Teil 10- "Ein ernstes Gespräch"

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(Wieder bei Marie in ihrer Sicht)

Es hatte zwar etwas Zeit gebraucht, doch ich hatte mich wieder beruhigt, doch gleichzeitig hatte ich mich endgültig dafür entschieden, niemanden von Christian zu erzählen, dass wäre wohl auch für alle das Beste.
Mittlerweile saß ich auch nicht mehr in meinem Zimmer, sondern zusammen mit meinen Eltern am Tisch, wo wir uns gerade über Alexandra unterhielten. Okay, es gab nun wirklich bessere Themen, doch tatsächlich war zwischen uns vorher wie eine ungemütliche Stille, da mein Leben bei den Vampiren nun auch nicht so aufregend war. Hin und wieder gaben sie ein paar Kommentare von sich. Von meiner Mutter erfuhr ich dann aber auch, selbst wenn es für sie eher nebensächlich war, dass ein braunhaariger Junge sich nach mir erkundigt hat, etwa eine Woche nach der ich weg war. Dass es sich dabei um Christian wohl handelte, musste ich gar nicht sagen und ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, dass er meine Nummer auf nicht ganz legale Weise bekommen hatte.
„Also, von Alexandra haben wir nichts mehr gehört...sie ist wie vom Erdboden verschluckt." Meinte nun mein Vater und ich konnte mir vorstellen, wie er in Gedanken sowas sagte wie: „ich wusste doch, dass an ihr etwas nicht stimmt und jetzt ist meine Tochter dank ihr eine Vampirin und ist mit so einem Playboy zusammen!".
Nachdenklich spielte ich mit einer meiner Haarsträhnen und ging gedanklich noch mal alles durch, was passiert war, bevor ich das überhaupt erfahren hatte. „Also...als ich damals von den Mukami entführt wurde, war ich doch in diesem Wohnhaus...als ich aus dem Fenster gesehen hatte, kam mir das Ganze ziemlich bekannt vor, wisst ihr woran das liegen könnte?"
„Das du dich an dieses Haus erinnerst, ist logisch, denn vorher hatte Alex angeblich dort gewohnt. Als kleines Kind haben wir dich öfters Mal bei ihr gelassen, wenn wir irgendwohin mussten." Erklärte nun meine Mutter und man konnte aus ihrer Stimme heraushören, dass sie sich selbst die Schuld daran gab. Mitfühlend legte ich meine Hand auf ihre und beruhigte sie: „Wir hätten alle nicht damit gerechnet, dass sowas je passieren würde und ich weiß genau, dass du und Dad sie nie in meine Nähe gelassen hättet."
Auch wenn die Ältere daraufhin nichts mehr entgegnete, konnte ich an ihrer Körperhaltung sehen, wie sehr sie diese Worte auch beruhigten. Meine Eltern hatten wirklich viel in letzter Zeit durchmachen müssen und für ihre Unterstützung konnte ich wohl nicht dankbarer sein. „Also...was ist nun mit der Wohnung von Alex, konnte man sie da nochmal antreffen?" Fragte ich nun, auch wenn ich mir eine Antwort schon denken konnte. Beide schüttelten leicht mit dem Kopf, wodurch ich mich nachdenklich zurücklehnte und komplett in Gedanken damit begann zu kippeln.
„Marie, hör auf zu kippeln. Du tust dir nur weh." Ermahnte mich mein Vater, wodurch ich nur entgegnete: „Es wird schon nichts passieren..." Schließlich war ich doch kein kleines Kind mehr, was man auf alles hinweisen musste. „Du solltest lieber auf deine Eltern hören, Doll-chan~" Hörte ich plötzlich die Stimme meines Freundes hinter mir, wodurch ich mich dann so erschreckte, dass ich mit dem Stuhl umkippte und mit einem kleinen Aufschrei auf den Boden landete.
Leicht böse funkelte ich den hutträger an, während ich mir den schmerzenden Kopf rieb und murrte: „Du hättest dich ruhig ankündigen können..."
Während der Angesprochene nur leicht kicherte, konnte ich die besorgten Blicke meiner Eltern auf mir spürte. Mit einem leichten Lächeln drehte ich mich zu den beiden um und sagte: „Alles okay, es tat nur kurz etwas weh."
Verständnislos schüttelte meine Mutter nur den Kopf und entgegnete daraufhin: „Dein Vater hat es dir doch gesagt...und müsstest du nicht theoretisch bemerken, dass Laito im Raum war?" „Also...das ist so eine Sache. Eigentlich müsste ich das wirklich, aber irgendwie habe ich mich so sehr an die Jungs gewöhnt, dass ich gar nicht mehr richtig darauf achte. Die Einzige, die ich bemerke ist Yui...aber das ist nun wirklich keine Kunst."
In diesem Moment war ich auch so auf meine Eltern konzentriert, dass es mich schon wieder sehr überraschte, als dann plötzlich ich hochgezogen wurde und in Laitos Armen war, welcher dazu sagte: „Der Boden ist doch sicherlich unbequem~" Automatisch schmiegte ich mich mehr an ihn und ein sanftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als er mir einen kurzen Kuss auf die Stirn gab. ‚Ihm kann man gar nicht böse sein, dass ist so gut wie unmöglich...'
Erst durch ein räuspern richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Eltern, welche ich entschuldigend anlächelte. „Ihr...beide seit euch schon wirklich nahe, aber ich hoffe nicht zu nahe..." gab mein Vater von sich und ich ahnte worauf er hinaus wollte, woraufhin ich mich mit einem ziemlich roten Gesicht verteidigte: „N-natürlich sind wir noch nicht so weit gegangen...! Laito respektiert es, dass ich noch nicht für sowas bereit bin."
„Da hat Doll-chan absolut recht~. Selbst wenn es für mich eine Freude wäre, weiter mit ihr zugehen~." Meinte nun der Hutträger dazu, weshalb ich ihm unauffällig auf den Fuß trat. ‚Das beruhigt meinen Vater ja nun wirklich nicht, Laito! ' sprach ich gedanklich und hielt mich zurück es auch auszusprechen.
Zögerlich befreite ich mich aus seiner Umarmung und hob nun endlich auch den Stuhl, welcher immer noch auf dem Boden lag, auf. Danach setzte ich mich, dieses mal ordentlich, hin und sah zu, wie Laito es mir gleich tat.
Der einzige Unterschied war nur, dass er nun weder pervers oder verspielt wirkte, sondern ziemlich ernst, wobei er sprach: „ Ich hatte mir Reiji noch einmal gesprochen gehabt und nach ihm war diese Alexandra wohl früher mal bei einer Veranstaltung von Karl-Heinz dabei gewesen. Sie ist wohl auf einem Foto von dieser Zeit."
Selbst wenn ich wusste, dass sich Laitos Zorn nicht gegen mich richtete, bekam ich eine unangenehme Gänsehaut, wobei ich trotzdem versuchte ruhig zu bleiben. Solche Momente erinnerten mich an damals...selbst wenn man die Narben einfach zur Not überschminken konnte, fühlte ich den Schmerz immer wieder aufs Neue, wenn er so sprach.
Manchmal hatte ich schon die Angst gehabt, dass sich die Wunden wieder öffnen würden, selbst wenn das unmöglich war. Vor einer Weile hatte ich mit den Mukami darüber gesprochen, da die wohl am besten sich mit sowas auskannten. Sie waren alle von ihrer Zeit als Mensch gezeichnet worden und laut Ruki war es auch unmöglich für meinen Vampir-Körper diese Narben einfach verheilen zu lassen, selbst wenn ich zu dem Zeitpunkt schon ein Halbvampir war.
Außerdem meinte er, dass ich wie es schien eine Art Blockade hatte, weshalb ich meine vollen Kräfte gar nicht erst probierte. Weshalb diese Blockade bestand, war uns aber allen ein Rätsel. Es gab die Theorie, dass es der Mechanismus ist, der eigentlich dafür sorgen sollte, dass ich Yui beschütze, doch gab es keine Bestätigung dafür.
‚Ich bin in diesem Punkt wohl echt ein hoffnungsloser Fall...'

Mein Happy End? Oh nein, es ist noch nicht vorbei...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt