Lily Evans

3.5K 129 8
                                    


Kapitel 13: Lily Evans


Am nächsten Morgen erwachte Harry schon früh, wie er durch einen Blick auf den Wecker feststellte. Als er die Augen aufgeschlagen und sich in einem Gryffindor Schlafsaal wiedergefunden hatte, hatte er erst geglaubt, immer noch in seiner Zeit zu sein und dass alles nur ein böser Traum gewesen war. Doch im nächsten Moment registrierte er die fremden Koffer, die Dumbledore ihnen ins Zimmer geschickt hatte, und die Wirklichkeit brach über ihn herein. Er befand sich tatsächlich in der Vergangenheit! Doch anstatt in Panik zu verfallen oder seine Situation zu verfluchen, wie er es gestern noch getan hatte, blieb Harry ruhig. Jetzt, nach einer guten Mütze voll Schlaf, kamen ihm die Probleme gleich viel kleiner vor und die Vorteile besser ersichtlich. Er befand sich tatsächlich in der Vergangenheit! In einer Zeit, in der seine Eltern noch lebten! Er könnte jetzt einfach aufstehen, aus dem Schlafsaal gehen und seinem Vater einen guten Morgen wünschen. Oder auch nicht, denn er vermutete, dass James es ihm nicht sonderlich danken würde, so zeitlich geweckt zu werden. Auch wusste er nicht, dass Harry sein Sohn war. Dennoch ... allein das Wissen, dass seine Eltern hier in seiner Nähe – lebendig in seiner Nähe – waren, reichte um ihn in ein Hochgefühl zu versetzen, dass er seit langem nicht mehr gespürt zu haben meinte. Heute, dessen war er sich sicher, würde ein toller Tag werden.


Gähnend reckte er sich, warf die Decke zu seinen Füßen und stand auf. Im Schlafsaal war es ruhig, die Vorhänge vor den Betten zugezogen. Entweder waren also die anderen schon wach und aus dem Zimmer oder sie schliefen noch. Wie an dem Tag nach der Großen Schlacht trat Harry ans Fenster und blickte hinaus auf die Ländereien. Zu seiner Zeit sah man dort draußen immer noch die Narben, die die Schlacht an dem Land hinterlassen hatte. Die Helfer hatten zwar gute Arbeit geleistet und viel aufgeräumt, repariert und auch sonst alles gegeben, um Hogwarts wieder seinen alten Glanz zurückzugeben, doch manches brauchte einfach seine Zeit, um wieder ganz zu werden.

Hier jedoch sah man nichts davon. Im verbotenen Wald standen noch alle Bäume, Hagrids Hütte sah genauso aus wie damals, als Harry sie zum ersten Mal betreten hatte, und auch die Gewächshäuser waren noch alle heil. Natürlich; all der Schaden würde ja erst Jahre später geschehen. Noch wusste hier niemand, dass Hogwarts einmal zum Schauplatz einer der entscheidendsten Schlachten in der Geschichte der Zauberei werden sollte ...

„Ziemlich verrückt nicht?", ertönte auf einmal eine Stimme hinter Harry und einen Moment darauf fiel die Tür zu ihrem Schlafsaal ins Schloss. Harry hatte sie nicht aufgehen hören und wirbelte nun erschrocken herum.

Ron stand im Zimmer, bereits angezogen und ziemlich wach wirkend. Was war in letzter Zeit nur los mit ihm, musste sich Harry sogleich fragen. Immer wachte Ron vor ihm auf ... doch dann kam ihm der Verdacht, dass Ron vielleicht schlecht schlief. Verwundern würde es ihn ja nicht, nach dem, was in der Schlacht alles geschehen war. Er konnte sich glücklich schätzen, dass er noch keine Albträume gehabt hatte.

„Zu wissen, was alles passieren wird", fuhr Ron fort ohne Harry wirklich anzusehen. „Wir könnten es ganz einfach verändern ..." Sein Blick schien in weiter Ferne zu sein.

„Aber wir dürfen es nicht", entgegnete Harry. Er hoffte wirklich, sein Freund sah das ein. Was, wenn ihn die Verzweiflung packen würde und er alles über die Zukunft verraten würde, in der Hoffnung, dass sie sich zum besseren ändern würde? „Wir dürfen es nicht, wir dürfen nicht die kleinste Kleinigkeit verändern", betonte er. „Das könnte fatale Folgen haben – nein, das wird bestimmt fatale Folgen haben. Im schlimmsten Fall könnte es einem von uns sogar das Leben kosten." Er seufzte auf. Seine gute Stimmung war nun ruiniert. „So gern ich es auch tun würde, wir dürfen es nicht."

„Ich weiß", meinte Ron nur und sah gleich so schrecklich niedergeschlagen aus, dass Harry für einen Augenblick wünschte, seine Worte zurücknehmen zu können. Doch das konnte er nicht und Ron musste sich bewusst sein, wie gefährlich so etwas sein konnte. „Ich weiß."

„Ich bin eigentlich hochgekommen um zu schauen, ob ihr schon wach seid", wechselte Ron das Thema und ersparte es Harry, nach einer Antwort suchen zu müssen. „George scheint ja noch zu schlafen." Er nickte zu dem Bett, das George am Abend zuvor für sich beansprucht hatte. Im selben Moment hörten sie auch schon das Geräusch eines sich herumwälzenden Körpers. Ron warf Harry einen Blick zu, zuckte mit den Schultern und trat dann ans Bett heran, um die Vorhänge zur Seite zu ziehen.

Dahinter lag George auf dem Bauch, das Gesicht im Kissen vergraben, sein ganzer Körper in Schweiß gebadet, und stöhnte leise vor sich hin. Die Decke lag zu seinen Füßen, er schien sie in einem unruhigen Schlaf zum Fuße des Bettes getreten zu haben. Harry und Ron wechselten einen Blick, bevor Ron sich nach vorne beugte, seinen Bruder an der Schulter fasste und rüttelte. Doch George wachte nicht auf. Er murmelte nur etwas, schlug mit einer Hand die Rons zur Seite und warf sich so wild herum, dass er beinahe aus dem Bett stürzte.

Ron war vor Schreck einen Schritt zurückgewichen und stand nun hilflos neben seinem älteren Bruder, der sich ganz offensichtlich gerade einen Albtraum durchlitt. „Was nun?", wollte er wissen, sobald George wieder relativ ruhig dalag und keine Gefahr bestand, dass er sogleich aus dem Bett fallen würde.

Harry zuckte mit den Schultern. „Wir versuchen es nochmal", schlug er vor.

Ron nickte und trat nochmal an seinen Bruder heran, schüttelte dann jedoch seinen Kopf. „Nein. So geht das nicht. Was, wenn er tatsächlich aus dem Bett fällt? Und außerdem, ist ein wenig Schlaf nicht besser für ihn als gar keiner, selbst wenn dieser wenige so schlecht ist?", meinte er und man sah ihm seine Sorgen genauso an, wie George, dass er einige Nächte schlaflos verbracht hatte. Doch bevor Harry antworten konnte, schnappte George keuchend nach Luft und schlug die Augen auf.

„Bist du okay?", wollte Ron sogleich von seinem Bruder wissen, der sich einen Moment lang noch etwas orientierungslos umsah, bevor er zögerlich nickte. „Ja, klar", sagte er mir noch vor Schlaf heiseren Stimme. „Es ist alles okay. Ich habe nur ein wenig unruhig geschlafen." Es war allen Anwesenden klar, dass das eine dreiste Lüge war, doch schien es George nicht daran zu hindern, sie auszusprechen.

Ron warf seinem Bruder einen wütenden Blick zu. „Lüg mich nicht an!", schrie er George beinahe an. Er schien noch etwas Weiteres sagen zu wollen, doch Harry stieß ihm mit dem Ellbogen in die Seite und schüttelte den Kopf als Ron ihn wütend anblickte. Nicht jetzt, sollte das heißen, er braucht jetzt was anderes. Und tatsächlich: nun, da Georges Gesicht nicht mehr in seinem Polster vergraben war, konnte man erkennen, dass er wohl geweint haben musste. Seine Augen waren noch leicht rot, seine Nase ebenfalls, und tiefe Schatten lagen unter ihnen. Sein Haar stand in alle Richtungen ab und ein leichter Schweißfilm, wohl der, der auch seine Kleidung so nass gemacht zu haben schien, überzog sein ganzes Gesicht. Er schien, ganz freundlich ausgedrückt, nicht sehr gut geschlafen zu haben.

Ron nickte leicht. „Lüg mich nicht an", wiederholte er einfach nur, dieses Mal jedoch um einiges leiser und gefasster. „So etwas machen wir nicht."

„Okay", meinte George nur. „Und wenn es für euch in Ordnung wäre, würde ich jetzt gerne duschen. Ich fühle mich nämlich gerade richtig beschissen."

Ron nickte nur.

„Mach das", meinte Harry. „Aber beeil dich, wir werden auf dich warten, so dass wir gemeinsam runter gehen können."

George nickte nur und begann dann, den Koffer zu öffnen, der vor seinem Bett stand, und sich eine Garnitur Kleidung herauszusuchen. Diese schnappte er sich, zusammen mit einem Handtuch und einer Seife, wie auch immer er die in seinem Koffer so schnell gefunden hatte, und verließ dann das Zimmer.

Als die Türe hinter ihm ins Schloss fiel, ließ Ron sich auf sein Bett fallen. „Scheiße", meinte er. „Ich ... ich hätte mir wohl denken können, dass er auch Albträume hat. Ich hatte ja auch welche ... aber ... irgendwie ist es mir nie in den Sinn gekommen." Er schien mehr zu sich selbst zu sprechen als zu Harry, der still daneben stand und zuhörte. „Aber natürlich hat er welche. Was versuche ich mir denn vorzumachen. Oh, verdammt. Was sollen wir nur machen? Was sollen wir denn nur machen?" Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß es einfach nicht."

Peinlich berührt trat Harry von einem Fuß auf den anderen. Auch er wusste nicht, wie sie George helfen sollten, wenn sie doch nicht einmal verstanden, was er gerade durchmachte. Sie alle hatten einander, Ron hatte Hermine, er Ginny, Hermine Ron und Ginny ihn. Sie alle konnten einander hinweghelfen, über die Verluste der Schlacht. Doch George, der hatte niemanden. Schlimmer noch. Die Person, die ihm sonst immer treu zur Seite gestanden war, war diejenige, deren Verlust er soeben betrauerte. Und er musste nun ganz allein da durch.

Schließlich trat Harry zu seinem eigenen Koffer und suchte sich selbst etwas Kleidung heraus. Er konnte sich zumindest einmal umziehen, das war ja nicht so schwer. Auch beschloss er, an diesem Morgen nicht ins Bad zu gehen. George wollte nun bestimmt alleine sein und wenn er ihm sonst nicht helfen konnte, so konnte er ihm zumindest ein wenig Freiraum lassen.

Harry war erstaunt, dass ihm die Kleider, die Dumbledore ihnen hatte bringen lassen, perfekt passten. Wie die Hauselfen an seine Kleidergröße gekommen waren, hatte er keine Ahnung, doch irgendwie war es ihnen gelungen. Auch fand er, dass ihm einige Schulsachen gebracht worden waren. Federn und Tinte befanden sich in einer Ecke des Koffers, daneben viel sauberes Pergament und sogar eine extra Tasche hatten sie bekommen, um ihre Schulbücher mit sich zu nehmen, die sie allerdings scheinbar noch nicht bekommen hatten. Harry packte bereits ein paar der Sachen ein, die er im Unterricht gebrauchen könnte, als George aus dem Bad wieder kam. Er hatte sich gut gereinigt und frisch gemacht, so dass man kaum mehr Spuren davon erkennen konnte, wie schlecht er tatsächlich geschlafen hatte. Nur die Augenringe waren noch erhalten geblieben, doch die fielen seltsamer Weise nicht sonderlich auf (Harry vermutete, dass er einen Zauber verwendet hatte, um sie unauffälliger zu machen). Er nickte ihnen zu und Harry und Ron begrüßten ihn freudig. Keiner von ihnen sprach die Geschehnisse vor ein paar Minuten an und zwischen ihnen herrschte ein stilles Einverständnis, auch den Mädchen nichts davon zu erzählen. Sie sollten sich keine zusätzlichen Sorgen machen.

Als die drei Jungen den Gemeinschaftsraum betraten, saßen Hermine und Ginny in einer abgelegenen Ecke in abgeknozten Polstersesseln und unterhielten sich angeregt. Sie brauchten jedoch nicht lange, um sie zu entdecken und winkten ihnen aufgeregt zu. Auch eine dritte Person begrüßte sie, eine Person, die Harry zuvor nicht bemerkt hatte, da sie in einem Sessel mit hoher Lehne und dem Rücken zu ihnen saß – Lily Potter, noch Evans, seine Mutter. Sie hatte langes, dunkelrotes Haar und die gleichen grünen, mandelförmigen Augen wie er. Harry blieb beinahe das Herz stehen als er sie da sitzen sah. Ja, er hatte sie auch am Tag zuvor schon gesehen, doch nun, so nah, so freundlich und ganz offensichtlich und tatsächlich Lily Evans. Einen Moment lang erwiderte sie seinen Blick, dann blickte sie weiter zu Ron und George. Als sie sie kurz gemustert hatte, lächelte sie sie an. „Hallo, ich bin Lily Evans. Wir haben uns ja schon kurz getroffen, aber ich dachte mir, ich stelle mich trotzdem noch einmal vor. Ich bin Schulsprecherin zusammen mit Potter und gehe in die siebte Klasse. Das bedeutet, dass wir gemeinsam Unterricht haben werden."

Harry, Ron und George reichten der Rothaarigen die Hand und ließen sich dann auf einem noch freien Sofa nieder. Harry bekam ein seltsames Gefühl in seinem Magen, als er die Hand seiner Mutter berührte. Es war das erste Mal seit über 16 Jahren, dass er sie berührte, sie angriff und es war wie ein Beweis für ihn, dass das alles kein Traum war, dass sie tatsächlich existierte.

„Du bist Harry Porter, oder?", erkundigte sich Lily sobald sie es sich alle gemütlich gemacht hatten. „Bist du mit Potter verwandt? Die siehst ihm nämlich unglaublich ähnlich ..."

„Ahm ... also ja, der bin ich", antwortete Harry. „Aber ich glaube nicht, dass ich mit James Potter verwandt bin. Zumindest habe ich ihn heute zum ersten Mal gesehen, zumindest zum ersten Mal, an das ich mich erinnern könnte. Allerdings kenne ich auch nicht sonderlich viele Verwandte von mir. Es könnte also sein, dass er irgendwie ein Cousin des irgendwievielten Grades von mir ist, oder so." Nun ... sooo sehr gelogen war das nicht.

Lily lächelte. Sie tat das oft, fiel ihm auf. „Dann hoffe ich einmal, dass du nur das Aussehen und nicht das Benehmen mit ihm gleich hast. Aber dass du jetzt schon hier bist ist ein gutes Zeichen. Potter und seine Freunde kommen nie früher als zehn Minuten vor dem Frühstück in die Große Halle gestürmt."

„Keine Angst, ich bin brav wie ein Lamm", versicherte ihr Harry und die anderen Zeitreisenden brachen in Gelächter aus.

„Glaub ihm das ja nicht", grinste Ginny. „Er kann manchmal ein echt sturer Idiot sein. Aber er ist nicht schlimm, wenn du dir deshalb Sorgen machst als Schulsprecherin. Er bricht nur Regeln, wenn es einen guten Grund dafür gibt."

„Na dann bin ich ja beruhigt", meinte Lily. „Potter ... nun ja, es gibt keine Regel in Hogwarts, die von ihm noch nicht gebrochen wurde."

Die anderen schwiegen daraufhin, nicht wissend, was sie sagen sollten, hatten sie doch schon oft genug von dem Ruf der Rumtreiber gehört, der sogar noch nach vielen, vielen Jahren in Hogwarts noch nicht ganz verklungen war.

Ginny griff dann wieder ein Gesprächsthema auf, von dem sie alle zwar schon einiges wussten, nichts jedoch aus der Sicht Lilys. „Du und James, ihr scheint euch ja nicht sonderlich gut zu verstehen, wenn du ihn nach sechs Jahren in der selben Klasse immer noch mit dem Nachnamen ansprichst."

„Nein", bestätigte Lily und ihre erst noch scherzhafte Mine wurde ärgerlich, wie wenn sie sich an etwas erinnerte, das sie einst ziemlich wütend gemacht hatte. „Potter ist ein ziemlicher Idiot, um es einmal auszusprechen. Ab der vierten Klasse fragte er mich täglich um die fünf Mal, ob ich mit ihm ausginge und im nächsten Moment verhext er meinen damaligen besten Freund und macht ihn vor der gesamten Schule lächerlich."

„Das kommt natürlich nicht gut an", meinte Hermine mitleidig. „Wer ist denn der arme Freund, der die ganze Zeit verhext wird?" Die Antwort kannte sie, fragte jedoch dennoch nach.

„Sein Name ist Severus Snape, er ist in unserem Jahrgang und in Slytherin. In der fünften Klasse zerstritten wir uns allerdings ..." Sie seufzte traurig auf. „Manchmal bedaure ich immer noch, was damals geschehen ist, doch es lässt sich nicht ändern. Und vermeiden ließe es sich wohl auch nicht. Früher oder später wäre es bestimmt passiert, wir lebten uns einfach zu sehr auseinander und unsere Ideale differenzierten sich viel zu sehr von denen des anderen ..." Sie schüttelte den Kopf. „Und natürlich kam er dann in eine schlechte Gruppe. Ich weiß wirklich nicht, wie es mit ihm weitergehen wird ..." Sie blickte die anderen mit einem traurigen Blick an und wechselte dann schnell das Thema. „Jedenfalls war ich seither eher eine Außenseiterin. Die anderen Mädchen aus meinem Jahrgang haben sich schon miteinander angefreundet, als ich noch mit Severus befreundet war und dann habe ich einfach nicht mehr dazugepasst. Aber das stört mich nicht, so habe ich mehr Zeit, mich meiner schulischen Laufbahn zu widmen und ich bin ja nicht einsam. Remus, der einzig Vernünftige der Gryffindor-Jungs unseres Jahrganges, verbringt oft Zeit mit mir. Er ist ganz nett, aber warum er mit den anderen drei zusammen so viel macht kann ich wirklich nicht nachvollziehen." Sie zuckte die Schultern. „Andererseits haben auch viele nicht verstanden, weshalb ich mit Severus befreundet war. Manche Sachen tut man einfach."

Harry hörte der Erzählung seiner Mutter gebannt zu. Natürlich kannte er das meiste davon schon, doch es war noch einmal etwas vollkommen anderes, das alles aus dem Mund seiner Mutter zu hören ... und dann gab es da auch noch ein Detail, das Sirius ihm einmal erzählt hatte, das Lily aber anscheinend noch nicht bemerkt hatte.

„Verzaubern die vier diesen Jungen ... ahm, Severus, denke ich hieß er, immer noch so viel?", fragte Harry um das Thema vor Lily aufbringen zu können.

„Im fünften Jahr, nachdem ich mich mit Severus zerstritten habe, sind die Angriffe weniger geworden", sagte Lily als ob ihr diese Sache gerade erst selbst aufgefallen war. „Und wenn es doch noch zu Auseinandersetzungen kam, war meist Severus derjenige, der begonnen hat ..."

„Dann", meinte Harry mit einem breiten Grinsen im Gesicht, weil er seiner Mutter vielleicht helfen könnte, sich in seinen Vater zu verlieben, „liegt der Grund für die Attacken doch auf der Hand! Er war eifersüchtig!"

Lilys Augen weiteten sich in plötzlicher Erkenntnis und für ein paar Sekunden suchte sie nach den richtigen Worten. „Das heißt, er hat das alles nur gemacht, um ..."

„Severus von dir fernzuhalten, ganz genau!", rief Harry grinsend aus. „Und wahrscheinlich wollte er die Gelegenheit gleichzeitig nützen, um dich zu beeindrucken."

„Aber das ... das ist ..." Immer noch war Lily sprachlos, dann jedoch verhärtete sich ihre Mine. „Aber das ist noch lange kein Grund, einfach jemand Unschuldigen anzugreifen und vor der ganzen Schule komplett lächerlich zu machen."

„Ich wette, aus James Sicht war er keineswegs unschuldig", verteidigte Harry seinen Vater. „Er hat schließlich versucht, dich ihm wegzunehmen. Aber natürlich hast du recht, es ist noch kein Grund, über andere herzuziehen."

„Das ist es ganz sicher nicht", stellte Lily fest. „Und überhaupt, weshalb weißt du denn so viel darüber?"

Harry zuckte nur mit den Schultern. „Ich bin auch ein Junge, ich bin auch verliebt und es liegt ja wohl auf der Hand. Und außerdem haben wir dann noch den ganzen gestrigen Abend mit den Rumtreibern verbracht."

„Ah", machte Lily nur. „Ihren Namen kennt ihr also auch schon?"

„Jah ... sollten wir nicht?"

„Ich – nein, vergesst es einfach. Kommt, das Frühstück sollte schon aufgetragen worden sein. Ich zeige euch den Weg in die Große Halle." So stand sie auf, gefolgt von den anderen, und machte sich auf den Weg aus dem Portraitloch hinaus auf den langen und um einiges kälteren Korridor.

„So, du bist also verliebt?", fragte Ginny und trat neben Harry, der Lily mit ein paar Schritten Abstand folgte.

„Ja", sagte dieser. „Unglaublich verliebt."

„Das kann dann aber nicht ich sein", meinte Ginny leicht angesäuert. „Ich wurde heute noch nicht einmal richtig von meiner Liebe begrüßt."

Harry zog verlegen den Kopf zwischen die Schultern als ihm klar wurde, dass er tatsächlich nur Augen für Lily gehabt und Ginny, sowie Hermine, zu einem großen Teil ignoriert hatte. „Hör mal, Ginny. Es tut mir leid, wirklich", sagte er leise, damit Lily nicht mithören konnte. „Es tut mir leid, ich hätte dich natürlich begrüßen sollen. Es ist nur so, da war dann plötzlich meine in unserer Zeit tote Mutter und ... ich habe einfach nicht ... ich ... sorry. Es tut mir wirklich, aufrichtig leid. Kann ich es wieder gut machen?"

Ginny lächelte. „Deine Entschuldigung ist schon angenommen. Ich verstehe doch, dass das alles für dich ziemlich aufregend und nicht nur angenehm sein kann. Dennoch, meine Begrüßung ist immer noch ausstehend." Sie deutete mit einem Finger auf ihre Lippen und Harry kam der Einladung nur allzu gerne nach.



Es war noch früh und die Große Halle ziemlich leer. Nur ein paar kleine Grüppchen befanden sich bereits am Ravenclaw-, Slytherin- und Hufflepufftisch. Auch am Gryffindortisch saßen bereits ein paar Schüler aus den unteren Klassen und diskutierten angeregt miteinander. Ein paar blickten auf und sahen zu ihnen, als die Zeitreisenden und Lily eintraten, doch die meisten schienen sich nicht groß an ihnen zu stören. Natürlich gab es ein paar Finger, die auf sie zeigten und ein wenig Getuschel über ‚die Neuen', doch Harry, Ron, Hermine, Ginny und auch George waren schon anderes gewohnt. Lily jedoch, für die das ganz ungewohnt war, versteckte sich unwillkürlich ein wenig hinter den anderen. „Oh, die tuscheln!", sagte sie. „Das ist doch schrecklich! Als ob sie nicht über etwas anderes reden können!"

Die Zeitreisenden konnten bei dieser Aussage gar nicht anders, als sich anzublicken und in Gelächter auszubrechen; sogar George lächelte, wenn das Lächeln auch einen bitteren Beigeschmack bei ihm hatte. Lily blickte sie alle ein wenig verwirrt an, entschloss sich jedoch, nichts zu sagen, während sich so viele Augen auf ihr befanden. Stattdessen führte sie die anderen einfach nur schweigend durch die Große Halle und zum Gryffindortisch, wo sie sich sofort hinsetzte, wohl in der Hoffnung, dass sie, wenn nicht mehr so leicht zu sehen, wohl auch nicht allzu viel Redestoff bieten würde.

Ob das tatsächlich half, oder ob die Zeitreisenden einfach doch nicht interessant genug waren, um allzu lange diskutiert zu werden, jedenfalls wandten sich die Gespräche um sie herum alle wieder anderen Themen zu und Lily entspannte sich augenblicklich.

„Also, ahm, McGonagall wird uns heute unsere Stundenpläne bringen, also müssen wir vor dem Unterricht noch einmal zurück in den Gryffindorturm, um unsere Schulbücher zu holen. Normalerweise nehme ich die immer mit zum Frühstück, damit ich eben dieses hin und her Gehen vermeiden kann, aber da wir heute erst unsere Stundenpläne erhalten, geht das noch nicht." Lily zuckte mit den Schultern. „Aber bis wir die bekommen können wir ja mal etwas essen. Und lasst es euch gesagt sein – bloß weil das hier kein Fest ist, heißt das nicht, dass das Essen heute minder gut schmeckt. Während wir uns also hier stärken, könnt ihr mir ja ein wenig über euch erzählen." Lily blickte dabei vor allem die Jungen der Gruppe an. „Mit Ginny und Hermine habe ich mich ja bereits unterhalten und einiges über sie erfahren, doch von euch weiß ich noch kaum etwas. Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an und ihr kennt mich noch kaum, aber ihr müsst mir ja nicht gleich erzählen, weshalb ihr so plötzlich in Dumbledores Büro aufgetaucht seid und er nichts davon wusste, oder weshalb du hier", sie nickte zu Harry, „Potter wie ein Ei dem anderen gleichst. Wir können auch mit leichten Fragen beginnen, denn ich wüsste schon gerne etwas über euch, wenn wir jetzt ein Jahr lang gemeinsam Unterricht haben werden. Also ... beginnen wir mit etwas leichtem: was ist eure Lieblingsfarbe?"

Harry und Ron wechselten einen kurzen Blick, dann zuckte Ron mit den Schultern und begann zu reden. „Also ich mag Orange am liebsten. Aber nicht so ein blasses, fast gelbes, wie das, was man oft sieht, sonder so ein richtig knalliges. Wie das der Chudley Channons."

„Du bist ein Chudley Channons Fan?", fragte Lily nach. „Wie aufregend. Die gibt es ja noch gar nicht so lange und bei dieser Siegerquote hätte ich nicht gedacht, dass sie bereits Anhänger hätten – keine Beleidigung." Sie hob die Arme.

„Ich habe es nicht als Beleidigung aufgefasst", entgegnete Ron. „Und ich weiß, sie sind nicht die besten der besten, aber ihre Fans lassen sich nicht durch ein paar Rückschläge vertreiben. Sie bleiben wahre Fans, ganz im Gegensatz zu diesen protzigen Erfolgstruppen, die es Haufenweise gibt und deren Fans sie nach dem ersten verlorenen Spiel verlassen."

Lily nickte nachdenklich. „Das verstehe ich. Du wärest ein guter Hufflepuff."

„Danke", antwortete ihr Ron. Vorbei war die Zeit in der nur Gryffindor als gut galt. Nun konnte Ron auch den Wert anderer Häuser anerkennen und ein solches Lob annehmen, wenn es ihm gegeben wurde. „Wir müssen vorsichtig sein", flüsterte Ron Harry zu. „Wenn die Chudley Channons nur ein wenig jünger wären, dann wäre ich jetzt aufgeschmissen."

Harry nickte zustimmend. „Wir werden besser aufpassen müssen", bestätigte er.

„Und was ist mit euch?", unterbrach Lily ihren geflüsterten Dialog.

„Was?"

„Na, was ist eure Lieblingsfarbe?", fragte Lily und blickte Harry und George fragend an.

„Oh, ähm ... rot", antwortete Harry schnell.

Lily strahlte ihn an. „Wirklich? Das ist auch meine liebste Farbe! Rot wie die Liebe oder wie ein Feuer. Sie kann wärmen und vernichten zugleich." Sie setzte einen verträumten Blick auf als sie das sagte und Harry bekam den Eindruck, dass sie in Gedanken ganz woanders war.

„Bist du das etwa – also verliebt?", wollte Ginny wissen.

„Was?!" Lily blickte die andere Rothaarige ein wenig erschrocken an. „Nein, nein, bin ich nicht! Ich habe nur daran gedacht, wie ich einmal mit meiner Familie ein Lagerfeuer als Sonnwendfeier entzündet habe, das ist alles!", rief Lily so schnell, dass es beinahe wie eine Verteidigung klang.

„Die Sonnwendfeier ...", ertönte auf einmal eine weitere Stimme vom Ende des Tisches, „schöne Tage sind das." James Potter und seine Freunde kamen vom Ende des Tisches auf sie zu spaziert.

Als die kleine Gruppe der vier Leute bei ihnen angekommen war, nickte James den Zeitreisenden nur einmal knapp zu und Harry sah Kälte und Abweisung in seinem Blick. Er hatte sie auch nur kurz mit seinen Augen gestreift, schenkte keinem von ihnen mehr als einen zweiten Blick. Als er sich dann jedoch Lily zuwandte und sich neben ihr auf einen freien Platz fallen ließ, konnte Harry deutlich erkennen, wie viel Zuneigung er für die Rothaarige empfand.

„Einen wunderschönen guten Morgen, Lily", begrüßte James sie bereits, während die anderen Rumtreiber sich noch nahe Plätze suchten. Lily jedoch schnaubte nur, blieb jedoch sitzen und wandte sich demonstrativ ihrem Essen zu. „Hast du schon mit unseren Neulingen gesprochen?", fragte James weiter, davon ermutigt, dass Lily noch nicht abgehauen war, doch Lily ignorierte ihn weiterhin.

Die Begrüßung durch die anderen Rumtreiber fiel dagegen um einiges freundlicher aus. Während Remus jedem einzelnen einen guten Morgen wünschte und Sirius ihnen einfach von seinem Platz neben Ron zuwinkte, hielt sich Peter eher zurück und nickte ihnen nur zu, wofür Harry froh war. Und dennoch – die Begrüßung von Peter war um einiges freundlicher gewesen als die von James und Harry wünschte sich sehnlichst zu wissen, was seinen Vater nur so gegen sie aufgebracht hatte.

„Was macht ihr denn schon hier?", wollte Ginny wissen. „Lily hat gemeint, ihr würdet noch eine Weile lang nicht auftauchen."

„Oh, weißt du", antwortete ihr Sirius lässig, „unsere liebe Lils hier übertreibt sehr gerne. Und außerdem, so wie sie Krone immer ignoriert, würde es mich nicht wundern, wenn sie manchmal vergisst, dass wir überhaupt anwesend sind." Er nickte zu den beiden hinüber. James war gerade damit beschäftigt, wild auf Lily einzureden und kümmerte sich nicht darum, dass sie auf ihr Essen starrte und so gut wie möglich versuchte, ihn auszublenden. Harry bemerkte jedoch, dass ihre Augen immer wieder zu James wanderten und sie ihn zwar nicht unbedingt freundlich, so dennoch nachdenklich aus den Augenwinkeln musterte.

Ginny grinste als sie Sirius antwortete. „Und James merkt nicht, dass sie eigentlich nichts mit ihm zu tun haben will."

„Doch", entgegnete Sirius. „Aber er gibt trotzdem die Hoffnung nicht auf, sie irgendwann einmal zu verführen. Von einem Optimismus kann unsereins nur träumen."

„Und Lily kann sich glücklich schätzen, jemanden zu haben, der sie so sehr liebt", fügte Harry nickend hinzu. Er hatte so laut geredet, dass die Rothaarige, die ihm schräg gegenüber saß, aufblickte und ihn erschrocken anssah. Harry legte nur seinen Kopf schief, wie um zu sagen ‚stimmt es denn nicht?', woraufhin Lily ihren Blick sofort wieder abwandte.

Bald darauf kam dann auch Professor McGonagall vom Lehrertisch zu ihnen herab und verteilte die Stundenpläne. Als sie bei der Gruppe aus Siebtklässlern angelangt war, musterte sie die Schüler mit einem Blick, in dem Harry die alte Professor McGonagall nur zu gut wiedererkannte und er nahm leicht lächelnd an, dass trotz all den Veränderungen in der Welt sich ihre Unterrichtsstunden wohl um nichts von denen in der Zukunft unterschieden.

„Einen guten Tag", begrüßte sie sie und nickte ihnen zu. „Ich bin Ihre Hauslehrerin, Professor McGonagall", stellte sie sich den neuen Schülern vor, bevor sie jedem von ihnen einen Stundenplan in die Hand drückte. „Die hier wird Ihr Stundenplan für das gesamte Schuljahr sein", erklärte sie für die Zeitreisenden. „Ich verlasse mich darauf, dass Sie mir keine Schande über das Haus Gryffindor bringen werden, in allen Stunden anwesend sein werden, fleißig mitarbeiten und Ihre Hausaufgaben bringen. Falls es Ihnen irgendwann einmal so schlecht geht, dass Sie sich nicht für fähig halten, im Unterricht anwesend zu sein, dann rate ich Ihnen, Madame Pomfrey im Krankenflügel aufzusuchen. Diese wird sie dann hoffentlich schnell wieder auf die Beine bringen können. Grundloses Fehlen wird nicht akzeptiert. Sollte es dennoch vorkommen, haben Sie mit einem Nachsitzen zu rechnen." McGonagall blcikte alle Zeitreisenden einzeln streng an bevor sie sich an Harrys zukünftige Eltern wandte. „Miss Evans, Mr. Potter, ich verlasse mich darauf, dass Sie als Schulsprecher dafür sorgen werden, dass sich unsere Neuen gut in dem Schulleben einfinden werden."

„Natürlich, Professor", antwortete Lily schnell. „Sie können sich auf uns verlassen."

„Danke, Miss Evans. Bei Ihnen habe ich da noch die wenigsten Bedenken", meinte McGonagall und sah James streng an, der ihren Blick unbekümmert erwiderte.

„Keine Angst, Professor", meinte er. „Ich werde dafür sorgen, dass dieser Trupp in keine Probleme gerät."

McGonagall nickte den beiden Schulsprechern einmal zu und ging dann weiter, um den nächsten Schülern ihren Stundenplan auszuhändigen.

Nachdem McGonagall weg war, blickte Harry auf den Stundenplan in seiner Hand hinab und sah sich seine Fächer an. Dumbledore hatte sie nichts diesbezüglich gefragt und so war er gespannt, wie sein Unterricht dieses Jahr aussehen würde, doch die Lehrer schienen es einfach so gelöst zu haben, dass er – und die anderen, wie er mit einem Blick auf den Stundenplan seiner Freunde feststellte – einfach nur die Pflichtgegenstände zu besuchen hatten und keinerlei Wahlfächer. Doch die Pflichtfächer waren alle vorhanden und keines war weggelassen worden. „Wie kommt es, dass wir einfach zu allen Fächern zugelassen worden sind, ohne dass wir eine Prüfung absolvieren müssen?", fragte er leise in die Runde. „Normalerweise verlässt man ja nach den Z.A.G.s die Fächer, in denen man keine guten Noten bekommen hat."

„Ich habe mich bereits heute in der Früh erkundigt", antwortete Hermine ihm in normaler Lautstärke. „Wir werden eine Prüfung gleich in der ersten Stunde jedes Faches haben, mithilfe der die Lehrer dann unser Wissen beurteilen können und bestimmen dürfen, ob wir in ihrem Kurs zugelassen werden oder nicht."

„Habt ihr nicht alle schon die Aufnahmeprüfung bestanden?", mischte sich James, der das Gespräch belauscht zu haben schien, ein. „Ich meine, wie sonst hätten sie feststellen können, in welche Klasse ihr gehen dürft. Wegen des Alters ist es ja offensichtlich nicht, ansonsten wäre der da –", er deutete mit einer Hand auf George, dem man den Altersunterschied der Gruppe am deutlichsten ansah, „– wohl nicht mehr in der Schule und ihr nicht ohne weiteres in die siebte Klasse mit den U.T.Z. gekommen."

„Ja, natürlich", stimmte ihm Hermine schnell zu. „Das haben wir. Es ist nur ..."

„Der Einstufungstest kam vom Ministerium", half Harry ihr schnell und mit der ersten Ausrede, die ihm einfiel. „Und ihr wisst doch, das Ministerium hat manchmal andere Vorstellungen davon, wie der Unterricht hier abgehalten werden solle, als die Lehrer."

Ginny musste loslachen, tarnte es jedoch gerade noch rechtzeitig in einem Hustenanfall und versteckte ihr Lächeln hinter vorgehaltener Hand.

„Ist dem so?", fragte James und sah sie alle halb fragend, halb ungläubig und an, immer noch 0iesem etwas misstrauischen und ablehnenden Ausdruck im Gesicht, den er immer bekam, wenn er die Zeitreisenden anblickte. „Ich habe davon noch nie etwas gehört und mein Vater arbeitet im Ministerium. Sollte er davon nicht etwas mitbekommen?"

Harry zuckte lässig mit den Schultern, während er sich innerlich verfluchte. Er konnte James nicht so einfach abwimmeln, er war viel zu misstrauisch und würde nicht jede einfach schnell erfundene Ausrede schlucken. „Nun ja, die Lehrer wollen ja auch selbst wissen, wie viel wir können ...", meinte er nur schwach, doch bevor James etwas erwidern konnte, kam Sirius ihnen zu Hilfe.

„Dein Dad arbeitet als Auror, James!", rief er aus. „Und nicht als irgendein Erziehungstyp, der sich um so Sachen kümmert, wie ob wir jetzt einen Fuß mehr schreiben im Jahr oder weniger." Er schüttelte den Kopf über seinen besten Freund. „Du versuchst ja direkt, dich mit ihnen zu streiten! Vielleicht kennen sie ja jemanden, der dort arbeitet! Oder? Kennt ihr jemanden?", fragte er dann an die Zeitreisenden gewandt.

„Ja", stimmte Ron ihm schnell zu, „tun wir. Ein Bekannter meines Vaters arbeitet dort."

„Siehst du?!", rief Sirius und blickte wieder zu James. „Weshalb sollten sie denn auch lügen? Und jetzt kommt, ich habe keinen Bock, am ersten Schultag schon Nachsitzen aufgebrummt zu kriegen, bloß weil wir zu spät zum Unterricht erscheinen."

„Wir werden schon kein Nachsitzen bekommen, bloß weil wir zu spät kommen", meinte Peter als Sirius bereits aufstand. Harry versuchte ihn nach Möglichkeiten nicht zu beachten.

„Doch, werde ich", grummelte Sirius. „Wir haben Sluggy in der ersten Stunde und er hasst mich, seit er mich einmal dabei erwischt hat, als ich Wermut aus seinen Vorräten habe mitgehen lassen. Das war damals, als wir – na, ist doch auch egal. Ich sollte jedenfalls nicht zu spät kommen. Also, was ist? Kommt ihr?"

James erwiderte Sirius Blick einen Moment lang, dann nickte er und stand auf, gefolgt von den anderen Rumtreibern, um ihre Schulsachen holen zu gehen.

Kurz nachdem die vier die Große Halle verlassen hatten, stand auch Lily auf. „Auch wir sollten langsam gehen. Der Weg vom Gryffindorturm zu den Unterrichtsräumen von Zaubertränke ist weit." Die Zeitreisenden wechselten einen schnellen Blick und standen dann ebenfalls auf, bereit, sich ihrer ersten Stunde in der Vergangenheit zu stellen.

En Temps OpportunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt