|22| Kapitel

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Nathaniel Kathrator saß aufrecht in seinem Bett und musterte seine bandagierten Verletzungen von dem Kampf gegen den Assassinen - Zac -.  Die Heilerin, die vor ein paar Stunden  hier gewesen war hatte es gut gemeint und sogar seine wunden Fingerknöchel behandelt.

Es hatte einen riesen Aufruhr gegeben und alles was der Kronprinz noch mitbekommen hatte bevor er in seinem Gemach von allen abgeschottet worden war, war dass sie ihn geschnappt haben. Dass der Assassine überwältigt worden war.

In den frühen Morgenstunden hatte Helena versucht zu ihm zu kommen, doch war abgewiesen worden. Nathaniel war dankbar dafür, denn für eine Diskussion mit seiner Schwester hatte er keine Energie, doch diese würde unausweichlich sein, wenn es darum gehen wird die Prozesse gegen seinen Angreifer anzuleiten.

Der Prinz schloss die Augen und seufzte, als er sie wieder öffnete, hob er überrascht die Brauen, als eine unerwartete Person im Türrahmen lehnte.

"Arain?" Nathaniel legte leicht den Kopf schief und musterte seinen Cousin, der mit verschränkten Armen und monotoner Miene zu ihm sah.
"Hallo, Nathan."
Der Kronprinz runzelte die Stirn. "Ich wusste nicht, dass du hier bist."
Arains Gesicht blieb undeutbar und sein dunkles Wams und der graue Samdumhang, ließen ihn wie einen Schatten wirken.
"Dein Vater ließ nach mir schicken und ich bin wieder umgekehrt."
Nathaniel war noch von dem ungewohnten Äußeren von Arain abgelenkt. Sein Cousin trug sonst keine edle Kleidung, er bevorzugte einfache Gewänder oder seine Uniform.
Als er noch nicht antwortete, fügte der General hinzu. "Du wurdest von einem Assassinen angegriffen, habe ich eben erfahren. Wie geht es dir?"
Nathaniel lächelte kurz etwas. Arain war hier und sprach mit ihm, was schon lange nicht mehr geschehen war. Zu seinen Bedauern, denn der Kronprinz hatte stets zu seinem Cousin aufgeblickt und als Jugendliche waren sie gute Freunde gewesen, bis Arain an der Front im Norden gekämpft hatte.
Das hatte ihn verändert und die belanglosen Gespräch zwischen ihnen, hatten aufgehört. Arain war ruhiger geworden, kälter.
"Es geht mir gut." Entschied sich Nathaniel zu sagen. "Das Schmerzbetäubende Mittel der Heilerin macht mich noch etwas müde."
"Natürlich." Meinte Arain nur und sie sahen sich kurz an.
Der Kronprinz hatte Angst, wenn er nichts sagte, würde das Gespräch enden und das wollte er auf keinen Fall, aber er würde seinen Cousin auch nicht drängen, also fragte er beiläufig. "Und, bist du schon bei Lanisia gewesen?"
"Nein." Er wirkte einen Moment verwirrt, als ob er die Möglichkeit seine Geliebte zu besuchen noch gar nicht bedacht hatte. "Sie ist auf dem Landsitz ihrer Familie, glaube ich." Fügte er dann hinzu und räusperte sich. "Ich sollte dich schlafen lassen, Nathan, du bist sicher noch erschöpft."

Nein, geh nicht!

Nathaniel schüttelte rasch den Kopf. "Nein, nein, alles gut. Du kannst noch bleiben, Arain."
Sein Cousin nickte stumm und nach kurzen Zögern, nahm er in dem Sessel Platz, der gegenüber vom Bett stand.
"Nun," der Kronprinz lächelte leicht, "Lanisia. Hast du vor sie zu heiraten?"
"Sie heiraten?" Arain kniff die Augen zusammen und zum ersten Mal erschien etwas wie ein Lächeln auf seinen Lippen. "Ich weiß nicht."
Nathaniel lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. "Sie benimmt sich, als wäre die Verlobung längst besiegelt. Helena schätzt, es wird nicht mehr lange dauern, bis Lanisia sich mit Prinzessin anreden lässt."
Der Prinz hielt kurz inne, als er von Helena sprach doch er verdrängte die Gedanken über sie und ihren Assassinen-Freund.
"Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird. Sie hat sich sehr verändert und ist ..." Arain schien zu überlegen, wie er sich ausdrücken sollte und entschied sich schließlich für die höfliche Variante, "... anstrengend."
Nathaniel nickte verstehend.
"Und du?" Fragte Arain.
"Ich, was?"
"Ist eine Verlobung für dich vorgesehen?"
Der Kronprinz stieß einen Seufzer aus und schüttelte dann seinen Kopf. "Nein. Aber mein Vater möchte Murartis zu einer Weltmacht machen, darum strebt er eine Partie mit einem starken aber entfernten Land an."
Arain hob die dunklen Brauen und der Blick seiner blassgrauen Augen richtete sich auf ihn. "Oh?"
"Ja." Nathaniel verzog das Gesicht. "Meine Mutter wollte ihn von einer Hochzeit mit Prinzessin Soria von Athus überzeugen, aber das war ihm nicht genug. Vielleicht Aneor oder Hachlas."
Er spürte, wie Arain ihn musterte. "Aneorische Frauen sind sehr hübsch."
"Und einschüchternd."
Arain lachte leise und Nathaniel fügte hinzu, "Außerdem ist das Königspaar von Aneor zu jung. Bis dort eine Tochter geboren wird, dauert es."
"Also Hachlas? Ich war noch nie dort, aber es soll eindrucksvoll sein."
Der Kronprinz kniff die Augen zusammen. "Eindrucksvoll und konservativ. Außerdem sind die Adelshäuser dort von Inzest geprägt und ich meine damit nicht von Vettern."
"Tut mir leid. Aber dafür wirst du einmal König sein." Arains Ausdruck blieb regenslos und sein Blick trüb.
"Nun ... ja." Nathaniel zuckte mit den Schultern, was ein unangenehmes Ziehen in seinen Wunden auslöste. "Aber nur, wenn unser eigener Bürgerkrieg diese Pläne nicht zunichte macht."
"Ja." Kam die knappe Antwort seines Cousin.

"Also, keine Prinzessin Lanisia." Wechselte Nathaniel das Thema, als er merkte wie die Stimmung des Generals bei der Erwähnung des Bürgerkriegs kippte.
"Nein, keine Prinzessin Lanisia."
Der Kronprinz lächelte leicht und zu seiner Freude erwiderte sein Cousin das Lächeln.

◀🔹▶

Zac blinzelte und räusperte sich gegen den Klos in seinem Hals.
Um ihn herum war es dunkel und so konnte er sich denken, dass die bunten Punkte, welche er vor seinen Augen tanzen sah, nicht wirklich da waren.
Eben so wenig, wie seine Waffen nicht länger an ihm hingen.

Als der junge Asaassine dies begriff sah er sich hysterisch um und zerrte ungestüm an den Ketten, die seine Arme über seinem Kopf mit der kalten Steinwand verbanden.

"Hallo?" Rief er schließlich in die Dunkelheit um ihn herum und sah sich dabei erwartungsvoll um.
"Verdammt, was ist passiert?" Murmelte er dann leise zu sich selbst, bis er rasch den Kopf herumdrehte, als es irgendwo in der Schwärze plötzlich klirrte und wenig später eine Klappe zur Seite geschoben wurde und ein wenig Licht zu Zac in die Zelle fiel.
Zelle.
Das begriff dieser erst nun und wandte im selben Moment den Blick von der Helligkeit ab.

"Assassine, du bist wach." Stellte eine monotone Stimme fest und ihre Tiefe ließ Zac den Mann, zu dem sie gehörte, auf um die dreißig schätzten.
"Offensichtlich." Murrte Zac und zerrte erneut erfolglos an den Ketten.

"Bist du bereit für dein Verhör?" Fragte die Stimme gelangweilt und doch jagte sie Zac einen Schauer über den Rücken. Oder lag das eher an dem, was sie gesagt hatte?
"Verhör?" Er sah wieder zu dem Spalt in der Tür und konnte nun die feinen Züge eines Gesichts erkennen.
Er kniff die Augen zusammen, um mehr zu erkennen, doch da wurde die ganze Tür plötzlich aufgerissen und schwere Schritte kamen auf ihn zu.
Wenige Augenblicke später packte eine behandschuhte Hand sein Kinn, presste dabei seine Lippen zusammen und zwang ihn den Kopf zu heben.
Zac knurrte unweigerlich und wollte sich aus dem unangenehmen Griff losreißen, doch als er das versuchte kassierte er dafür lediglich einen kräftigen Schlag ins Gesicht, der dafür sorgte dass sein Kopf wuchtig gegen die Steinwand gestoßen wurde.
Der Assassine stöhnte leise, als er spürte, wie Blut seinen Nacken hinunter lief.

"Die Fragen lauten: Wer bist du, wer gab dir den Auftrag den Kronprinzen zu töten, wo befindet sich das Versteck der Assassinen und wer ist euer Anführer." Der Mann trat einen Schritt zurück und musterte Zac eingehend. "Fangen wir an."

"Und wer bist du?" Murmelte Zac, als er ihn nun deutlicher erkennen konnte.
Der Mann legte leicht den Kopf schief, dabei fiel sein blondes Haar zur Seite und der Blick seiner eisblauen Augen bohrte sich in die grauen von Zac.
  "Man nennt mich Ishak."



MURATIS |1| AssassinenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt