|15| Kapitel

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Kane blinzelte.

Der Assassin fühlte sich so müde und erschöpft wie noch nie in seinem Leben.
Jegliches Zeitgefühl darüber, wie lange er schon in seinem Bett in der Residenz lag, hatte er verloren.

Er drehte langsam den Kopf zur Seite und machte die Umrisse einer Gestalt aus, die dort saß.

Erneut kniff Kane die Augen zusammen und sein Blick wurde klarer.
"Ria?"

Seine Stimme hörte sich an, wie das Krächzen eines verreckenden Rabens, stellte er deprimiert fest.

Die junge Frau beugte sich vor. Ihr kurzes braunes Haar fiel ihr ins Gesicht und ihre grünen Augen spiegelten seine eigene Müdigkeit wieder.
"Ria." Wiederholte er heiser ihren Namen.
Sie lächelte nun und legte vorsichtig seine Hand an seinen Kopf. Sie fühlte die Temperatur seiner Stirn und strich Kane dann durch das schwarze Haar.
"Wie fühlst du dich?" Fragte sie ruhig und Kane schloss wieder seine Augen. "Wie Scheiße, die aus den Fenstern auf die Straße gekippt wird." Brummte er.
Sie schmunzelte, als er ein Auge ein wenig aufkniff und sie ansah. "Wie ... geht es Zac?" Erkundigte er sich und Ria nickte leicht. "Mhm, seine Wunde ist übel. Und er reißt sie sich immer wieder auf, weil er nicht im Bett bleiben will." Sagte sie ihm und Kane schaute sie auffordern an. "Und sonst?" Fragte er nach.
"Er ist okay. Fragt ständig nach dir."
Er nickte und sah sich kurz in dem Zimmer um. "Kann ich zu ihm?"
Ria hob die Augenbrauen und verschränkte die Arme. "Nein. Du bist nämlich das Sorgenkind. Zac erholt sich, aber Kane, du kannst kaum gehen. Verdammt, du wurdest gefoltert, nicht er. Denk nicht ständig nur an ihn ... auch andere haben sich um dich gesorgt, nicht nur er. Es geht hier um dich! Dein Zustand ist der beunruhigende. Kümmer dich nicht immer um Zac, ihm geht es nämlich besser als dir." Erklärte sie energisch und Kane runzelte die Stirn, dann schwieg er einen Moment.
"Hast ... du dir etwa Sorgen gemacht?" Fragte er leise nach und sie sah ihm in die dunklen Augen. "Natürlich. Und du weißt auch wieso."
Er lächelte, was bei seinen trockenen Lippen schmerzte. "Nein, weiß ich nicht. Wieso?"
Sie grinste und schüttelte den Kopf. "Du weißt es."
Sein Lächeln wurde zu einem Schmunzeln. "Los, sei kein kleines Kind, Ria und sprech es aus."
"Es wird aber kindisch sein, was ich sagen werde." Warnte sie lächelnd und beugte sich zu ihm runter. Ihre Augen sahen in seine.
"Weil ich dich liebe." Flüsterte sie.

Kane erwiderte ihren Blick, hob seine zitternde Hand und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. "Dann tut es mir leid, dass du dich um mich gesorgt hast." Er küsste ihre Wange.
Ria lächelte ihn an und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Deine Lippen sind mir gerade noch zu rau." Hauchte sie und Kane grinste amüsiert.
Ria strich ihm über die Hand und erhob sich. "Ruh dich jetzt aus, Kane." "Nein, warte." Er griff nach ihrem Handgelenk und sie schaute ihn fragend an.
"Du musst mir helfen, zu verstehen."
"Was verstehen?" Sie setzte sich wieder hin.
"Was nun geschehen wird."
Sie legte den Kopf schief. "Dafür müsste ich -- wir alle -- erstmal verstehen, was passiert ist."
"Es ist kompliziert."
"Das ist es immer, Kane."

Er schwieg und senkte den Blick.

"Wenn du willst, dass dir die Gilde wieder vertraut, dann musst du es ihnen erklären. Denn im Moment, sind alle sehr unsicher, was dich betrifft. Und Zac."
"Das hat nichts mit Zac zutun." Warf er ein, doch Rias Gesicht blieb monoton.
"Dann musst du die wahren Hintergründe offenbaren, ansonsten bleibt Zac dein Mitverschwörer gegen Tairen Kesar."
Kane kniff nun die Augenbrauen zusammen und schaute sie an. "Tairen Kesar ..." erinnerte er sich und wandte den Blick ab. "Ich tötete ihn doch, oder?"
"Ja, das hast du." Versicherte sie ihm und der Assassin nickte. "Gut."
Ria musterten ihn und Kane sah sie wieder an.
"Ja hast du ..." wiederholte sie murmelnd. "Du hast den Anführer der Assassinen von hinten erstochen." Kane seufzte. "Er hätte Zac getötet, wenn ich es nicht getan hätte."
"Ich weiß, Kane. Ich weiß ..." sagte sie leise. "Doch das ist es nicht, worüber ich mir Sorgen mache."
"Es gibt also noch mehr Sorgen?"
Ria sah ihn ernst an. "Das Gesetz, Kane. Das Gesetz der Assassinen."
Er blinzelte. "Die Ehre des Einen mit dem Tod auf den Übergeht, der die Klinge führte." Zitierte Kane und sein Blick wanderte zu Ria. "Was bedeutet, dass ..." er hielt inne und seine Freundin beendete den Satz. "... dass du nun das Recht des Anführers besitzst."

MURATIS |1| AssassinenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt