ein gefühlsduseliges Mädchen geworden ist, seit er dich kennt" In Erinnerung daran fing er gedankenverloren an zu lächeln und auch mir entwich ein Lächeln. 

"Aber letztendlich war ich froh, dass du da warst. Alec war nie wirklich der Typ für feste Beziehungen. So wie ich und vielleicht war das auch ein bisschen meine Schuld, weil ich ihm schon früh eingeredet habe, dass Liebe einen schwach macht. Doch du hast ihn wirklich glücklich gemacht, Quinn. So hab ich ihn noch nie erlebt."

Ich spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen. Vor Rührung?

"Er hat dich wirklich geliebt. Auch wenn du das in letzter Zeit eher bezweifelt hast."

"Das hatte auch einen Grund", erwiderte ich. Egal wie oft mir gesagt wurde, dass er mich geliebt hat. Er selbst hat es mir nie gesagt und mich obendrein noch an der Nase herum geführt.

Connor konnte mir auf einmal nicht mehr in die Augen schauen und er biss seinen Kiefer zusammen. Seine Stimmung hatte sich verändert.

"Connor?", fragte ich, weil ich absolut nicht einschätzen konnte was gerade mit ihm los war.

"Ich hab Mist gebaut, Quinn", brachte er gequält heraus. 

"Was hast du getan?", brachte ich langsam und seeehr skeptisch heraus.

Er suchte meinen Blick und verzog das Gesicht, als ob er etwas sehr bereuen würde und versucht es mir irgendwie schonend beizubringen.

Connor atmete durch und erzählte mir dann die Wahrheit, auf die ich schon so lang warte: "Alec trägt nicht wirklich eine Schuld an der ganzen Sache."

Ich riss meine Augen auf. Bitte was?!

"Vielleicht hab ich ihn in diese ganze Affären ohne Gefühle Geschichte gedrängt. Vielleicht lag es an mir, dass er für Louise keine Gefühle hervorbringen konnte und vielleicht lag es an mir, dass Dean zusammen geschlagen wurde."

Bitte was?!?!?!?!?!

"Connor, das macht alles keinen Sinn. Beweis einmal in deinem Leben Eier und sprich."

"Nur wenn du versprichst, dass du mich nicht schlägst", er hielt abwehrend die Hände in die Luft.

"Überlege ich mir noch", sagte ich und wartete, dass er endlich die Zusammenhänge erklärte.

"Also, ich hab dir doch eben erzählt, dass ich Alec schon zeitig weiß gemacht habe, dass Liebe einen nicht voran bringt und das hat er mir geglaubt. Vielleicht weil ich sein großer Bruder bin oder keine Ahnung, für mich war nur wichtig, dass er mir glaubte. Ich hab mir einen Spaß daraus gemacht Alec, sobald er alt genug war, mit in Clubs zu nehmen und Frauen aufzureißen. Er war echt gut. Hat mich Stolz gemacht, wie als hätte ich ihm das alles beigebracht. Naja auf jeden Fall ging diese Nummer so lang gut, bis er Louise kennen lernte und sie sich in ihn verliebte. Er selbst hatte nie richtige Gefühle für sie, weil ich ihm die ausgeredet habe. Doch Louise ließ nicht locker und als ihr kleiner nerviger Bruder auch noch mitbekommen hat, dass Alec ihr das Herz gebrochen hat, hat er sich da mit rein gehängt. Dean fing an Alec zu drohen und das Leben schwer zu machen und da hab ich Schuldgefühle bekommen, weil es ja irgendwo meine Schuld war, dass es erst so weit gekommen war. Also hab ich mir geschworen, dass ich ihm da raus helfe. Ich hab Dean versucht klar zu machen, dass er meinen kleinen Bruder in Ruhe lassen sollte und natürlich hat der gegen mich geschossen, der Idiot. Letztendlich habe ich die Geduld verloren und ihm eine rein gehauen und als ich dann erfahren habe, dass Dean erzählt hat, es sei Alec gewesen, hab ich meine ganze Hoffnung auf dich gesetzt. Ich hatte so gehofft, dass du Alec glaubst und ihm verzeihst, dass er dich am Anfang nur verarscht hat, aber das hast du nicht."

"Warum hat Alec mir nicht gesagt, dass er es nicht war?", fragte ich und ja, das war das einzige was mir dazu einfiel. Zumindest vorerst.

"Er hat mich in Schutz genommen. Er weiß, dass wenn alles raus gekommen wäre, ich von meiner Uni raus geschmissen werden würde. Ich hab vielleicht das ein oder andere mal schon mal was verbockt und die haben mir eine letzte Chance gegeben. Wenn die also erfahren hätten, dass ich Dean gegenüber handgreiflich geworden wäre und Frauen wie in einem großen Spiel ausnutze, dann hätte ich sofort meine Koffer packen können. Alec wollte mich beschützen. Er hat die Rolle des großen Bruders übernommen."

Zuerst wusste ich nicht was ich sagen sollte. Ich schaute ihn nur geschockt an. 

Connor war von Anfang an Schuld an diesem ganzen Stress. Nicht Alec. Connor.

Und augenblicklich wusste ich was zu tun war.

Ich scheuerte ihm eine. 

Connor drehte seinen Kopf weg und rieb sich dann seine Wange, als die anfing langsam rosig zu werden.

"Schätze das hab ich verdient", murmelte er.

"DU VOLLIDIOT!", schrie ich ihn an und kam schnell auf die Beine. Ich rann schon beinahe zur Tür und drehte mich schnell zu Connor um. "Nun komm schon!"

"Wohin?", fragte er verwirrt.

Männer...

"Zum Flughafen!"


Das Kapitel zu schreiben war extrem schwer, weil es die ganze Geschichte und ihre Probleme aufgelöst hat. Deswegen hat es auch so lang gedauert, weil ich mich nie danach gefühlt habe, das mit wichtigste Kapitel dieser kompletten Story zu schreiben.

Hat es euch gefallen? :)

xo Anni

Apartment 108 - never trust a badboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt