|8| Kapitel

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Zac fand Kane zusammen mit Ria eng verschlungen im Hinterhof, wo er die beiden auch zuletzt am Morgen verlassen hatte.

Als sein Freund ihm einen vielsagenden Blick zuwarf, lief Zac wieder langsam zurück, ohne sie zu stören.

Zurück in seinem Zimmer, dachte er über den Ball nach und irgendwie auch über Helena Kathrator.
Doch natürlich hatte das Fest Priorität und so, sollte er sich irgendwie eine Möglichkeit einfallen lassen, wie er dort auftauchen konnte.
Der Assassin fertigte eine Liste an, mit allem was er zu erledigen hatte, dann zog er sich um.
Eine schwarze Robe der Gilde, lederne Armschienen und zuletzt gürtelte er sein Schwert und bund sich eine Tasche um, in der ausreichend Geld für die Ausrüstung steckte, die er brauchte.
Für einen Moment, überlegte er doch noch Kane zu fragen, ob er mitkommen wollte, doch er war sich sicher, dass sein Freund gut da aufgehoben war, wo er sich gerade befand.

Also ritt Zac am frühen Abend zurück nach Amerun und stellte sein Pferd im Stall des Freudenhauses ab, in dem Jalia arbeitete und wo er immer einen Stellplätzen für Argo bekam.

Er redete kurz mit ihr und ließ sich Name und Adresse eines ihr bekannten Schreibers nennen, den er danach aufsuchte und sich für zwei Goldstücke passende Papiere und eine Einladung für den Ball zu fälschen.

Nun ging er mit tiefhängender Kapuze zu seinem letzten Stop.

In der Werkstatt im Armenviertel angekommen, zwängte sich Zac durch den Krempel darin und hob die Hand, zum Gruß, als ein Mann Ende Fünfzig aus einem Büro trat, um ihn zu empfangen.
Das schwarze Haare des Schmieds und begabten Tüftlers war bereits an den Seiten ergraut und ausprägte Falten bedeckten sein von der Sonne verbranntes Gesicht.

"Ah, Zachary. Lang nichts mehr von Euch gehört." Begrüßte er ihn und der Assassin schlug die Kapuze zurück.
"Hallo, Mikalo."
"Schickt Tairen Kesar Euch?" Fragte Mikalo und machte etwas Platz.
"Nein. Nicht direkt. Aber es geht um die gewöhnten Dienste." Meinte Zac und sah sich kurz um.
Der Mann nickte und bedeutete Zac sich zu setzten, doch dieser lehnte mit einem Kopfschütteln ab und blieb stehen.
Mikalo jedoch setzte sich und blickte zu ihm auf. "Um was genau handelt es sich?"
Zac nahm eine der ledernen Armschienen ab und zeigte sie dem Schmied. "Ich brauche eine Klinge, die ich hier verstauen kann. Ich habe keine passende in meinen Arsenal."
Mikalo nahm den Gegenstand entgegen und musterte ihn genauer. "Ich verstehe, die Klinge muss sehr dünn und leicht sein. Das könnte schwierig werden, beim Gewicht des Griffs."
"Dann lasst den Griff weg. Ich werde feste Handschuhe tragen, dann komm ich damit zurecht."
Nun war für den Schmied alles klar und er nahm die Bezahlung im Voraus entgegen, dann brach Zac wieder auf, um sich besagte Handschuhe sowie passende Kleidung für den Ball zu besorgen.

Als er zurück zu Jalia ging, war alles Geld aufverbraucht und seine Tasche war randvoll.
Nur die Klinge würde er morgen abholen.

"Danke, Lia." Sagte er gerade zu ihr, als er den Sack am Sattel seines Pferdes befestigte.
"Gerne. Richte deinem süßen Freund einen schönen Gruß aus."
Zac stieg auf. "Kann ich. Aber ich glaube, Kane steckt jetzt in so was wie einer Beziehung. Zumindest hat es ziemlich danach ausgesehen, als hätte sie ihn im Griff ..."
Jalia verzog das Gesicht. "Hmm, zu Schade."
Zac verdrehte die Augen und ritt an ihr vorbei. "Ciau."
"Bis dann, Pass auf dich auf!" Rief sie ihm nach.
"Tu ich doch immer." Erwiderte er grinsend und trabte aus der Stadt.

▶⚫◀

Als Zac am Mittag des nächsten Tages die neue Klinge abgeholt und ausprobiert hatte, ritt er langsam zurück zur Residenz und saß im Innenhof ab.
Beim Anblick von Tairen, der mit einem älteren Assassin zu diskutieren schien, führte er Argo leise in die Box und blieb neugierig in der Stallgasse stehen, als die beiden in ihrem Gespräch vorbei gingen.

"Ich sagte doch, Tairen, ich habe keine Ahnung wovon du sprichst." Sagte der Ältere, der den Namen Bher trug.
"Aber Azmar wusste Bescheid." Die Stimme des Anführers der Assassinen klang gereizt und verärgert.
"Azmar wusste viel. Wahrscheinlich, ja, aber er ist tot." Knurrte Bher.
Tairen fuhr mit dem Kopf zu seinem Gesprächspartner herum. "Bedauerlich. Aber du warst ihm nahe, hat er mit dir nie darüber geredet?!"
Jetzt runzelte Bher die Stirn. "Nein? Warum auch? Die Kinder kamen an und nach dem Ritus waren sie Assassinen, der Rest kümmert mich doch nicht. Das sollte er auch dich nicht, Tairen."
Tairen fuhr sich durch das blonde Haar und schüttelte den Kopf, dann schien er Zac zu bemerken, denn er verstummte augenblicklich und bedeutete Bher es auch zu tun.
Also tat der junge Assassin so, als hätte er sein Pferd gerade erst abgesattelt und trat nun mit seinem Beutel aus dem Stall und klopfte sich den Staub von der Hose.
Die beiden Männer drehten sich zu ihm um und Zac nickte ihnen höflich zu, dann ging er in die Residenz, durchquerte rasch die Gänge und hetzte dann die Treppe zu seinem Zimmer hinauf, von wo aus er durch ein Fenster erneut auf Tairen und Bher herabsah, die nun ruhiger zu reden schienen.

Zac ließ sich zurück aufs Bett fallen und überlegte kurz, da er aber nicht viel damit anzufangen wusste, was er gerade gehört hatte, griff er nach einem Buch und schlug eine Seite auf.







MURATIS |1| AssassinenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt