SECRET ∞ one word: run.

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Die Tage vergingen. Ich verbrachte sie damit, weiter auf dem Tisch zu liegen und zu warten, dass meine Verletzung abheilte. Es war schön, einmal nicht dem Tod ins Auge zu sehen, sondern ganz entspannt die Augen zu schließen und zu schlafen. Das hatte ich schon viel zu lange nicht mehr.

Mittlerweile machte ich mir schon keine Sorgen, dass mich jemand vermisste.

Wäre dies tatsächlich so, hätten meine Eltern eine riesige Suchaktion veranstaltet. Aber sie dachten natürlich, dass ich ganz normal jeden Werktag zur Arbeit gehe und an den Wochenende irgendetwas mache.

Im Nachhinein musste ich feststellen, dass ich zu meiner Mutter nicht „Und wehe, ihr denkt auch nur daran, unangekündigt bei mir aufzutauchen!" sagen sollen.

Leider stellte man sowas immer erst zu spät fest.

Leandro und Niall schneiten ab und zu herein, ansonsten waren sie weiß Gott wo. Meist befand ich mich in meinem komatösen Schlaf. Wenn ich mal wach war, war es Leandro, der mir etwas Zuessen brachte.

Ich mochte Leandro wirklich sehr und seine väterliche Art rührte mich. Ob er wohl in Mexiko eine Familie hatte, die darauf wartete, dass er nach Hause kam? Und wenn ja, wusste sie, dass er bei dieser ... Sache mit beteiligt war? Ich wollte mir nicht vorstellen, wie seine Leiche nach Hause geschickt wurde und seine Frau weinend zusammenbrach.

Bei ihm konnte ich es mir wirklich gut vorstellen, dass er Frau und Kinder zurückgelassen hat, um hier zu arbeiten.

Wahrscheinlich war er, wie so viele andere auch, illegal über die Grenze gekommen.

Bei Niall konnte ich es nicht sagen. Ich zweifelte eigentlich daran. Er war so verschlossen und kalt. Mich würde es ehrlich gesagt wundern, wenn er überhaupt schon einmal von dem Wort Liebe in seinem Leben gehört hat. Obwohl ich zugeben musste, dass er nicht ganz unattraktiv war und in der Damenwelt gute Chancen hätte. Allerdings glaube ich, dass das sein kleinstes Problem war.

„Wie bist du eigentlich auf ihn getroffen?", fragte ich Leandro, als er mir eines Tages eine Schüssel Suppe brachte und sich auf den Stuhl neben dem Tisch niederließ.

Er verzog kurz nachdenklich die Miene, bevor er antwortete: „Es war spät abends in Los Angeles. Ich bin von der Arbeit aus einer Autowerkstadt gekommen und da sind zwei Männer auf mich zugekommen. Ich habe mir erst einmal nichts gedacht, es könnten ja auch normale Männer gewesen sein, die gerade etwas angeheitert von einer Bar kamen."

Ich tunkte den Löffel in die dampfende Suppe und nahm einen Schluck. Sie war ein wenig würzig, aber sie schmeckte auch unglaublich lecker. Leandro verschränkte die Arme: „Einer kam auf mich zu und beschimpfte mich als beschissener Südländer und hat davon geredet, dass die Leute meiner Art nur in die Staaten kommen, um den Leuten ihre Jobs zu stehlen."

Er schüttelte nur den Kopf. „Der andere ist auf mich losgegangen, obwohl ich nicht mal etwas getan oder gesagt habe. Bevor er mir die Rippen noch brechen konnte, ging Forzudo dazwischen. Er war mein Retter in der Not."

Ich konnte mir das gut vorstellen. Schließlich hatte Niall auch mir das Leben gerettet. Ganze zwei Mal. Ich hatte mir mal darüber nachgedacht, wie ich mich bei ihm revangieren konnte, bis ich zu dem Schluss gekommen bin, dass es nichts gab. Ich kannte seine Interessen nicht. So wie es gerade aussah, glaube ich auch nicht, dass er irgendwo eine vernünftige Wohnung besaß.

„Daraufhin wollte ich mich revangieren und deswegen sitze ich hier. Mir gefällt zwar nicht alles an der Sache, aber es auf jeden Fall spannender, als Reifen von abgeranzten Autos zu wechseln, deren Besitzer sich zu fein sind, um es selbst zu machen."

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