•NEUN•

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Klaus wachte diesmal auf, ohne durch einen Schrei von Caroline geweckt worden zu sein.
Er stand auf und zog sich eine schwarze Hose und ein dunkles Shirt über.
Augenscheinlich hatte Caroline keinen weiteren Traum gehabt, doch der Sicherheit halber wollte Klaus lieber doch kurz bei ihr vorbei schauen, um zu sehen, ob bei ihr alles in Ordnung ist.
Klaus öffnete leise ihre Zimmertür, um sie nicht zu wecken, falls sie noch schlief.
Doch als er sie sah, wusste er nicht, ob man das überhaupt schlafen nennen konnte.
Caroline lag auf ihrem Bett, ihre linke Hand locker auf ihrem Bauch liegen, ihr rechter Arm normal neben ihr.
Ihr Augen waren jedoch weit aufgerissen und Blut lief aus ihrer Nase, sowie aus ihren Ohren.
Klaus flashte schnell zu ihrem Bett und schüttelte sie, doch sie reagierte nicht darauf.
„Elijah!", brüllte Klaus und eine Sekunde später stand seiner großer Bruder hinter ihm im Raum.
„Was ist passiert?"
Klaus schüttelt seinen Kopf.
„Ich weiß nicht...ich..."
Elijah legte seinem Bruder beruhigend die Hand auf die Schulter.
„Ich nehme an, dass Daniel uns eine Nachricht gesendet hat."
Klaus hob seine Hand und schloss vorsichtig Caroline's Augen.
Sie war zwar nicht tot, aber in dieser Situation war sie wie in ihrem eigenen Körper gefangen.
Wenn man sich das Blut weg dachte, könnte man fast meinen, dass Caroline nur am Schlafen wäre.
„Ich glaube, es ist wie bei ihren Träumen, nur dass sie nicht von selbst aufwachen kann. Daniel erschafft darin seine eigene Welt mit seinen eigenen Regeln. Es könnte gut möglich sein, dass sie erst wieder aufwacht, wenn sie ihm verspricht, sich ihm auszuliefern."
Klaus nickte.
„Habt ihr es geschafft, seine Hexenmeister auszuschalten?"
Elijah schwieg einen Moment.
Das war kein gutes Zeichen, weshalb Klaus sich zu seinem Bruder umdrehte.
Elijah."
„Wie haben es nicht geschafft, alle seine Hexenmeister umzubringen. Einer konnte fliehen. Aber wie schon an dem Tag, als du Caroline davor gerettet hast, von einem dieser Hexenmeister kanalisiert zu werden, waren da keine Wachen. Auch Daniel selbst haben wir nicht gesehen."
Klaus schaute irritiert von seinem Bruder zu Caroline und wieder zurück.
„Aber das ergibt doch keinen Sinn! Er hat keine Wachen. Er schützt seine Hexenmeister nicht, nicht mal sich selbst! Was hat er, verdammt noch mal, vor?"
Klaus war ein bisschen lauter geworden, doch sein Bruder war ruhig geblieben und zuckte bei Klaus' Vermutung nur ahnungslos mit den Achseln.
„Und was ist mit dem Mann, der Rebekah und Caroline in meinem Auto angegriffen hat? War er manipuliert?"
Elijah schüttelte nur mit dem Kopf.
„Das kann nicht sein. Vampire können nicht von anderen Vampiren, sondern nur von Urvampiren manipuliert werden und davon gibt es nicht mehr so viele. Und du weißt selbst, dass Rebekah und ich so etwas nie tun würden."
Elijah strich sich mit seiner Hand über seinen Mund und ging im Raum auf und ab.
„Dafür muss es eine andere Erklärung geben. Vielleicht...vielleicht waren es keine Vampire, sondern...Menschen?"
Klaus sah auf und eine Sorgenfalte bildete sich auf seiner Stirn.
„Rebekah hat doch den Kopf des Angreifers mitgebracht, oder? Wo ist der? Daran müssten wir leicht erkennen können, ob es ein Vampir war oder eben nicht."
Elijah überlegte.
„Wenn du nicht zufälligerweise dein Auto sauber gemacht hast, müsste der Kopf noch neben dem Auto liegen..."
Klaus stand auf, lief an seinem Bruder vorbei, die Treppe nach unten und aus dem Haus heraus.
Auf dem Hof stand sein Auto in voller Pracht – unter all dem Blut.
Wie Elijah es gesagt hatte klebte der Kopf des Mannes noch auf dem Pflaster und seine Haare wehten im Wind.
Klaus ging schnellen Schrittes auf ihn zu und hob den Kopf hoch, um ihn sich genauer anzusehen, während sein Bruder hinter ihm aus dem Haus kam.
Der Tote blickte ihn aus toten, roten Augen an.
Sie waren ein starker Kontrast zu der grauen, ausgetrockneten Haut des Mannes.
„Also entweder war der Mann sehr loyal und hat sich freiwillig in den Tod gestürzt, bei dem Versuch gegen einen Urvampir zu gewinnen, oder er wurde irgendwie anders beeinflusst."
Klaus legte seinen Kopf schief, während er seinem Bruder den Kopf vor die Nase hielt.
„Aber wir haben jetzt ein viel größeres Problem", sagte Klaus und ließ den Kopf zurück auf den Boden fallen.
„Caroline liegt in einer Art Koma, das von Daniel kontrolliert wird und ihren blutenden Ohren nach zu urteilen, bekommt es ihr nicht gerade gut."
Er ging wieder zurück ins Haus und setzte sich an Caroline's Bett.
Er sah sie einfach nur an.
Nach ein paar Minuten kam Rebekah herein – oder waren es Stunden? - und brachte eine Schüssel mit Wasser und einen Waschlappen.
Klaus nahm seiner Schwester den Lappen aus der Hand, ohne etwas zu sagen und fing an, das Blut bei Caroline's Ohren und ihrer Nase wegzuwischen.
Danach blieb er so lange bei ihr sitzen. Bis es draußen dunkel wurde, während er die ganze Zeit ihre Hand hielt.
Klaus wusste selbst, dass ihr das nicht gerade weiter half, aber er wusste nicht, was er sonst tun sollte.
Daniel war unauffindbar und Caroline musste ihrem Traum irgendwie alleine ein Ende setzten.
Die Frage war nur: Wie?

Irgendwann hatte Klaus sich selbst dazu gezwungen, nach unten zu gehen.
Seine Geschwister saßen am Tisch und blickten ihn mit bemitleidenden Blicken an, die Klaus jedoch ignorierte.
„Was habt ihr noch herausgefunden, als ihr die Hexenmeister gesucht habt?", fragte er irgendwann monoton, um sich irgendwie von Caroline's momentaner Situation abzulenken.
Er hatte sie zu sich gebracht, um sie zu beschützen, doch das hatte ihr nicht geholfen.
Daniel hatte ihr trotzdem so etwas antun können.
„Nicht besonders viel", antwortete Rebekah und nahm einen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse.
„Nur, dass Daniel keine Wachen aufstellt. Wir hatten quasi keinen Widerstand, bis auf die Hexenmeister, natürlich."
„Bis auf den, der uns entkommen ist", warf Elijah ein.
„Vielleicht hat er aber auch extra keine Wachen aufgestellt, weil er wusste, dass wir als erstes seine Hexenmeister ausschalten würden und er niemanden seiner Leute unnötig opfern wollte."
Klaus schaute seine Geschwister abwechselnd an.
„Es macht keinen Unterschied. Daniel ist unvorhersehbar. Und er ist fast unbesiegbar. Er ist fast 700 Jahre alt und hat sehr mächtige Freunde, gegen die vielleicht noch nicht mal wir ankommen."
Elijah kratzt sich nachdenklich an seinem Kinn.
„Und falls er wirklich eine Waffe hat, müssen wir uns in Acht nehmen. Wir haben uns in den letzten Jahrhunderten bei vielen Leuten ziemlich unbeliebt gemacht. Viele davon würden sich ihm gewiss anschließen, wenn er uns vernichten will."
Klaus schaute Elijah nachdenklich an.
„Aber er hat es doch gar nicht auf euch abgesehen. Er will nur mich tot sehen."
Elijah schmunzelte bei dieser Aussage.
„Du bist unser Bruder. Denkst du wirklich, wir lassen dich alleine gegen ihn kämpfen? Wenn wir kämpfen, dann kämpfen wir zusammen. Wir sind eine Familie. Für immer und ewig."
Klaus nickte seinen Geschwistern dankend zu und er spürte auf einmal eine so tiefe Verbundenheit mit seiner Familie, dass er fast verwundert die Augenbrauen nach oben gezogen hätte.
„Das wichtigste ist jetzt erst mal, dass wir Caroline aufwecken. Wenn wir das geschafft haben, werde ich sie sofort zurück nach Mystic Falls bringen. Vielleicht schaffen es ihre Freunde, sie besser zu beschützen, als ich es getan habe."
Rebekah lächelte ihren Bruder verständnisvoll an.
„Du machst das gut, Nik. Es liegt nicht an dir, dass Daniel eine solche Kontrolle über Caroline hat. Sie wird in Mystic Falls nicht viel sicherer sein als sie es hier ist."

Kurz darauf gingen sie alle in ihre Zimmer, um sich auszuruhen und etwas zu schlafen, was bei Klaus nicht gerade funktionierte.
Er drehte sich die ganze Zeit in seinem Bett von der einen auf die andere Seite, bis er schließlich aufstand und einige Minuten unruhig in seinem Zimmer auf und ab ging.
Wenn er ihr doch irgendwie helfen könnte, ihr irgendwie schöne Gedanken machen könnte um ihr zu zeigen, dass sie stark bleiben sollte.
Da blieb er ruckartig stehen und ging daraufhin schnell aus seinem Zimmer.
In Caroline's Zimmer angekommen, setzte er sich auf den Bettrand und nahm ihre Hand in die seine.
Dann konzentrierte er sich und versuchte irgendwie in ihren Geist herein zu kommen.
Warum war ihm das nicht früher eingefallen?
Vampiren war es möglich, in den Geist anderer einzudringen, um ihnen beispielsweise Erinnerungen zu zeigen oder sich von ihnen zu verabschieden.
Klaus hatte jedoch nichts dergleichen vor.
Er wollte einfach nur sehen, was Caroline da durchmachte und was für schreckliche Dinge Daniel ihr antat.
Er konzentrierte sich und presste seine Augen fest zusammen.
Zuerst sah er gar nichts, nur schwarz.
Doch dann spürte er ein leichtes Kribbeln, dass von Caroline's Hand ausging und er hielt sich daran fest und versuchte, dieses Gefühl mit aller Kraft festzuhalten.
Dann erschien ein Bild.
Zuerst verschwommen, doch nach und nach klarte es sich auf und Klaus konnte sehen, was Caroline sah, fühlen was sie fühlte.
Doch das Schlimmste war, dass er mit ansehen musste, wie alle Menschen, die Caroline liebte, vor ihren Augen umgebracht wurden.


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A Klaroline Story || TVD/TO FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt