- RAVEN –Meiner Ansicht nach war New York die schönste Stadt, die ich jemals gesehen habe – und ich hatte schon eine Menge Städte gesehen. Aber New York blieb die schönste, diese Meinung würde sich in meinem ganzen Leben nicht ändern. Wäre ich nicht aus einem anderen Grund hierhergekommen, würde ich den ganzen Tag im Central Park sitzen und die Leute von einer der Bänke beobachten wollen, wie sie ihrem normalen Alltag nachgingen.
Doch leider war ich aus einem anderen Grund hier, weshalb mir diese Option verwehrt blieb.
Ich saß hinter dem Lenkrad des Wagens und griff in die Tüte Chips, die ich mir bei unserem letzten Tankstopp geleistet hatte, und lauschte dem weniger interessanten Gespräch zwischen Leandro und Niall. Sie befanden sich in einem Aufzug eines Wohngebäudes und fuhren gerade in das 23. Stockwerk.
Laut Carlos Matthew soll sich dort Josh Higgins' Wohnstädte befinden.
Ich saß diese Runde einmal aus. Bei den letzten Malen hatte ich schon so viel Action erlebt, einmal der Fluchtfahrer zu sein, war auch mal ganz cool. Ich konnte die Beine hochlegen und entspannen.
„Aber bitte nicht einschlafen", kam es just in dem Moment von Niall und ertappt nahm ich meine Füße vom Beifahrersitz: „Wie kommst du denn auf so etwas?"
„Du hast laut gedacht", schaltete sich Leandro ein und lachte. Ich dagegen seufzte und schoss mir imaginär eine Kugel in den Kopf. Von den beiden kam ein Pling-Geräusch, also mussten sie jetzt beim Stockwerk angekommen sein.
Ich hörte ihre Schritte, dann kam von Niall ein „Nummer 295, das muss es sein" und ein Klopfen folgte.
„Vielleicht ist er ja nicht da?"
„Doch, er ist da."
„Wie kannst du dir da so sicher sein, hm?"
Dann ging die Türe auf und eine fremde männliche Stimme erklang: „Was kann ich für Sie tun?"
„Keine Ahnung, was glauben Sie denn für uns tun zu können?"
Ich fischte einen weiteren Chip aus meiner Tüte heraus und ließ meinen Blick über die Straße wandern. Geschäftsmänner waren unterwegs sowie berufstätige Frauen. Kindermädchen, alte Leute, Schulkinder, es befand sich sogar ein Hot Dog-Stand an der Straßenkreuzung. Es war schon so lange her, dass ich einen Hot Dog gegessen hatte. Ich wusste schon gar nicht mehr, wie einer schmeckte.
Dann blieb mein Blick bei einer Person hängen, die meinem Cousin verdächtig ähnlich aussah.
Fünf Sekunden später registrierte ich, dass es nicht nur eine Person war, die Drew sehr ähnlich aussah, sondern dass es sich tatsächlich um Drew handelte. Mir fiel die Chipstüte aus der Hand, mein Mund klappte auf. Er trug einen schwarzen, langen Mantel und sah mehr wie ein Kaufmann aus anstatt wie ein IT-Spezialist bei der CIA.
Er setzte sich auf die Bank, neben ihm ein Koffer. Was wohl dessen Inhalt war?
Das Gespräch zwischen Higgens und den beiden Jungs hatte ich schon komplett ausgeblendet, stattdessen richtete sich meine Aufmerksamkeit vollkommen auf meinen Cousin, der zwei Minuten später Gesellschaft von einem älteren Mann bekam, den ich noch nie zuvor gesehen hatte.
Was zum Teufel machte er da?
Aber die wichtigste Frage war: Wieso zum Teufel war er in New York?
Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass er mir von einem geplanten Trip nach New York erzählt hatte. Allerdings war ich schon mehrere Wochen nicht in Washington aufgekreuzt. Vielleicht war er ja auch auf der Suche nach mir, was ich jedoch nicht glaubte. Sein Gesichtsausdruck war zu einer ernsten Miene verzogen, während er mit ihm sprach.
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Kind Of Secrets #SpringAwards
Fanfic„Du kannst zwei Dinge nicht gleichzeitig haben, denn dein Sturkopf und dein Egoismus hindern dich daran - du musst dich entscheiden, was du haben willst." Die Welt, in der ich lebte, war eine andere. Dunkel, bedrohlich, heimtückisch und voller Gefah...