|1| Kapitel

133 15 1
                                    

Er riss die Augen auf.

"Zac!"

Zac blinzelte sich die Müdigkeit und Reste des Traums aus den hellen Augen und sah zu dem jungen Mann mit den tintenschwarzen Haaren und goldbraunen Augen auf.
Kane VanCanto.

"Mann, hätte ich mit einem Dolch geschlafen, dann ..." fing er murrend an.
Kane warf ihm zusammengeknäulte Klamotten hin. "Los, zieh dich an. Argo und Cub sind sogar schon gesattelt, nur du pennst noch." Sein Freund ging zur Tür. "Drei Minuten, Zac!" Rief er und dieser hob kurz die Hand, als Zeichen, dass er es verstanden hatte.
Kane lief raus und Zac setzte sich auf.
Schnell machte er sich fertig und legte seine Waffen an.
Kurz schweifte sein Blick durch sein Zimmer im Hauptquartier der Assassinen.
Es war ein großer Raum in dem ein Tisch, ein Schrank und sein Bett standen. Dazwischen lag noch ein Teppich und ein Gestell, an dem seine Waffen hingen.
Zac stand auf und ging aus dem Zimmer. Ein Zimmer, dass er sich, genau wie seine Position, hart erarbeitet hatte.

Kane saß bereits auf dem Pferd und sah ihn ungeduldig an.
"Trödl noch mehr, und ich streiche deinen Anteil."
"Du kannst meinen Anteil nicht streichen, Kane." Zac stieg auf sein Pferd. "Immerhin mache ich genau genommen die ganze Arbeit."
"Machst du nicht." Protestierte der Schwarzhaarige und nahm seine Zügel auf.
"Ach, nein?" Zac grinste zu ihm rüber und Kane verdrehte die Augen, gab Cub die Sporen und ritt los.
Er grinste, schnalzte mit der Zunge und preschte hinterher durch das große Eingangstor in der Wald hinein.

Das Hauptquartier der Assassinen befand sich in einer alten Residenz mitten im Wald und war deswegen perfekt geeignet.
Stallungen, genug Platz und guter Komfort.
Damals, vor 10 Jahren, als Zac zusammen mit anderen Kindern, unteranderen auch Kane, hier hergebracht wurde, wurde Ihnen erklärt, dass die Gilde bereits seit über 200 Jahren in diesem Anwesen lebte.
Es war das perfekte Versteck und die hohen Ziegelmauern hinderten neugierige Blicke daran, einen Blick auf das Gebäude zu erhaschen, falls es jemand überhaupt schaffte, unbemerkt in die Nähe der Residenz zu gelangen.

Zac konnte sich nur all zu gut daran erinnern, wie er früher stundenlang den Wachdienst schieben musste.
Doch das fiel schon lange nicht mehr in seinen Aufgabenbereich.

Sobald er Kane eingeholt hatte,
sah er zu ihm rüber.
"Und?"
Kane runzelte die Stirn, "was?"
"Wie läuft's mit Ria?"
"Ria? Was soll da sein?"
Zac musterte ihn von der Seite. "Komm schon. Ihr seit schon immer aufeinander abgefahren."
"Ernsthaft, Zac? Ich geb dir ne Antwort, wenn du vom Niveau eines 10 Jährigen runter bist und dich verhälst wie 22."
"Du weichst von der eigentlichen Frage ab, Kane." Erinnerte er ihn.
"Es läuft nichts mit ihr. Dafür hatte ich zu viel Respekt vor ihrem Vater."
"Der tot ist."
"Konzentrieren wir uns auf den Auftrag, Kleiner."
Zac verdrehte die Augen und trieb sein Pferd an.

▶▫◀

Sie erreichten das Anwesen des Adeligen Lords am Nachmittag und stellten ihre Pferde im Schutz des kleinen Wäldchens ab.
Zac stieg leise ab und nickte Kane unter der tiefhängenden Kapuze zu.
Er legte seine Hand griffbereit an den Knauf seines Schwertes, dann rannte er bis zum Eingangstor verschanzte sich hinter einer breiten Statue.
Er wartete einige Minuten, dann hörte er wie die Patrouille pünktlich zum Wachwechsel auf ihre Nachfolger stieß.
Genau wie geplant.

Zac lächelte leicht und sah sich noch einmal um, dann warf er den ersten Dolch auf den Mann, der ihm am nächsten war.
Sobald dieser zu Boden sank, trat er hervor und stürzte sich auf die anderen Wachen.
Er dachte nicht mehr über seine Bewegungen und Schwerthiebe nach, er tat es einfach. Seine Instinkte meisterten die Wachen mühelos, in nichtmal zwei Minuten.
Er zerrte ihre Leichen vom Weg weg, hinter die Statuen und zog einem von ihnen Helm, Wams und Umhang aus, um es sich selbst überzuziehen.

Er schnappte sich noch eine der langen Helebarden und lief damit in Richtung der breiten Treppe zum Eingang des prächtigen Anwesens. Ein kleines Schloss, um genau zu sein. Auf dem Weg dorthin, drehte er eine Goldmünze in der Hand.
Die Sonne reflektierte das Licht und gab so Kane die erste Entwarnung.

Zac lief durch das Tor und hielt den Kopf gesenkt, als er an weiteren Wachen vorbeikam.

Er kam an einem hohen Fenster vorbei und warf die Goldmünze im Licht hoch.
Das letzte Zeichen an Kane dafür, dass der Weg frei war.
Zac sah sich flüchtig um, dann lief er im Gegensatz zu Kane eine Treppe nach unten, um seinen eigenen Auftrag zu erfüllen.
Er bog um die Ecke und zog die Augenbrauen hoch, als zwei große Wachen zu ihm herumfuhren.
"Hee, was willst du hier unten?" Bolterte einer der Männer mit tiefer Stimme, die nicht gerade zu seinen rotblonden Haaren und den Sommersprossen in dem speckigen Gesicht passte.
Der Andere rümpfte die Nase und musterte ihn.
Zac grinste. "Keine Sorge, ich bin gleich wieder weg."
Die erste Wache beugte sich etwas vor. "Warte, wer bist du? Ich kenn dich gar nicht. Jai, kennst du ihn?"
Bevor der Zweite auch noch sagen konnte, dass er dies nicht tat, hob Zac leicht die Hand. "Ja, ja ich weiß. Ihr Zwei könnt mich gar nicht kennen, da ich hier gerade eingebrochen bin, zwei Patrouillen eurer Kollegen beseitigt habe und jetzt hier stehe, um das zu Stehlen, was hinter der Tür ist, vor der ihr steht."
Die Wachen begannen zu lachen. "Ah, bist du der neue Gauckler?"
Zac lachte mit ihnen und als sie aufhörten, sah er sie an. "Gut, jetzt werde ich euch töten."
Der Rotblonde verzog das Gesicht zu einem Grinsen, doch plötzlich riss er die Augen auf und das Blut rann ihm aus dem Mund.
Langsam zog Zac das Schwert aus dem Hals der Wache und stieß ihn gegen die Wand.
Der Andere griff sofort nach seinem Schwert, doch der Assassine schlug mit seiner eigenen Waffe zu und rammte ihm sie in die Brust.
Er steckte sein Schwert zurück in die Scheide und trat die Tür auf.
Erstaunt blieb er im Türrahmen stehen und starrte auf die leeren Regale vor ihm.
Kein Gold, keine Diamanten, nicht einmal Schmuck ... nur ein Flacon mit einer schwarzen Flüssigkeit, der auf einem Tisch stand.
Zac runzelte die Stirn und ging darauf zu. Er nahm die kleine Flasche in die Hand und runzelte die Stirn.

Die Flüssigkeit war pechschwarz und schwabte dickflüssig gegen das Glas, als der Assassine sie schüttelte.

Blut.

Das war Blut, verrieten ihm seine Instinkte und der Verstanden tat den Rest.
Schwarzes Blut eines Dämons ... der Flacon war bereits halbleer, das hieß, der Lord musste dich bereits daran versucht und das Blut geschluckt haben ...
Zac sah auf.
"Oh, scheiße, Kane!"

MURATIS |1| AssassinenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt