|18| Kapitel

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Was tat er nur? 

Lange nachdem Zac den Palast verlassen hatte, stellte er sich immer noch diese Frage.
Warum ließ er überhaupt zu, dass er und Helena sich annäherten? Schließlich benutzte er sie doch nur. Sie war ein Objekt, das ihm Zugang zu seinem Ziel verschaffte. Nicht mehr.
Oder hatte sich das geändert?
Seine Gedanken schweiften wieder zurück zum Nachmittag. Wie er mit Helena in dem Feigenbaum saß und sie nicht aufhörten sich zu küssen, bis die Prinzessin gerufen wurde und schleunigst aus dem Baum kletterte.
Er lächelte kurz und nahm einen Schluck aus einem Krug kalten Bier.

"Hey." Jemand schnippste an sein Ohr und Zacs Kopf schoss nach oben.
Kane grinste ihn an und setzte sich neben ihn auf die Bank im Innenhof der Residenz.
Zac blinzelte. "Hallo."
"Du hast mich gar nicht kommen hören, obwohl ich nicht mal versucht habe mich anzuschleichen."
"Mhm." Er zuckte mit den Schultern, lehnte sich nach hinten und hielt sein Gesicht in die Abendsonne.
"Wie auch immer. Was machst du heute Nacht?" Fragte Kane.
Zac zuckte mit den Schultern. "Eigentlich hatte ich was vor. Wieso?" Fragte er nach.
"Naja, ich dachte es wäre gut sich mal Abstand von der Residenz zu verschaffen. In die Stadt gehen." Erklärte er und Zac hob eine Augenbraue. "Geh mit Ria."
"Ich weiß nicht ob sie Spaß daran hätte in einer Taverne zu sitzen und zu trinken. Also ob sie der Typ dafür ist, weißt du?"
Zac blinzelte und musste tatsächlich lachen. "Kane, du bist ja ein richtiges Nervenbündel, wenn du verliebt bist. Meine Güte, natürlich wird sie Spaß haben."
"Hör auf zu lachen. Ich finde das gar nicht lustig." Der Schwarzhaarige sah ihn warnend an und Zac schmunzelte. "... 'Tschuldigung." 
"Ich fühle mich nicht ernstgenommen, Kleiner. Ich bin doch der Anführer der Assasinen, du ...-"
Zac fing wieder an zu lachen und hielt sich eine Hand vor den Mund. "Ich ... tut mir leid, Kane. Ich kann dich gerade nicht ...-" der anderen Assasine hob den Krug auf, der neben Zac stand und roch daran. "Was ist da drin?"
"Bier."
"Wessen Bier, Zac?"
Der junge Assasine hob die Schultern an. "Das Fass stand in der Speisekammer, als ich vorhin zurückkam."
Kane öffnete den Mund, um ihn auf etwas hinzuweisen, doch dann runzelte er die Stirn. "Wo warst du denn?"
Zac hob die Augenbrauen und wandte den Blick ab. "Arbeiten."
"Aha?" Kane verschränkte die Arme, doch der jüngere Assassine ging nicht weiter darauf ein. "Ja und heute Nacht tu ich das auch, darum würde ich sagen, du gehst alleine mit Ria aus und kriegst den Kopf frei."
"Ist es der Kathrator-Job?"

Zac senkte den Blick. Augenblicklich erlosch sein Grinsen und sein Blick wurde ernst. "Ich werde es heute Nacht beenden."
Kane kniff die dunklen Augen zusammen. "Schaffst du das?"
Zacs Kopf fuhr zu ihm herum und seine blauen Augen funkelten gereizt.

Da war er wieder. Dieser leise Konflikt zwischen ihnen.
Zac hatte sich daran gewöhnt von Kane 'Kleiner' genannt zu werden, doch sobald es um seine Kompetenz als Assassine handelte, wurde er oft wütend.

Kane wusste das. 
Also seufzte er und fügte mit einem aufmerksamen Blick auf Zac hinzu. "Ich meinte, das nur wegen deiner Verletzung. Bist du dir sicher, dass du nichts riskierst und nicht eingeschränkt sein wirst? Das meine ich ernst, Zac."
Der jüngere Assassine füllte sich in Frage gestellt und richtete sich aus seiner bequemen Position auf und runzelte die Stirn. "Warum zweifelst du an mir?"
"Deine Verletzung ...-"
"Und du? Dich scheint nichts einzuschränken, was."
Kane lehnte sich vor und legte seine Hand auf Zacs Schulter. "Ich provoziere es nicht, das etwas passieren könnte. Davon abgesehen wurde ich nicht aufgespießt! Du solltest einfach vorsichtiger sein, mehr will ich damit nicht sagen." Fügte er schließlich hinzu und Zac nickte ihm kurz zu, dann erhob er sich. "Ich mach mich mal fertig."
Kane schien einen Moment mit sich zu ringen. "Gut, bis morgen früh."
"Ja, bis morgen."  Erwiderte Zac, lächelte knapp und eilte zurück ins Gebäude.

◀⚫▶

Kane sah Zac nachdenklich hinterher.
So sehr sein Freund es auch hassen mochte, er machte sich Sorgen um ihn.
Kane hatte sich mehr Zeit genommen, seine Wunden verheilen zu lassen. Er hatte ausgiebig mit Yashim über seine Verletzung diskutiert und sich helfen lassen. Zac nicht.
Kane war sich nicht sicher, wie sehr seine Verletzung am Bauch noch schmerzte, denn neulich hatte er noch genau gesehen, wie sein Freund beim Trainieren zusammen gezuckt war ...

Als er Schritte hinter sich hörte rechnete er mit Ria und lächelte leicht, als er sich umdrehte, doch dieses Lächeln erstarb, als er Bhers Blick begegnete.
"Kane. Es gibt da ein Problem, was deine Anwesenheit als Anführer erfordert. Sofort."
Der schwarzhaarige Assassine stand auf.

Er war noch nicht daran gewöhnt, bestimmte Verpflichtungen zu haben, doch Bhers ernster Ausdruck machte ihm bewusst, dass dies keine der normalen Verpflichtungen war, nein, es gab ein echtes Problem und als Kane an ihm vorbei spähte und den Schatten einer gewissen Person den Innenhof betreten sah, schluckte er und tauschte einen Blick mit Bher.

"Verdammt," Murmelte Kane, "sie."















MURATIS |1| AssassinenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt