SECRET ∞ plan b.

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- NIALL -

Tomlinsons Gewohnheiten waren nicht schwer herauszufinden. So wie jeder Familienvater - man möge es kaum glauben - ging er jeden Morgen joggen, frühstückte mit seiner Frau und seinen beiden Kindern, ging zur Arbeit, kam zu unterschiedlichen Zeiten nach Hause und aß eventuell noch Abendbrot, bevor er sich noch für eine Stunde vor den Fernseher haute und auf der Couch einschlief.

Und das jeden Tag.

Seit einer Woche hatte ich ihn beobachtet und musste wohl oder übel die Gewissensbisse ignorieren, dass Raven weiterhin in ihrer Zelle ausharren musste. Aber wir bräuchten nun mal Verstärkung.

Wenn nicht vom ehrlichsten Mann der ganzen Branche, von wem dann?

Es war gerade elf Uhr abends, Tomlinson noch mit dem Hund unterwegs und genau der Zeitpunkt, um zuzuschlagen. Leandro befand sich in einem sicheren Bunker und war mit mir per Ohrhörer verbunden.

Ich stieg aus dem Wagen und lief langsam auf das Haus zu. Alles war abgedunkelt, so mussten alle Bewohner am schlafen sein.

Das kleine Badezimmerfenster war schnell geöffnet, und leise kletterte ich hinein. Sofort fand ich mich in einem sehr bunten Badezimmer wieder. Ein Teppich mit kindlichen Fischmotiven, ein Duschvorhang mit ebenfalls diesem Motiv und sogar die Wände waren mit diesen Fischen vollgestrichen worden.

An dem Waschbecken standen zwei Zahnputzbecher. Auf dem einen hatte man den Namen Freddie draufgeschrieben, auf den anderen Finn. Das mussten Tomlinsons Söhne sein.

Leise öffnete ich die Badezimmertür, die ein störendes Quietschen von sich gab. Der offene Flur wurde von dem Mondschein, welches durch die großen Wohnzimmerfenster ins Haus flutete, beleuchtet, sodass ich noch einigermaßen etwas erkennen konnte.

Gegenüber des Badezimmers befand sich das Schlafzimmer, dessen Tür einen kleinen Spalt aufstand und ich so einen Blick hineinwerfen konnte. Tomlinsons Frau schlief tief und fest. Eine Tür weiter befand sich das Kinderzimmer der beiden Jungen, die genauso tief schliefen wie ihre Mutter.

Und das sollte dringendst auch so bleiben.

Langsam drang ich weiter zum Wohnzimmer vor. Auf dem Boden lagen Hundeknochen und Spielzeuge verteilt, so dass man aufpassen musste nicht dank ihnen doch noch auf der Nase zu landen.

Der Couchtisch war voll mit allerlei Mode-, Klatschzeitungen und Kindercomics. An der Wand hatte sich Tomlinson anscheinend die Mühe gemacht eine Fotowand zu gestalten. Zugegeben, es sah nicht schlecht aus. Und auf dem ersten Blick sahen wirklich alle auf den Fotos sehr glücklich aus, von den Hochzeitsfotos bis zu den Baby- und Geburtstagsfotos.

Sie waren als Familie sehr glücklich - das, was mir immer gefehlt hatte.

Selbst Tomlinson wirkte auf jedem einzelnen Bild seltsam unbeschwert, wo er doch meistens immer recht ernst und angespannt wirkte, wenn es um die Arbeit ging. Anscheinend war er doch ein Familienmensch, der sich in seiner jetzigen Rolle sehr wohlfühlte.

Ich ließ mich auf einen Stuhl in der Küche senken, legte meine Waffe auf den Tisch und wartete. Leandro gab keinen Mucks von sich, denn er wusste ganz genau, dass ich leise sein musste, wenn ich niemanden Unerwünschten wecken wollte.

Nach meinen Angaben zufolge ging Tomlinson immer eine Stunde mit Hund raus, und die Stunde war fast vorbei.

Mein Blick ging zum Fenster, durch welches man freien Blick auf den Bürgersteig und die Straße hatte. Niemand war zu sehen, lediglich eine ältere Dame, die gerade ihre Katze aus dem Haus huschte und ein Auto fuhr am Haus vorbei, in dem betrunkene Teenager laut grölten.

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