Es war irgendeine nicht komische Sendung gekommen, die so langweilig war, dass ich eingeschlafen bin. Der Fernseher lief immer noch, der Rest der Chips, die sich noch in der Schüssel befunden hatten, lag verstreut auf dem Boden. Es war still, wie es immer war. Ich schlief auf der Couch und träumte seelenruhig vor mich hin. Ich schreckte erst auf, als ich etwas im kleinen Bad poltern hörte.
Erst dachte ich, ich würde es mir einbilden.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Was, wenn ein Einbrecher hier war? Oder ein Mörder, der mich kaltherzig umbringen wollte? Ich beschloss, erst einmal zu warten. Vielleicht hatte ich es mir ja doch nur eingebildet.
Ich legte mich, leicht zitternd, wieder hin. Die Decke bis zum Kinn hochgezogen, starrte ich den Fernseher an und lauschte. Abgesehen vom Fernseher und meinem zittrigen Atem war nichts zu hören.
Dann hörte ich ein leises Fluchen.
Hier war jemand.
Mein Körper stand unter Strom, mein Blick ging zu meinem Handy, das sich in meiner Tasche im Flur befand. Dann fiel mir ein, dass ich am Bad vorbei müsste, um Dave oder die Polizei anzurufen. Oder beide zusammen. Mein Blick ging weiter zu der Küche und zum Messerblock. Vielleicht schaffte ich es ja, mithilfe eines Messers den Einbrecher in die Flucht zu schlagen.
Ich schluckte den riesigen Kloß in meinen Mund runter und schwang so leise wie möglich meine Beine von der Couch, damit der Einbrecher nicht merkte, dass ich aufgewacht war. Ich schnappte mir das schärfste Messer, das sich in dem Messerblock befand.
Mein Herz nahm noch mehr an Tempo auf. Ich musste mich beherrschen, nicht zu hyperventilieren. Ich machte einen Schritt vor den anderen, immer näher dem Badezimmer kommend. Ein erneutes Fluchen drang leise aus dem kleinen Spalt. Meine Finger klammerten sich krampfhaft am Griff des Messers fest. Ich schaffte es nicht mehr den Kloß in meinem Hals wegzuschlucken. Er blieb einfach.
Die Tür stand einen Spalt offen. Leider befand sich der Spiegel auf der anderen Seite, weshalb ich den Einbrecher nicht erkennen konnte. Jedoch sah ich blutige Watte und Taschentücher. Der Einbrecher musste verletzt sein. Dennoch hielt ich das Messer in meiner Hand, zählte ich innerlich bis drei, bevor ich die Tür aufstieß: „Hände hoch!"
Der Mann, blond, blauäugig, vielleicht einen Kopf größer als ich, war alles andere als beeindruckt. Sein Gesichtsausdruck war stahlhart, ich musste erst schlucken, als ich die Wunde an seinem Bauch war, aus der Blut rann.
„Keine Sorge, ich werde Sie schon nicht umbringen", kam es von ihm einen Hauch amüsiert. Ich hielt das Messer immer noch in der Höhe. Ich fühlte mich noch nicht sicher genug, damit ich das Messer sinken lassen konnte.
Mein Blick ging zu Boden, der zur Hälfte von Blut getränkt worden war. Dank an den Erfinder von zahlreichen Folgen Emergency Room und The Walking Dead und meinem ausgesprochen intensiven Interesse an noch so andere zahlreiche, blutigen Serien, dass ich nicht sofort in Ohnmacht fiel. Dafür der Mann, zumindest so halb. Das Messer fiel klirrend zu Boden. Ich fing den Mann gerade noch auf, ehe er den Boden geküsst hätte. Das Blut tropfte auf meine Kleidung, aber das war gerade das Letzte, an das ich dachte. Ich schaffte es, ihn mühsam zu der Couch zu schleppen.
„Machen Sie das öfter, also in Häuser einbrechen, um sich selbst zu verarzten?", fragte ich und kramte aus einer der Küchenschränke den kleinen Verbandskasten heraus. Vielleicht machte sich der Erste Hilfe-Kurs doch bezahlt.
Der Mann lag halb bewusstlos, halb wach auf der Couch. Die Augen standen noch ein Stück weit offen. Ich erkannte das matte Blau. Ich fragte mich, ob sie wohl so richtig leuchten, wenn er wach war, so wie bei meinem Cousin.
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Kind Of Secrets #SpringAwards
Fanfiction„Du kannst zwei Dinge nicht gleichzeitig haben, denn dein Sturkopf und dein Egoismus hindern dich daran - du musst dich entscheiden, was du haben willst." Die Welt, in der ich lebte, war eine andere. Dunkel, bedrohlich, heimtückisch und voller Gefah...