Teil 6- "Die beste Überraschung auf der Welt!"

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Vorsichtig fing ich an, das Geschirr übereinander zu stapeln und ging dann langsam in Richtung Küche, wo ich den ersten Stapel abstellte.
Das ich überhaupt das machen musste lag nur daran, dass Reiji unbedingt neue Strafen testete. Zum Beispiel musste Subaru, da er ein weiteres Loch in eines der Wände gemacht hatte, die Fenster der Villa sauber machen und Kanato hatte einmal Süßigkeitenverbot bekommen und dafür wusste ich nicht Mal den Grund.
Tja, aber irgendwie wäre es mir sogar lieber gewesen, wenn ich keine Süßigkeiten essen dürfte oder die Fensterscheiben sauber machen müsste, anstatt mich mit dem Geschirr zu befassen. Sobald nämlich dort etwas passieren würde, wäre ich wohl ein Kopf kürzer oder die „Versuchskaninchen-Rolle" wird mein ganzes Leben sein.
Ein Gefühl der Erleichterung machte sich in meinem Körper breit, als der letzte Stapel seinen Platz neben der Spüle fand, ehe ich zu mir selbst sprach: „Okay, dass erste ist schon Mal erledigt...Jetzt muss ich das alles nur irgendwie sauber kriegen, ohne das auch nur ein was kaputt geht..." Nach längeren überlegen, wie ich es am besten machen könnte, krempelte ich mir meine Ärmel hoch und versuchte es eben möglichst vorsichtig.
Umso mehr Teller fertig waren, umso sicherer fühlte ich mich, auch wenn mein Körper sich nicht wirklich entspannte. Ich hatte gerade etwas über die Hälfte fertig, als ich plötzlich die kühle Stimme von Ruki hörte, welcher leicht erstaunt fragte: „Du bist immer noch hier?" „Was meinst du denn mit ‚immer noch' ,Ruki? So lange bin ich doch nun auch nicht hier." War meine Antwort, ohne aufzusehen.
Es wäre jetzt nicht gerade Vorteilhaft sich ablenken zu lassen, besonders, da ich doch nun schon so weit gekommen war. „Ich meine damit, dass du jetzt schon über eine Stunde hier stehen musst. Normalerweise müsstest du schon fertig sein." Meinte nun der Grau-Blauäugige, wodurch ich fast einen Teller, welchen ich in der Hand hatte, fallen ließ.
‚Über eine Stunde?! Oh Gott...die Zeit vergeht ja wie im Flug, wenn man so konzentriert ist...' War mein geschockter Gedanke, ehe ich vorsichtshalber den noch dreckigen Teller abstellte und mich zu dem Älteren umdrehte. „Du hast die Zeit vergessen, nicht wahr?" Meinte er mit einem leichten Schmunzeln, welches mich wohl noch etwas mehr aus der Bahn warf, als alles andere.
‚Okay...ich scheine ihn ja wirklich zu amüsieren...' dachte ich, ehe ich endlich antwortete: „Ja, das habe ich wohl...aber immerhin bin ich bald fertig und dann wird mich niemand mehr dazu bringen, das nochmal zu machen. Das kann ich versprechen!"
Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Hände total aufgeweicht waren, was nicht wirklich ein angenehmes Gefühl war. „Was hast du überhaupt angestellt, dass du so endest?" „Ich habe Reiji zur Weißglut gebracht, das genügt ihn schon dafür..." Meine Stimme war eher ein Seufzen, als ich das sagte, ehe ich mich wieder zu der Spüle umdrehte und mit meiner Arbeit fortfuhr.
Auch wenn ein kleiner Teil von mir mich warnte, dass ich Ruki nicht den Rücken kehren sollte, ignorierte ich das so gut es ging. Okay, ich wusste nicht, ob die Mukamis noch immer den Plan von Karl-Heinz ausführen würden, doch hoffte ich einfach, dass selbst der Vampirkönig nun eingesehen hatte, dass ich nur ein friedliches Leben haben wollte.
Seine Pläne waren mir an sich egal und solange wie er nichts tat, was den Jungs oder meiner Familie schadete, war alles okay. Ehrlich gesagt, ich wusste gar nicht mehr genau, was Karl-Heinz vorhatte und überhaupt erinnerte ich mich immer weniger an das, was im Spiel passiert war.
Für mich war nun alles so real hier, dass ich mich kaum noch damit abfinden wollte, dass das hier ‚nur' eine andere Welt war, die den Anime lebendig gemacht hatte. Am Anfang klang es zwar noch surreal, doch nun ist es einfach eine Tatsache.
Nur Am Rande bemerkte ich, dass Ruki wieder verschwunden war, doch störte es mich nicht. Es dauerte noch einige Zeit, doch sobald ich dann endlich fertig war, trocknete ich meine Hände ab und ging einfach aus der Küche.
Alles einsortieren konnte auch jemand anderes machen, denn noch mehr will ich mit Reijis Geschirr wirklich nicht zu tun haben. Während ich nun also wieder durch die Flure ging, zog ich die Ärmel meines Pullis wieder richtig und summte leise vor mich hin.
Es hörte sich jetzt zwar wirklich seltsam an, aber ich hatte ziemlich gute Laune gerade, welche aber auch ziemlich angenehm war. Erst durch einen Zettel, welcher vor einer Tür lag hörte ich mit dem summen auf und hob den Zettel, so neugierig wie ich war, auf. „Mal sehen, was da-" Die nächsten Worte blieben mir im Halse stecken, als ich auf dem Zettel die feine Handschrift meiner Mutter erkannte.
‚Wie...? Wie ist das möglich? ' fragte ich mich innerlich und fing nun an zu lesen: ‚hallo Marie, wir haben wirklich lange nichts mehr voneinander gehört und das die Verbindung zwischen unserer Welt und der, der Jungs nicht klappt ist besonders ärgerlich. Naja, jedenfalls möchten wir dich einladen, denn dein Vater, Ben und ich würden uns sehr darüber freuen dich wiederzusehen. Natürlich kannst du auch die Jungs mitbringen, obwohl wir nicht viel Platz haben, wie du weißt. Naja, wir sehen uns sicherlich schnell wieder~'.
Sobald ich fertig war, sammelten sich Tränen in meinen Augen, wobei ich gar nicht richtig mitbekam, wie sich die Tür, vor der ich immer noch stand, sich öffnete und ich sofort in eine Umarmung gezogen wurde. Erst durch den vertrauten Geruch, welcher mir in die Nase stieg, wusste ich, dass es sich um Laito handelte, welcher mir beruhigend durch die Haare strich und fragte: „Und, wie gefällt dir die Überraschung, Doll-chan~? Es hat zwar etwas gedauert, bis ich mich mit deinen Eltern auf die Umsetzung geeinigt habe, aber es hat doch alles geklappt~."
„Ich liebe diese Überraschung...! Es...ich bin dir so dankbar!" Antwortete ich mit brüchiger Stimme, wobei ich die Umarmung nun auch erwiderte. ‚Da warst du also immer gewesen...das erklärt alles...' In meinen Gedanken herrschte reges Treiben, doch war alles nur positiv.
Sobald meine Tränen etwas verebbt waren, blickte ich den größeren an, ehe ich mich auf Zehenspitzen stellte und ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte.
„Ich habe wirklich den besten Freund den man haben kann." Sagte ich kurz darauf, wodurch der Smaragdgrünäugige mich sanft anlächelte und antwortete: „ich liebe dich genauso sehr und ich bin wirklich froh, dass die Überraschung geglückt ist~."
Wie lange ich noch in seinen Armen verbrachte wusste ich nicht, doch eines stand für mich fest, nie wieder würde ich ohne ihm sein wollen. Laito machte sich so viel Mühe um mich zu überraschen und das würde wirklich nicht jeder machen.

Mein Happy End? Oh nein, es ist noch nicht vorbei...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt