SECRET ∞ the riddle solution.

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- NIALL -

„Ich weiß nicht mehr, was ich dazu sagen soll – du musst vollkommen übergeschnappt sein dort reinzugehen. Lebensmüde trifft es wohl eher", Leandro schüttelte entgeistert den Kopf. „Dir wird die Todesstrafe angehängt, sobald man dich findet und du dich auf amerikanischem Boden befindest, und du marschierst einfach direkt in die amerikanische Botschaft rein."

Wir saßen in einem schwarzen Van, den ich mir freundlicherweise geborgen hatte. Vor uns befand sich die amerikanische Botschaft hier in Moskau. Hier hatte ich ein Treffen mit einem Informanten verabredet, der mir schon zu meinen früheren CIA-Zeiten ein guter Kollege war. Sergej mag zwar der Trunkenbold schlechthin sein, aber seine Informationen waren sehr viel wertvoller als die von höhergestellten Agenten.

Noch vor einigen Tagen hatten wir uns an einer Parkbank am Ufer des Moskwas getroffen. „Gut siehste aus, alter Freund", er hatte mir kurz auf die Schulter geklopft und wir hatten uns hingesetzt. „Ich sollte überrascht sein, dass du in meinem wundervollen Moskau auftauchst, aber dennoch bin ich es nicht. Es war eine Frage der Zeit bis du wieder meine Gesellschaft suchst." Dabei hatte er von seinem Selbsgebrannten getrunken und gelacht.

Personen wie ihn gab es nicht oft in der Welt, aber Sergej lebte nach einem einfachen Motto: Der Feind meines Feindes ist ein Freund. Auch er gehörte zu den Ersten, die von meinen Nachforschungen erfuhren, und war nur allzu gerne bereit gewesen mir zu helfen.

Das hatte er getan, all die Jahre lang.

Ich glaube, dass es nichts geben wird um diese Schuld in näherer Zukunft jemals zurückzuzahlen.

Dennoch hatte ich die Besorgnis in seinem Blick gesehen, als ich ihm von meinem Trip nach Tokyo und den dort erhaltenen Informationen berichtet hatte: „Ein Maulwurf in der CIA ist schon eine feine Sache, aber du willst wirklich in die Botschaft reinmarschieren, obwohl es deinen Tod bedeuten könnte? So lebensmüde habe ich dich noch nie erlebt, alter Freund. Sonst bin ich es doch, der die Gefahr liebt", ich hatte die Arme verschränkt gehabt und zum Fluss gesehen.

„Du weißt, ich habe ein paar russische Kollegen, die welche kennen, die wiederum welche kennen und so weiter – kennste ja -, die könnten euch eventuell helfen. Weißte schon, Uniformen und Ausweise und den ganzen Krimskrams, der Tarnung wegen. Ein paar hochmodernisierte Dinger haben sie auch, aber frage lieber nicht."

So kam es, dass gestern ein zwielichtiger Typ uns einen Karton mit all den Dingen brachte, die Sergej mir versprochen hatte. Leandro war ganz aus dem Häuschen gewesen, als er die Tarnanzüge aus dem Karton gezogen hatte. („Da fühle ich mich, als wäre ich bei der US Army und nie der Fuerzas Armadas de México!")

Für mich war es ungewohnt wieder einen zu tragen. Mein alter mit Blut verschmierte Tarnanzug befand sich höchstwahrscheinlich in der Asservatenkammer in der Zentrale in Washington. In all meinen Dienstjahren hatte ich ihn nie wechseln müssen, er war mir stets ein treuer Begleiter gewesen. Nun steckte ich erneut in einem anderen und es fühlte sich so an, als wäre ich sieben Jahre zurück in die Vergangenheit zurückgeworfen worden und hätte gerade erst dem Offizier vor mir geschworen meinem Land zu dienen und für Sicherheit zu sorgen.

Wenn ich heute an diesen Tag zurückdachte, wirkte er weder aufregend noch beängstigend, so wie ich mich zu diesem Zeitpunkt gefühlt hatte. Vielmehr spürte ich nur noch diese Wut und den Abschaum, dass ich mich wirklich dazu hingerissen hatte mich von Ross überreden zu lassen, dem Mann, der für mich so etwas wie ein Vater geworden war. Er hatte mich aufgenommen, da ich im Lager der Rekruten ungewollt der Außenseiter geworden war und dementsprechend das Gesprächsthema Nummer eins. Ich hatte seine Familie kennengelernt – seine beiden Töchter Caren und Lea, und seine Frau Wanda, sie hatten mich alle herzlich in die Familie aufgenommen.

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