SECRET ∞ you are hurting me.

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"In Gefahr? Wieso ich?", irritiert musterte ich erst Niall, dann Leandro. Letzterer sah auf seine Hände und traute sich nicht mir in die Augen zu schauen. So wanderte mein Blick wieder zu Niall, der Person, die ich eigentlich nicht mehr wiedersehen wollte: "Er hat den Befehl dazu gegeben, oder? Deine Heimatstadt zu zerstören und deine Eltern zu töten."

Für kurze Zeit herrschte Schweigen. Das war Antwort genug für mich.

Leandro startete den Motor und lenkte den Wagen in den Verkehr. Ich richtete mich nach vorne, faltete die Hände und grübelte: "Das sollte eigentlich nur ein Praktikum werden für mein Studium. Anscheinend ist in meinem Leben nichts normal."

Von beiden bekam ich schweigende Blicke zugeworfen, die ich beide ignorierte.

Mir war bewusst, dass ich mit der Entscheidung den beiden zu helfen frontal in die Schusslinie geworfen hatte - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Narbe von der Schussverletzung zierte immer noch den unteren Teil meines Oberkörpers. Im Nachhinein war mir diese Tatsache aber gar nicht mehr so wichtig gewesen, weil...

Ja, weil.

Ich war damit beschäftigt gewesen meinen eigenen Hintern vor dem Tod zu bewahren, Gefühle zu unterdrücken, die mir viel zu spät aufgefallen waren, und mich heil wieder nach Hause zu verfrachten.

Aus diesem einfachen Grunde überraschte mich diese Offenbarung nicht mehr. Ich hatte schon genügend Überraschungen in diesem einzigen Jahr serviert bekommen. Mein Bedarf an Überraschungen war also schon gedeckt.

"Wir wollten dich nicht in die Sache hineinziehen", kam es von Leandro, als er in meine Straße einbog. Natürlich, dank Niall wusste er, wo sich meine bescheidene Behausung befand. Ich schüttelte den Kopf: "Mach dir keinen Kopf darüber. Mein Cousin hat mich da reingezogen", als er vor meinem Haus hielt, stieß ich die Autotür auf und stieg aus.

"Cousin?"

Zum zweiten Mal an diesem Tag hatte Niall direkt zu mir gesprochen. Er war direkt nach mir aus dem Auto gesprungen, seine Augen waren aufgerissen: "Dieser Kerl von Carter ist dein verdammter Cousin?"

"Du bist nicht der Einzige, der nicht alles von sich preisgibt, Niall", entgegnete ich monoton und schloss die Haustür auf. Meine Jacke warf ich - so unordentlich wie ich von Natur aus nun mal war - achtlos auf den Jackenständer und durchforstete den Kühlschrank nach etwas Zuessen, denn mein Magen hatte angefangen zu knurren.

Leider herrschte in meinem Kühlschrank gähnende Leere. Das war kein gutes Zeichen.

Leandro schleppte gerade eine schwere Tasche ins Wohnzimmer: "Ist es okay, wenn ich für die nächste Zeit dein Wohnzimmer verunstalte? Ich räume es danach auch wieder auf - zumindest, wenn es ein danach gibt." Letzteres fügte er hastig hinzu.

Ich nickte: "Tu dir keinen Zwang an. Wenn ihr was essen wollt, muss ich euch leider enttäuschen. Aber hier in der Nähe gibt es einen kleinen Supermarkt, ich hole eben ein paar Sachen. Bin gleich wieder da."

"Ich komme mit dir", kam es von Niall.

Mir war es egal, ob er mitkam oder nicht. Ich würde ihn ohnehin ignorieren, also machte es für mich keinen Unterschied, ob er bei Leandro in meinem Haus bleiben oder mit mir zum Supermarkt gehen würde.

Stumm griff ich nach dem zwanzig Dollar-Schein aus meiner Tasche, warf mir die Jacke wieder über und verließ das Haus, Niall natürlich neben mir. Schweigend verlief der Weg bis zum Supermarkt. Uns kam meine Nachbarin entgegen, welche mich mit einem freundlichen Lächeln begrüßte. Ich lächelte sie zurück an und betrat schließlich den Supermarkt.

"Raven", Nialls Stimme ignorierte ich und griff stattdessen nach einem Einkaufskorb. Strikt lief ich auf die Brottheke zu, um meiner Brotkiste zuhause ebenfalls die gähnende Leere zu entziehen. Ohne Umschweife griff ich das Vollkornbrot vor meinen Augen und verfrachtete es in den Korb.

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