Klaus wurde durch einen schrillen Schrei aus dem Schlaf gerissen.
Es war der selbe Schrei, den er einen Tag zuvor schon einmal gehört hatte. Schnell lief Klaus in Caroline's Zimmer.
Diesmal war er schneller vor Ort als beim letzten Mal.
Sie saß auf ihrem Bett, zitternd und verschwitzt und die Angst war ihr deutlich von den Augen abzulesen.
Als Caroline Klaus in der Tür stehen sah, floss ihr leise eine Träne die Wange hinunter.
Ohne zu zögern ging er zu ihr und nahm sie in den Arm.
Caroline schien zuerst ein wenig überrascht, entschloss sich aber dazu, sich von Klaus trösten zu lassen.
Sie kuschelte sich an seinen Arm, schluchzte und suchte mit ihren Augen ängstlich den Raum ab. „Was ist passiert, Liebes?", fragte Klaus im Flüsterton und strich ihr sanft über die Haare.
Caroline schüttelte den Kopf.
„Ich kann nicht...nicht mehr richtig schlafen..."
Sie wischte sich ein paar Tränen von der Wange und sprach dann weiter.
„Immer wenn ich meine Augen schließe, sehe ich ihn vor mir..."
Klaus konnte sich denken, wen Caroline meinte.
Daniel Ray.
Klaus hatte schon davon gehört, dass Daniel seine Opfer heimsuchte. Wenn ihm eines seiner Opfer entkam, plagte er es mit schrecklichen Albträumen...
„Als er mich entführt hat, sagte er, dass er Rache will..."
Caroline schaute in Klaus' Augen.
„Wofür will er Rache, Klaus?"
Klaus schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Willst du die Geschichte dazu wirklich hören? Ich meine, sie ist lang und langweilig und..."
Caroline unterbrach ihn. „Ja."
Er mochte vielleicht keine Lust haben, ihr um zwei Uhr nachts eine Geschichte zu erzählen, aber Caroline würde höchstwahrscheinlich nach ihrem Albtraum nicht mehr einschlafen können, und da konnte er ihr ruhig mal eine seiner Lebensgeschichten erzählen.
Klaus überlegte noch einen Moment, eher er nickte. „Na schön."
Caroline löste sich aus der Umarmung, kuschelte sich in ihre Kissen und schaute Klaus dabei zu, wie er ihr die Geschichte erzählte.
„Ich habe Daniel 1346 in Frankreich kennen gelernt. Meine Familie und ich waren auf der Flucht vor Mikael, wie so ziemlich immer, und brauchten einen geschützten Ort, um uns vor ihm zu verstecken. Zu Daniel musst du wissen, dass er in einer sehr reichen Familie aufgewachsen ist und zudem in Frankreich geboren ist. Damals hieß er noch Valentino de Paris. Er wollte dort seine Hochzeit feiern."
Caroline unterbrach ihn.
„Lass mich raten. Du hast seine Frau umgebracht?"
Klaus grinste.
„Greifen wir der Geschichte doch nicht voraus. Alles zu seiner Zeit."
Caroline nickte und hörte weiter zu.
„Wie gesagt, meine Familie war bei mir. Finn war natürlich in seinem Sarg, aber ich hatte Elijah, Rebekah und Kol bei mir. Jedenfalls lernten wir Daniel auf dem Markt kennen und er lud uns ganz spontan zu seiner Hochzeit ein."
Wieder unterbrach Caroline ihn.
„Einfach so? Ich meine, er kannte euch fünf Minuten oder so?"
Klaus bedachte sie mit einem bösen Blick und fuhr anschließend mit seiner Geschichte fort.
„Am Abend kamen wir also zu seiner Hochzeit und dort stellte sich heraus, dass Daniel viel mit Mythologie zu tun hatte. Er hatte außerdem in Erfahrung gebracht, dass es Vampire, Hexen und Werwölfe wirklich gab. Einige Hexen kannte er sogar persönlich. Seine zukünftige Frau – Alice - war eine davon.
Caroline lauschte ihm gespannt und kuschelte sich tiefer in ihre Kissen.
Man konnte von Klaus Mikaelson sagen, was man wollte, aber er konnte eine Geschichte gut erzählen.
„Nach der Vermählung der Beiden gab es natürlich auch ein großes Fest. Es gab Wein und Essen und selbstverständlich auch ein paar schöne Frauen."
Klaus grinste bei dieser Erinnerung amüsiert.
„Irgendwann kam Daniel dann zu mir und sagte, dass er mich unbedingt sprechen wollte. Es schien wichtig zu sein, also folgte ich ihm, als er mich in sein Arbeitszimmer führte. In diesem kleinen Raum, den er seinen Arbeitsplatz nannte, lagen überall auf den Tischen Unterlagen verteilt und an den Wänden hingen Bilder und verschiedene Notizen. Er hatte alle möglichen Zaubersprüche studiert und aufgeschrieben, die auch nur im Entferntesten irgendetwas mit Vampiren zu tun hatten. Ich konnte es in seinen Augen sehen."
Klaus zeigte mit einem Finger auf seine Augen.
„Er wollte unbedingt ein Vampir werden, hatte aber bedauerlicherweise keine Ahnung, wie er das anstellen sollte."
„Hast du ihn verwandelt?"
„Die Stelle kommt noch", versprach er und fuhr fort.
„Irgendwie hatte er den Verdacht, dass meine Familie und ich Vampire waren. Daniel suchte anscheinend irgendetwas, um das beweisen zu können, denn er brach, während alle auf der Party waren, in unser Haus ein und fand Finn in seinem Sarg. Kol hätte ihn damals fast umgebracht."
Klaus lachte leise in sich hinein.
„Das war der Beweis, den Daniel gebraucht hatte. Ich gab ihm mein Blut, damit er sich heilen konnte, weil Kol ihm wirklich schlimme Verletzungen zugefügt hatte und ließ ihn gehen. Kurz darauf fand man seine Leiche. Er hatte sich umgebracht. Ich weiß bis heute nicht, ob er das getan hat, um ein Vampir zu werden oder weil ihm alles zu viel war."
Klaus strich sich mit einer Hand durch die Haare.
„Die Nacht darauf kam er zu mir. Er war vollkommen durcheinander und mir schien, als wäre er doch nicht bereit gewesen, ein Vampir zu sein. Er hatte sich die ganze Zeit versteckt und die Sonne gemieden. Er war zwar noch nicht verwandelt, aber er musste sich bald entscheiden."
Klaus schaute Caroline an.
„Weißt du noch, wie es bei dir war? In der Verwandlungsphase, meine ich?"
Caroline nickte und schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Schrecklich."
Klaus stimmte ihr lächelnd zu.
„Also. Daniel war verwirrt, durcheinander und er war sich auch nicht mehr sicher, ob er die Verwandlung beenden wollte. Ich sagte ihm, dass er Blut trinken müsse, um zu leben, doch das gab ihm den Rest. Er ist einfach aus dem Haus gerannt und zu seiner Frau gegangen. Und wie es kommen musste, überwältigte ihn die Gier nach Blut und er trank von seiner Frau. Er konnte nicht aufhören, bis kein Tropfen Blut mehr in ihrem Körper war. Er hat seine Frau getötet und schiebt die Schuld nach fast 700 Jahren immer noch auf mich."
Caroline war irgendwie fasziniert von der Geschichte.
„Aber wenn er dich umbringen will, dann würde er doch selbst sterben...", warf sie ein.
Klaus zuckte mit den Schultern.
„Das verstehe ich auch nicht so ganz. Vielleicht weiß er nichts von der Erschaffungsbindung?"
Caroline setzte sich auf.
„Oder er hat eine Lösung für das Problem gefunden."
Klaus schien zu überlegen.
„Warum hat er dich eigentlich entführt? Ich meine, er hätte jeden anderen nehmen können..."
„Er meinte zu mir, dass er für den Zauber übernatürliche Macht bräuchte. Und zwar viel davon."
Klaus stand abrupt auf und lief aus dem Zimmer.
„Was hast du vor?", rief sie ihm hinterher.
„Ich muss sofort mit meinem Bruder sprechen!"
„Klaus! Es ist drei Uhr morgens!"
Klaus drehte sich zu Caroline um und sagte: „Es geht um Leben und Tod! Um dein Leben und auch um meins! Da kann ich meinen Bruder auch mal um drei Uhr morgens wecken!"
Caroline rannte ihm hinterher, als Klaus gerade in Elijah's Zimmer, das am anderen Ende des Ganges lag, betrat.
Er schaltete das Licht an und rief: „Ich muss mit dir sprechen, Bruder. Sofort!"
An Caroline gewandt sagte er: „Wecke bitte meine Schwester, Liebes."
Caroline lief zu Rebekah's Zimmer und klopfte leise an die Tür.
„Rebekah?"
„Was gibt's?", rief sie verschlafen von drinnen.
„Klaus möchte mit dir sprechen."
„Sag ihm, ich rede mit ihm, wenn es hell ist!"
Caroline öffnete jetzt die Tür und schaltete das Licht an.
„Guten Morgen, Rebekah! Dein Bruder möchte unbedingt mit dir sprechen!", rief Caroline sarkastisch und wartete, bis Rebekah sich in ihrem Bett rührte.
Sie seufzte auf und setzte sich in ihrem Bett aufrecht hin.
„Ich komme ja schon..."
Caroline ließ Rebekah alleine und ging nach unten, wo Klaus und Elijah bereits an einem Tisch saßen.
Rebekah kam kurz nach ihr unten an und die beiden ließen sich auf ihren Stühlen nieder.
Elijah reichte jeder von ihnen eine Tasse Kaffee und richtete danach den Blick auf seinen Bruder.
„Warum weckst du uns, Bruder?"
Obwohl es mitten in der Nacht war, trug Elijah bereits einen Anzug.
Klaus trug ebenfalls normale Alltagsklamotten, nur Rebekah und ich saßen in unseren Pyjamas an dem Tisch.
„Ich weiß eventuell, was Daniel's Plan ist."
„Eventuell? Nächstes Mal weckst du mich erst, wenn es ein 'Ich bin mir ganz sicher' ist", sagte Rebekah und gähnte laut.
„Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, könnte es gut möglich sein, dass es kein nächstes Mal geben wird."
Caroline schaute Klaus irritiert und mit weit aufgerissenen Augen an.
„Was meinst du damit?"
Klaus schaute sie alle der Reihe nach an.
„Daniel hat dir gegenüber erwähnt, dass er über einen mächtigen Zauber verfügt, der sogar einen Urvampir töten kann. Und er bräuchte dafür viel Übernatürliche Magie."
Caroline nickte.
„Ich vermute, dass er andere Leute manipuliert, um die Drecksarbeit für ihn zu erledigen und nur dann bei dem endgültigen 'Prozess' dabei ist, wo sein Hexenmeister die Vampire kanalisiert, wie er es bei Caroline versucht hat. Er muss diese Macht irgendwo aufbewahren oder sie direkt auf seinen Körper übertragen und somit irgendeine Waffe erschaffen, die uns töten kann...", überlegte er.
Caroline schüttelte den Kopf.
„Aber das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Ich meine, will er euch zu Tode angucken? Ihr könnt nur durch die Weißeiche getötet werden."
„Das stimmt schon, aber was, wenn er ein Stückchen Weißeiche hat? Ihm würde ein Krümel reichen, um diesen auf seinen Körper zu übertragen", spekulierte Elijah.
„Oder er überträgt es gar nicht auf seinen Körper. Er zieht vielleicht die Fäden und lässt andere alles erledigen, aber als ich dich aus seinen Fängen gerettet habe, waren dort keine Wachen. Kein Schutz. Er muss etwas anderes im Sinn haben..."
Caroline legte den Kopf etwas zur Seite.
„Eine Waffe könnte er dennoch erschaffen."
Rebekah nickte bestätigend.
„Ich schlage vor, dass wir Daniel's Hexenmeister ausschalten. Wenn er keine magische Unterstützung mehr hat, kann er auch keine weiteren Vampire kanalisieren. Zumindest vorerst."
Alle waren mit Rebekah's Vorschlag einverstanden.
Caroline zweifelte jedoch noch. Natürlich wollte sie Daniel aufhalten, aber einer von seinen Hexenmeistern war Billy...
Klaus würde keinen Halt machen, um einen Jungen zu retten, den Caroline vor ein paar Tagen kennengelernt hatte, weshalb sie ihm auch nichts von Billy erzählte.
Es musste eine andere Möglichkeit geben, Billy da heraus zu halten.
„Wann geht's los?", fragte sie stattdessen und setzte ein leichtes Lächeln auf.
„Für uns sofort, Liebes. Aber du hast eine wichtige Sache vergessen."
Caroline verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen an.
„Und die wäre?"
„Du bist sein Ziel. Dich wird er suchen und kanalisieren wollen. Mein Vorschlag ist, dass Elijah und Rebekah sich um die Hexenmeister kümmern und wir sorgen für deine Sicherheit. Dann können wir dich erst einmal außer Gefahr halten. Heute Mittag gehen wir zu einer Hexe. Ein kleiner Gefallen wird ihr nicht weh tun."
Klaus schaute alle der Reihe nach an.
„Sind alle Einverstanden?"
Einstimmiges Nicken.
„Gut. Liebes? Wir werden um Zwölf Uhr bei der Hexe erwartet. Ruh dich jetzt ein bisschen aus."
Caroline verabschiedete sich von den anderen, die sich ebenfalls auf den Weg zurück zu ihren Schlafzimmern machten, und ging die Treppe nach oben.
Vor ihrer Tür blieb sie stehen und zögerte einen Moment.
Wenn sie jetzt Schlafen würde, wäre Daniel wieder in ihren Träumen, aber sie musste morgen ausgeruht sein.
Kurzerhand lief sie die Treppe wieder nach Unten und ging in die Küche, in dessen Schränken sie nach Schlaftabletten suchte.
Als sie welche gefunden hatte, schmiss sie sich gleich vier auf einmal ein und trank danach noch einen kräftigen Schluck Bourbon.
Leicht benommen lief sie die Treppe nach oben, schmiss sich auf ihr Bett und schlief sofort ein.[1.937]
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A Klaroline Story || TVD/TO Fanfiction
Fanfiction...und dann sah er sie und ihm fiel ein Stein vom Herzen. Sie lebte! Caroline's Haare waren etwas wirr, aber ihr strahlendes Lächeln und ihre glänzenden Augen ließen sie trotz alledem perfekt aussehen. Wie sie da am Türrahmen lehnte und auf ihn hera...