Teil 25-"Langsam gebe ich es auf da durchzublicken..."

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(Maries Sicht, Nächster Tag)

Mittlerweile war ich nun vielleicht einen Tag in diesem Raum...und wurde schon fast wahnsinnig. Ich konnte gar nichts machen außer mich umzusehen und mittlerweile hatte es schon den Grad erreicht, welcher mich zum Verzweifeln brachte.
‚Hier drin ist es nicht nur langweilig, nein, ich glaube ich drehe bald am Rad! ' Waren meine wütenden Gedanken darüber. Was mich allerdings noch mehr ärgerte war die Tatsache, dass ich mich tatsächlich etwas freute, als Masaru die Tür öffnete und meine „Zelle" betrat.
„Na, hast du dich schon eingelebt~?" Fragte er mich mit einem wissenden grinsen, wodurch ich nur zischte: „Lass deine Scherze!"
Mittlerweile war ich schon geübter mich aufzusetzen, weshalb ich den Rotäugigen nun perfekt ansehen konnte. „Du solltest mal lieber freundlicher zu mir sein~ Schließlich willst du doch nicht, dass einer meiner Bediensteten deinem Brüderchen den gar ausmacht~" Diese Worte waren es, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Ich wusste nicht wie ich es geschafft habe, doch das nächste was ich richtig mitbekam war, dass ich den größeren gegen die Wand drückte. Meine Hände krallten sich in seinen Kragen und ich spürte gleichzeitig wie das Seil um meinen Beine immer fester sich zusammen zog, doch...es war mir egal. „Mir ist egal was du mit mir machst, doch wenn du meiner Familie auch nur ein Haar krümmt werde ich dafür sorgen, dass niemand auf diesem Planeten dich je wiederkennen wird!"
Doch während jeder andere wohl eingeschüchtert wäre, stand Masaru nur da und...grinste zufrieden. ‚Wieso grinst dieser Mistkerl weiterhin?! Legt er es so darauf an? ' Fragte ich mich in Gedanken und behielt ihn trotzdem im Blick.
„Genau das wollte ich haben~! Eine Kriegerin welche keinerlei Hemmungen davor hat, ganz egal wer ihr gegenüber ist. Und deinem Bruder wird keiner etwas tun...solange du tust was ich sage." „Und du denkst das tue ich jetzt so leicht...? Ben und meine gesamte Familie werden sicherlich beschützt...und du würdest es nur ausnutzen." War meine Antwort, wobei langsam auch wieder die Vernunft durch meinen Körper strömte.
Es war ein kompletter Black Out gewesen und diese plötzliche Kraft war ein seltsames Gefühl. Meine komplette Aufmerksamkeit ruhte wieder auf Masaru, welcher plötzlich begann zu lachen und in aller Ruhe nach meinen Handgelenken griff und sie von seinem Kragen entfernte.
Sobald er seine Kleidung wieder gerichtet hatte, angelte er flink ein kleines Foto aus seiner weißen Manteltasche, ehe er es mir hinhielt.
Das was ich dort allerdings sah, riss mich, wortwörtlich, von den Füßen. ‚Nein...wie konnte das passieren? S-sie waren doch bei den Jungs in Sicherheit...' Waren meine geschockten Gedanken, während ich nur dumpf bemerkte, dass ich auf dem Boden landete. Auf diesem Foto konnte ich meine Familie sehen, sie waren in einer Art Zelle.
„Nun sieht es doch schon gleich ganz anders aus, nicht wahr~? Solange wie du dich artig benimmst und das tust was sich von der Verlange, wird deine Familie auch unbeschadet bleiben." Meinte Masaru, als ich weiterhin nur wie gebannt auf dieses Foto sah.
‚Das kann einfach nicht stimmen...' Und selbst wenn ich mir das immer weiter zusprach, konnte ich doch nicht einfach ein Risiko eingehen. Solange ich nicht wusste, ob das wirklich keine Fälschung war, musste ich sein Spiel mitspielen...selbst wenn es mir überhaupt nicht gefiel. Es brauchte eine Weile, ehe ich leise die Worte hervorbrachte und bei diesem überlegenen grinsen war es umso schwerer. „Okay...du hast gewonnen..."

(Time Skip, zwei weitere Tage später)

‚Ich fasse es nicht, dass ich das wirklich mitmache...' Dachte ich über mich selbst erzürnt, ehe ich auf das Holzschwert in meiner rechten Hand sah.
Nach längeren überlegen hatte Masaru mir gesagt, dass ich nun Schwertkampfunterricht bekam, bei einem...Naoki oder so, keine Ahnung. In dieser Zeit wurde mir das Seil an meinen Beinen abgenommen, da ich mich ja auch bewegen musste.
Dafür war aber jeder einzelne Ausgang doppelt und dreifach bewacht und gegen die Waffen der Wachen, war mein Schwert nicht mehr als ein Zahnstocher. „Jetzt nochmal von vorne und hör auf zu träumen!" Rief mein Trainer mir zu und wirkte mehr als genervt, wobei er mich dezent an Ayato erinnerte.
Mein Blick richtete sich auf den Dummy vor mir, welchen ich als „Gegner" benutzen sollte. An sich war das ganze schon sehr durchdacht, wenn man nicht von meiner Inkompetenz ausging bei dem Thema Kampf.
Ganz ehrlich, ich habe eigentlich weder den Mut noch die Motivation überhaupt jemanden etwas zu leide zu tun, welcher mir nichts getan hat. Wenn da jetzt allerdings zum Beispiel Masaru festgebunden wäre und ich ihn schlagen dürfte, wäre es etwas ganz anderes~. Alleine schon der Gedanke brachte mich leicht zum Grinsen, was Naoki nicht unentdeckt blieb und ehe ich mich versah fand ich mich auf dem Boden wieder.
„Au...Kannst du mal aufhören mir ständig die Beine wegzuziehen?!" Fragte ich ihn giftig und blickte zu dem Rothaarigen auf, welcher nur entgegnete: „Dann hör verdammt nochmal auf so zu träumen. Jetzt mal ehrlich, da hat dieser Dummy sogar bessere Chancen als du je mit einem Schwert umgehen zu können!" „Schön dass wir uns in diesem Punkt einig sind..." Sagte ich, wobei ich mich langsam wieder aufrichtete,
„Und ich habe in meinem gesamten Leben noch nie mich mit einer Waffe verteidigt. Ich habe einmal meinem Freund eine Backpfeife ausversehen verpasst, aber das hat zum Schluss auch nur dafür gesorgt das ich den Kürzeren ziehe..."
Ein leichtes Seufzen entkam meinem Gegenüber, ehe er seine Arme verschränkte und zu sich selbst murmelte: „Vampire sind einfach anstrengend...". Kurz darauf erklärte er mir nochmal alles und gab mir dann den Tipp, dass ich mir einfach die Person vorstellen sollte, die ich am meisten auf dieser Welt hasste...und das war ehrlich gesagt nicht schwer.
Nun landete ich tatsächlich auch ein paar Schläge, wobei ich wohl meine gesamte Wut ausließ. So bemerkte ich dann auch nicht, wie ein gewisses rosahaariges Mädchen sich in die Übungshalle schlich und dann etwas tat, womit wohl keiner gerechnet hatte.
Erst als dann plötzlich einer der Wachen bewusstlos, und ich hoffe irgendwie sehr das es nur das war, zusammenbrach und dann immer mehr folgten.
„Was zum...?!" Entkam es mir, ehe ich Hoshi entdeckte, welche ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte und nun einen violetten Overall trug. Außerdem fiel sehr auf, dass sie keine Brille trug und etwas Silbernes in ihrer Hand funkelte.
‚Ist das ein Dolch...? Aber wie....?' Fragte ich mich innerlich, ehe die Rosahaarige auf mich zuschritt und mit einem beruhigenden Lächeln meinte: „Keine Sorge, sie schlafen nur. An dem Dolch hier ist ein spezielles Schlafmittel, was sie wohl für die nächsten...sagen wir fünf Stunden ausknockt. Entschuldige, dass es so lange gedauert hat...aber bis alle Vorkehrungen getroffen waren und Masaru mal das Gebäude verließ hat es eben gedauert."
Weiterhin komplett baff über die jüngsten Ereignisse starrte ich sie an, wodurch sie nur entgegnete: „Weißt du, für mich bist du eine wirklich gute Freundin geworden und ich habe doch gesehen wie sehr du immer geweint hast, weil du deine Familie und deinen freund vermisst. Da helfe ich dir gerne, egal was ich dafür tun muss."
„Da das ja nun geklärt ist, sollten wir lieber schnell gehen. Masaru ist wohl schneller wieder zurück als wir denken." Unterbrach uns Naoki, welcher kurz zu den einzelnen Wachen gegangen war und ihnen ihre Waffen abnahm.
„Bekomme ich eine Erläuterung?" Fragte ich noch kurz nach, ehe ich kurz mit dem Kopf in Naokis Richtung zeigte, doch musste ich mich mit einem „Später" zufrieden geben. ‚Langsam gebe ich es wirklich auf da durchzublicken...'

Mein Happy End? Oh nein, es ist noch nicht vorbei...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt