SECRET ∞ special 26th july.

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- N I A L L -

„Vergiss nicht, deine Schulbrote einzupacken."

„Ja, Mum."

„Und lass dich nicht schon wieder von den anderen Jungs gegen die Wand schubsen."

„Mum."

„Außerdem will ich nicht, dass du noch einmal mit auf Leo's Mofa mitfährst. Ohne Helm ist mir das zu gefährlich und ich habe keine Lust, dass ich dich irgendwann mal im Krankenhaus besuchen muss, weil du zu stur warst, auf mich zu hören."

„Ja, Mum", wiederholte ich genervt und stocherte in meinem Müsli herum.

Mein Vater sah von seiner Zeitung auf. „Gewöhn' dir deinen Ton ab, junger Mann."

Ich verdrehte die Augen. George fing an zu heulen und meine Mutter seufzte. Er war gerade mal ein halbes Jahr auf der Welt und trieb uns jetzt schon alle in den Wahnsinn. Besonders mich.

Er war ja so toll.

So süß.

Alles drehte sich nur noch um ihn.

Und wenn ich auch einmal etwas zu melden hatte, hatten sie plötzlich keine Zeit mehr für mich.

Meine Mutter verschwand mit meinem heulenden, kleinen Bruder aus der Küche. Genervt, obwohl ich gerade mal seit einer halben Stunde wach war, schaufelte ich das Müsli in mich hinein.

Irgendwann hörte mein kleiner Bruder auf zu heulen. Auf dem Gesicht meines Vaters zeichnete sich ein erleichterter Ausdruck im Gesicht ab. Ich wollte schon einen Kommentar abzugeben, aber auf einen weiteren Streit mit ihm hatte ich keine Lust, also ließ ich es bleiben.

Als von draußen das Hupen des Schulbusses zu vernehmen war, rief meine Mutter von oben: „Niall, der Schulbus ist da!"

„Ich bin nicht taub!"

Ich kassierte von meinem Vater einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. Er tat nicht einmal weh, aber so wollte er mir zeigen, dass meine sarkastischen Sprüche gerade unangebracht waren. Er war halt nicht so gut mit Worten. Verstehen werde ich es wahrscheinlich sowieso nie. War wahrscheinlich so ein Wissenschaftler-Ding.

Ich sprang in meine Schuhe und schnappte mir meine Tasche, dann rannte ich zum Bus.

Der alte Hawkins nickte mir mürrisch zu und schloss die Türen des Busses, nachdem ich mir einen Platz ausgesucht hatte.

Ich drehte mich noch einmal zu dem Haus meiner Familie und sah, wie meine Mutter mit einem strahlenden Lächeln George in den Wagen setzte und mein Vater vorne einstieg. Sobald ich nicht dabei war, verhielten sie sich wie eine junge, glückliche Familie.

Es versetzte mich in traurige Stimmung.

Anscheinend brauchten sie mich gar nicht, sie hatten ja jetzt George.

Ich drehte mich wieder nach vorne und verschränkte die Arme.

Der Bus ruckelte durch die Stadt zur Junior High, auf die ich nun seit gut einem Jahr ging. Ich hasste es wie die Pest und auf die Frage, wieso wir aus unserem bescheidenen Haus in Orlando ausziehen und ausgerechnet hierhin ziehen mussten, hatte ich auch keine Antwort bekommen. Zumindest keine richtige.

Die Türen des Busses öffneten sich und die Kinder rannten raus.

Ich stapfte gelangweilt hinter ihnen her.

Meine sogenannten Freunde – eigentlich alles nur Leute, mit denen ich rumhing – hatten sich an einer der Schulmauern versammelt und rauchten ihre erste Zigarette des Tages. Die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf, die mich vor diesen krebserregenden Dingern warnte, hatte ich schon seit dem ersten Tag abgeschaltet.

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