Zacs Blick wurde von Schlag zu Schlag unschärfer, bis seine verschwommene Sicht kaum mehr das herabtropfende Blut von dem dunklen Boden der Zelle unterscheiden konnte.
Er vernahm dumpf die Kommentare des Mannes, der ihm nun schon seit Stunden Gesellschaft leistete, sehr zum Leidwesen des jungen Assassinen, dessen Rachen bei jedem Schlag mit dem metallenen Geschmack von Blut geflutet wurde.
Ein Teil von ihm, der Assassinen-Teil mit einer Affinität für kunstvolle Gewalt, war fasziniert von der Technik des Blonden und tatsächlich beeindruckt davon, wie seine Fäuste stets die richtige Stelle trafen.
Auf der anderen Seite, verabscheute Zac das sadistische Schwein zutiefst und stellte sich bereits vor auf welche Weise er sich hierfür rächen würde.In einem kurzen Moment, in dem sowohl Folterer als auch Gefangener nach Atem rangen, legte Zac den Kopf in den Nacken und stöhnte. "Weißt du, was mir Sorgen macht?" Brachte er hervor, es war wirklich nicht leicht, denn seine aufgeplatzte Unterlippe fühlte sich an als wäre sie um ihr Dreifaches angeschwollen.
Ishaks Kopf fuhr zu ihm herum, die längeren Strähnen seines hellblonden Haares hingen ihm verschwitzt ins angespannte Gesicht. "Das ich dir dein hübsches Gesicht abziehe?" Er hielt ein Messer hoch, doch Zac beachtete dies gar nicht. "Nein, das du seit über zwei Stunden auf mich einschlägst, ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen." Murmelte der Assassin und richtete seinen Blick wieder auf den jungen Mann vor sich.
"Ich dachte, wir sollten uns erst kennenlernen, bevor es zu Sache geht." Antwortete dieser und fuhr sich die Haare zurück, ein wildes Grinsen auf den Lippen.
Psychopath. Dachte Zac, doch erwiderte einfach stumm seinen Blick.
"Stimmt, ich habe ganz vergessen, dass ich es hier ja mit einem Kollegen zutun habe." Säuselte Ishak nun und mit einer ruckartigen Bewegen, griff er Zacs Kinn und zog seinen Kopf zu sich heran. "Also, wenn du schon genug hast, gibt es da natürlich etwas worüber wir reden können, allerdings fällt das nicht ganz in meinen Zuständigkeitsbereich."
"Und wofür bist du zuständig?" Fragte Zac gepresst und musterte das schöne, aber von hasszerfressene Gesicht vor sich.
"Schmerzen." Er lächelte und ließ langsam Zacs Kinn los. Schließlich trat einen Schritt zurück. "Aber ich glaube, das was wir alle wissen wollen ist eine ziemlich simple Frage: Wer hat dich beauftragt den Kronprinzen zu töten? Wer war das, hm?" Ishak legte den Kopf zur Seite. Zac hielt seinem Blick stand. "Ich weiß es nicht."
"Aber du hast Hinweise."
"Natürlich habe ich die, aber die helfen euch nicht." Murrte er und sah kurz an sich herunter, sein Hemd war in Blut getränkt. Wohin seine Schutzkleidung verschwunden war, blieb ihm ein Rätsel.
"Wieso das?" Zischte der Blonde vor ihm und kam wieder näher, weshalb Zac den Kopf zurückzog. "Die Person mit der ich sprach war eine Frau, das heißt sie war höchst wahrscheinlich nur eine Mittelsperson." Sagte er.
Azed Zane. Das war ihr Name gewesen, zumindest der unter dem sie sich vorgestellt hatte. Und was die Hinweise anging, war Zac sich in Wahrheit ziemlich sicher dass Azed Zane sehrwohl selbst die Auftragsgeberin war. Solch ein Hass und eine Entschlossenheit war von der Frau ausgegangen. Zac war damit vertraut, was in den Personen vorging, die bereit dazu waren, einen Assassinen anzuheueren. Diese Azed Zane, sie wollte den Kronprinzen tot sehen.
Ishak schnaubte und der Blick seiner eisblauen Augen bohrte sich in die von Zac. "Eine Frau? Du hast doch sicher einen Namen erhalten?" Fragte er weiter und der junge Assassin sah zur Seite. "Keinen Namen."
"Du lügst." Fuhr Ishak ihn an und ein weiterer Schlag in den Magen, raubte Zac für einen Moment den Atem.
"Nein." Brachte er hustend heraus.
Einen Wimpernschlag später spürte Zac die kalte Klinge eines Messers an seiner Wange und schloss die Augen.
"Töten ist genauso Bürokratie, wie jedes andere Geschäft. Es muss einen Namen des Auftraggebers geben."
Zac sah ihn nun misstrauisch an.
Es gefiel ihm nicht, wie Ishak von den Assassinen sprach. Er schien alle Hintergründe zu kennen und zu durschauen. Ihn zu durchschauen und das konnte Zac gar nicht leiden.
"Ein Deckname, vielleicht?" Ishak lächelte auf die kälteste Weise, die Zac je erlebt hatte, dabei bohrte sich die Klinge langsam in seine Wange, bis er das Messer abrupt wegzog und ihm stattdessen in den Oberschenkel rammte.
Zacs ausgetrocknete Kehle brannte, als ihm ein Schrei entfuhr und er keuchend auf die blutende Wunde herabsah.
Ishak packte ihn an den Haaren und zog seinen Kopf grob nach oben. "Beim nächsten Mal landet das Messer weiter oben." Drohte er mit einem schelmischen Grinsen und trat ihm als Bestätigung zwischen die Beine.
Zac stöhnte nur gequält und verzog das Gesicht.
"Gib mir irgendwas, was ich denen erzählen kann. Sei ein guter Junge, ja?" Ishak beugte sich zu ihm runter und hob diesmal sein Kinn auf eine sanfte Weise hoch, die Zac nur umso mehr in Alarmbereitschaft setzte.
"Sag es mir."
Zac schluckte. Das tat ihm weh. Er versuchte sich zu rühren. Das tat weh.
Allein bei Bewusstsein zu bleiben, schien ihm Schmerzen zu bereiten.
"Zane. Aset Zane." Brachte er krächzend heraus und hielt den Blick gesenkt.
"Ich danke dir für diese Zusammenarbeit." Lächelte Ishak und tätschelte seine Wange, wie bei einem Kind, doch Zac brachte nicht die Kraft auf ihn deswegen anzufahren.●●●
Es war spät in der Nacht, als die junge Frau den Palast betrat. Die Wachen ließen sie ohne weitere Fragen passieren, denn natürlich kannten sie sie. Jeder kannte sie.
Sie strich sich das dunkle Haar hinters Ohr und warf im Vorbeigehen einen Blick in eines der hohen Fenster im Gang. Sie musterte ihre Reflexion und ein Lächeln hob ihre blutroten Lippen.
"MyLady."Sie nickte der Wache in Schwarz zu. "Verzeih meine Verspätung, Malcolm."
"Keine Ursache, MyLady. Ich warte ja erst eine Stunde."
"Höre ich da einen Hauch Sarkasmus heraus, mein Lieber?" Fragte sie amüsiert, während sie ihre Kapuze herunterzog und neben ihm in Richtung ihrer Gemächer marschierte.
"Hast du etwas von Arain gehört?" Fragte sie bedacht und warf einen Blick zu dem breitschultrigen Mann hinauf, dessen kurzes braunes Haar glücklicherweise genügend von seinem kantigen Gesicht zeigte. Doch natürlich war dies nicht der Grund dafür, das er ihre persönliche Garde vertrat.
"Der General ist nach wie vor bei seinem Cousin." Malcolm sah sie beinahe genervt an. "Seinem bedauernswerterweise schwer verwundeten Cousin." Fügte er hinzu und sie zuckte mit den Schultern. "Meine Gedanken sind bei dem Prinzen."Sie erreichten die Tür und die Dame entließ Malcolm für den Abend.
Sobald sie in ihren Gemächern war, lockerte sie die Schnüre ihres Kleides und lief gemächlich zu ihrem Schreibtisch herüber.
Nate lebte. Dieser nutzlose Assassin hatte versagt. Sie seufzte und hob einige Papiere hoch, unterschrieben von Tairen Kesar und Aset Zane. Wenige Augenblicke später, brannten die Unterlagen lichterloh in ihrem Kamin.
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MURATIS |1| Assassinen
Fantasía|| "Wie Azmar sagte, die größte Angst, hatte ein Assassine weder vor Tod noch Schmerz, sondern dem eigenen Gewissen." || •••••••••••••••••••••••••••••••••••• Assassinen. Sie sind gefährlich und tödlich, soviel ist sicher. Auch Zachary wurde als klei...