SECRET ∞ When you can trust nobody.

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Meine Mom hatte schon am nächsten Morgen das Haus verlassen, um zur Arbeit zu erfahren. So würde sie erst am späten Abend erfahren, dass ich bereits schon mitten in der Nacht wieder meine sieben Sachen gepackt und mit Bus und Bahn zurück nach Washington gefahren war. Nicht einmal einen Zettel hatte ich zurückgelassen, nur ein ungemachtes Bett. Aber wofür gab es Telefone und Handys?

Es war früher Vormittag, als ich nach meiner Heimreise an meinem kleinen bescheidenen Häuschen ankam. Ein merkwürdiges Gefühl stieg in mir auf, sobald ich das Innere des Hauses erblickte.

Ich hatte es so vorgefunden, wie ich es überstürzt und unfreiwillig verlassen hatte.

Im Wäschekorb lag noch immer der blutverschmierte Überzug des Sofas, in meiner Spüle sammelte sich das Geschirr und die Pfannen, und mein Bett war ungemacht. Ich musste hart schlucken, als ich daran dachte, wie der Mann mit dem Messer auf mich losgegangen war, nur weil jemand mich loswerden wollte.

Mittlerweile wusste ich, dass derjenige jemand war, der in der Führungsetage der CIA saß und womöglich überall seine Hände im Spiel hatte.

Doch dank des Hemeron Call Prototyps, welcher sich in meiner Tasche befand, hatte ich auch die Wahrheit über die andere Seite meines Cousins erfahren, der für mich immer wie der Bruder gewesen war, den ich nicht gehabt hatte. Niemals hätte ich gedacht, dass er mir jahrelang so sehr ins Gesicht lügen konnte, ohne auch nur mit den Augen zu zucken. Aber wie es dem Anschein nach war, war Lügentraining ein Teil der Ausbildung.

Mir stellte sich die Frage, ob Niall auch so ein guter Lügner war und jegliche Emotion, die er gezeigt hatte, vorgespielt hatte, um mir eine menschliche Seite zu zeigen.

Jedoch zu erfahren, dass der eigene Cousin womöglich ein Teil der Intrige war, traf einen härter als gedacht. Besonders, wenn man sich so nah stand wie Dave und ich.

Das Dreiste an dieser Sache war jedoch, dass besagter noch an diesem Abend vor meiner Haustür auftauchte. Meine Mom schien wohl früher nach Hause gekommen zu sein und hatte es leer aufgefunden, weswegen sie wahrscheinlich Dave damit beauftragt hatte mir einen Besuch abzustatten, um zu schauen wie es mir ging.

Sichtlich verändert hatte er sich nicht.

Er trug immer noch gerne die ausgewaschene Jeans mit dem weißen T-Shirt, sein Dreitagebart war noch immer vorhanden und die Haare fielen lässig zur Seite: „Hey, Cousinchen", er grinste breit und betrat ohne zu Fragen mein Haus. Aufgrund der Tatsache, dass ich alles wusste, ließ es mich innerlich brodeln. Dave tat weiter auf unschuldig und das machte mich wütend.

„Kein Problem, trete ein in meine gute Stube", murmelte ich und schloss hinter ihm die Tür. In mir kam der Drang ihn wieder hohen Bogens mit einem Tritt in seinen Allerwertesten aus meinem Haus zu befördern. Dave widerte mich einfach nur noch an, und so jemand hatte in meinem Haus nichts verloren.

Dreist wie er schon immer gewesen ist, griff er sich ein Bier aus meinem Kühlschrank und ließ sich weniger elegant auf meine Couch fallen: „Tante Carry hat angerufen und hat gesagt, ich solle schauen, wie es dir geht", sein Blick wanderte zu mir. „Geht es dir gut?"

Statt ihm zu antworten, setzte ich mich auf den Sessel neben der Couch.

Wenn er unbedingt dieses Spiel spielen wollte, dann von mir aus. Ich würde jedoch nicht auf seine Tricks hereinfallen.

„Mir geht es besser", entgegnete ich monoton. „Und wie geht es dir? Wie läuft es auf der Arbeit?"

„Mir geht es gut. Zurzeit ist es ein wenig Stressig, weil der Boss meint ein wenig Panik schieben zu müssen, weil ihm ein Agent abhandengekommen ist. Du weißt ja, Ross ist nicht nur der Leiter der IT-Abteilung, sondern verwaltet auch die Operationen der CIA im Ausland. Sitzt halt ganz oben in der Führungsetage. Der verdient bestimmt eine Menge Kohle." Dave nahm einen Schluck von seinem Bier, das eigentlich meines war.

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