|26| Kapitel

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Nate Kathrator verfolgte mit angespannter Miene das Gespräch zwischen seinem Vater und Arain.
Der General wirkte bemüht, dem König entgegen zu kommen, doch dieser sprach vortan von mehr Soldaten, mehr Waffen und mehr Krieg.
Nicht einmal wandte sein Vater das Wort an den verletzten Kronprinzen und erkundigte sich nach dessen Wohlbefinden, wenn auch Nate wusste, dass der Assassine rund um die Uhr verhört wurde.
Mit seinem gesunden Arm stocherte er auf seinem Teller herum, bis Helenas skeptischer Blick ihn zum seufzen brachte. Er verzog leicht das Gesicht und erhob sich dann ruckartig vom Esstisch.
Nun sah der König doch zu ihm herüber und runzelte verwirrt die Stirn. "Nate, setz dich wieder hin, Junge." Forderte er ihn auf. Nate sah zu Arain, doch die Miene seines Cousins war wie immer undeutbar.
"Ich bin satt." Sagte er bedacht und erwiderte den Blick seines Vaters.
Königin Jamena, am anderen Ende des Tisches, musterte ihren ältesten Sohn, dann sah sie zu ihrem Mann. "Zwing deinen Sohn nicht zum Essen, wie es dein Vater offensichtlich getan hatte." Kommentierte sie sarkastisch, doch mit einem Lächeln.
Jamena hatte die Fähigkeit jede Kritik und Beleidigung charmant zu verpacken, so hatte sie nach der gezwungenen Hochzeit die Gunst und den Respekt des Königs von Muratis gewonnen.
Nate warf ihr einen freundlichen Blick zu, doch er nahm wieder Platz. Zumindest hatte er nun die Aufmerksamkeit seines Vaters. "Gibt es etwas Neues?" Fragte er ruhig nach.
"Bezüglich was?"
Nates Geduld drohte zu verborsten, wie eine Vase auf dem Boden.
Er lächelte dagegen an. "Der Versuch mich zu ermorden, ist dir das bereits wieder entfallen, Vater?"
Zu seinem großen Glück, hatte der Prinz viel von seiner Mutter in sich. Ihr bemerkenswerter Charme, gehörte dazu.
Der König trank unbehelligt zunächst von seinem Wein, bevor er antwortete. "Ich bin nicht persönlich mit dieser Angelegenheit betraut. Am besten wendest du dich direkt an Ishak."
Lieber nicht. Dachte er sich.
Arain schaltete sich ein. "Wir suchen die Stadt ab. Aber die Diskretion der Assassinen ist nicht um sonst berüchtigt. Wenn du willst, Nate, gehen wir später gemeinsam zu Ishak." Schlug er vor und Nate zögerte diesmal nicht.
"Gehen wir jetzt gleich." Seine Stimme ließ keine Widerworte zu und Arain blinzelte kurz, dann stand er auf. "Gut. Wie du willst."
Der König rümpfte unglücklich die Nase, dann entließ er sie jedoch.
"Darf ich auch...-" begann Helena, aber Nate schüttelte bestimmt den Kopf. "Nein. Komm, Arain."
Sie waren gerade an der Tür angelangt, als diese aufgerissen wurde und zwei Wachen hereingestürmt kamen. "M-Majestät!" Die junge Wachfrau rang schwer nach Atem. "Es gibt ein Problem!"

•••

Als Zac sechzehn Jahre alt gewesen war, war er einige Monate lang verschwunden gewesen.
Es sollte sein erster alleiniger Auftrag sein und Zac wurde gefangen genommen.
Kane erinnerte sich daran, wie es war, ihn wiederzusehen und diesen wunden, zerbrechlichen Körper in den Armen zu halten. Er hatte ihn durch den ganzen Wald getragen, während Zac gezittert und kein Wort gesagt hatte. Kane hatte in die grauen Augen gestarrt und auf eine Reaktion gewartet, aber Zac war weggetreten. Azmar hatte gesagt, dass sei normal.
Azmar hatte damals mehr gewusst als Kane, der nur sah, dass sein bester Freund blutete und Schmerzen hatte.

Zac nun in den Armen zu halten, versetzte ihn zurück in die Angst von damals.
Er war blass und sein Gesicht geschwollen. Kane appellierte an seine innere Ruhe, während er die Fesseln nach und nach löste.
"Bist du wach?" Fragte er wieder, als er sah, wie Zacs Lider zuckten.
"Hab' was abbekommen..." murmelte er im Halbschlaf und Kane nickte rasch. "Ja. Ja, hast du." Vorsichtig stützte er ihn und wartete ab, ob er stehen konnte. "Zac?" Fragte er nun mit Nachdruck.
Der Jüngere schien um sein Bewusstsein zu kämpfen. "Kane? Ja... ja, ich bin wach."
Kane atmete erleichtert aus. "Ich werde dir gleich etwas zu trinken geben, damit du genug Kraft hast." Warnte er ihn vor, dann verabreichte er ihm bereits die schwarze Flüssigkeit aus dem Flaçon. Mit wachsamer Miene beobachtete er, wie sich Zac langsam anspannte und schließlich hustend die Augen aufriss.
"Oh Götter, was war das?" Brachte er heraus.
Kane hätte fast vor Erleichterung laut auf gelacht. "Gehen wir, schnell."
Aber Zac schien zu zögern. Er drehte den Kopf und schluckte schwer. "Aber Ishak..."
Aus der Ferne näherten sich die klackernden Schritte der Wachen. "Wir haben keine Zeit!" Beteuerte Kane und zog Zac einfach mit.
Sie nahmen den selben Weg zurück, mit dem sich Kane Zugang verschafft hatten. Sie erreichten die Abwassettunnel problemlos und stiegen durch das Gitter, dabei musste Kane Zac etwas stützen, dann versteckten sie sich, bewegten sich entlang des Abwasserflusses und passierten dann das letzte Schlosstor. Sie kamen im Armenviertel ins Freie und rannten. Sie rannten und rannten, bis sie auf der nächsten Straße in eine Kutsche sprangen.

Ria drehte den Kopf zu ihnen herum. "Ich hab dir gesagt, dass du mich brauchen wirst, Kane." Sie lächelte, dann taxierte sie Zac mit aufmerksamen Blick. "Lebst du?"
Zac, unter Drogeneinfluss, grinste sie an. "Mir gehts großartig." Einen Moment später, verdrehten sich seine Augen und er kippte kraftlos auf Kane.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 19, 2021 ⏰

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MURATIS |1| AssassinenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt