-6: Der Auftrag-

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Dienstag

„Lisa, ich hab hier mal einen erstes Entwurf für die Farbstift-Plakate. Was meinst du dazu?" Ich sitze seit zwei Stunden im Büro und arbeite an meinem Projekt. Lisa hatte heute eine Besprechung mit dem Steuerberater und hat sehr gut Laune. „Ich würde den Schriftzug grösser machen und noch ein paar Lichteffekte hinzufügen. Sieht aber schon sehr gut aus." „Okay ich probier's mal aus." Lisa hat ein gutes Auge für Details. Eine Stunde später habe ich eine neue Version fertig. „Lisa ich schicke die neue Version dem Kunden und warte auf dessen Feedback. Dann setze ich mich an die Broschüre." Die Farbstift-Firma hat mir ihre Infotexte geschickt, aus denen ich jetzt eine Info-Broschüre zusammenstellen muss.

„Mittagessen Jana!" Ich habe mich wieder total in meine Arbeit vertieft. Lisa schnippt mir ihrem Finger vor meinem Gesicht herum. „Ah ja, sorry, ich war grad total im Flow." „Ja das habe ich gemerkt. Los komm, ich hab Hunger!" Lisa hat schon ihre Jacke an. Ich schnapp mir schnell mein Handy und schmeiss es in die Tasche. Dann nehme ich meine Jacke und wir marschieren los. Dienstags gehen wir immer zum Chinesen, da es dann immer ein Buffet hat, wo man sich selbst bedienen kann. Man bezahlt einfach pro Teller, was die ganze Sache echt günstig macht. „Wie geht es Oli?" frage ich, während ich meine Glasnudelsuppe schlürfe. „Ganz gut, er war von Samstag auf Sonntag bei mir." Lisa und Oli führen eine lockere Beziehung - auch >Freunde mit gewissen Extras< genannt. Sie können nicht mit aber auch nicht ohne einander. Wir kennen Oli schon ewig. Er war damals mit uns auf dem Gymnasium und der einzige Junge in unserer Clique. Der Hahn im Korb sozusagen. Hat ihn aber nie gestört, im Gegenteil, ich glaube er hat es sehr genossen. Er arbeitet als Pilot und ist daher oft unterwegs. Da er für eine Beziehung keine Zeit hat, vergnügt er sich eben mit Lisa. Für mich wäre das nichts, aber das müssen die beiden ja selbst wissen. One-Night-Stands hatte ich auch schon - früher. Macht zwar Spass, ist aber auch nicht so das Wahre.   

Zurück im Büro schaue ich auf mein Handy. Eine Nachricht von Paddy. Hat mich mein Gefühl also doch nicht getäuscht.

Da sein Status bereits wieder auf >offline< ist, gehe ich davon aus, dass er in Eile war

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Da sein Status bereits wieder auf >offline< ist, gehe ich davon aus, dass er in Eile war. Ich bin gespannt, was er für ein Anliegen hat. Irgendwie bin ich mega aufgeregt. Schreiben und telefonieren ist nicht das Gleiche. Um mich abzulenken, versuche ich an der Broschüre weiterzumachen. Aber irgendwie schweifen meine Gedanken immer wieder ab. Da Lisa gerade bei einem Gespräch ist, öffne ich Google und gebe > Michael Patrick Kelly< ein. Ich lese mich durch einige Berichte und schaue mir Bilder an. Dann klingelt mein Telefon und ich schrecke hoch.

„Jana ich brauche deine Hilfe!" Kati ist ganz aufgeregt. „Was ist denn los?" frage ich nun doch etwas nervös. „Ich habe meine Forschungsunterlagen Zuhause liegen lassen und kann hier nicht weg! Kannst du sie holen und mir vorbeibringen?" Mein Puls beruhigt sich wieder. „Boah Kati erschreck mich doch nicht so! Ich dachte es wär was schlimmes passiert." „Tut mir leid aber ich brauche die Unterlagen dringend." „Ja keine Panik, ich hol sie dir und bin in zwanzig Minuten im Krankenhaus. Bis gleich." Auch das noch. Es ist kurz vor 14:00 Uhr und ich muss weg. So ein Mist, hoffentlich ruft er nicht genau jetzt an. Ich schreibe Lisa kurz eine Notiz und lege sie ihr auf's Pult. Zwanzig Minuten später stehe ich im Kinderkrankenhaus am Empfang. „Guten Tag, ich habe Unterlagen für Frau Dr. Sommer abzugeben." „Jana ich bin hier" höre ich Kati durch den Flur rufen. Die Erleichterung ist ihr ins Gesicht geschrieben. „Oh man, du rettest mir den Tag. Ich habe nachher ein Meeting mit dem Vorstand und muss ihnen meine Zwischenergebnisse präsentieren. Du bist die Beste!" Sie umarmt mich und drückt mich fest an sich. „Schon gut, erdrück mich doch nicht gleich." „Danke danke danke! Ich bin dir was schuldig!" „Ich erinnere dich daran. Ich muss jetzt zurück, ich erwarte noch einen wichtigen Anruf. Viel Erfolg beim Meeting." Ich verabschiede mich und mache mich auf den Weg zurück in die Agentur. Unterwegs hole ich Lisa und mir noch Muffins.

„Ah da bist du ja", begrüsst mich Lisa. „Oh cool Muffins, die brauche ich jetzt auf den Schreck!" Ich schaue sie fragend an. Sie beisst genüsslich in den Schoko-Muffin. „Mmmmmh himmlisch." „Auf welchen Schreck denn?" „Du wirst es nicht glaube aber ich habe vorhin mit Paddy Kelly telefoniert. Du hast wohl einen guten Eindruck hinterlassen." Mist, mist, mist! Doch verpasst. „Was wollte er denn?" frage ich ganz beiläufig. „Er hat einen Auftrag für uns. Er will aber nur mit dir darüber sprechen. Er ruft in einer halben Stunde nochmals an." Ich setze mich auf meinen Stuhl und muss grinsen. Wenn Lisa wüsste... „Mal sehen, was der Herr Kelly denn so von uns möchte" sage ich und wecke meinen Computer aus dem Ruhezustand auf. „Jana versau das ja nicht! Das wäre ein mega Deal!" „Na danke, als ob ich schon jemals etwas versaut hätte." „Nein so meinte ich das nicht, sorry. Ich bin einfach mega aufgeregt. Wenn das klappen würde, wäre das super." „Ich geb mir Mühe, keine Angst. Das klappt schon." Ich bin schon sehr gespannt, was er für einen Auftrag hat. Könnte wirklich ein mega Deal werden.

Eine halbe Stunde später klingelt tatsächlich das Telefon. Lisa springt auf und kommt auf meine Seite gestürmt. „Geh weg Lisa. Ich mach das schon." Ich hasse es zu telefonieren, wenn jemand daneben steht. „Moser Grafikagentur, Sommer." „Hey Jana, hier ist Paddy. Endlich erwische ich dich." „Hey, ja ich musste vorhin kurz weg." „Kein Problem, irgend eine Tina oder Lina oder so hat das Telefonat entgegen genommen." „Das war Lisa meine Chefin." „Ah ja Lisa genau. Also ich habe einen Auftrag für dich. Ich habe heute das Cover für mein neues Album bekommen und finde es scheusslich! Da die Zeit bis zur Veröffentlich langsam knapp wird, wollte ich fragen, ob du mir eine neues Cover gestalten könntest." „Wow, ok das mach ich gerne. Können wir uns treffen um alles zu besprechen?" „Gerne, wie wärs mit morgen? 10:00 Uhr?" Es scheint echt dringend zu sein. „Perfekt" antworte ich. „Gut dann komme ich morgen zu dir in die Agentur. Ich bringe dann alles mit. Vielleicht müsste man auch noch neue Fotos machen. Mir gefallen die Bilder eigentlich überhaupt nicht." „Das ist alles kein Problem. Kriegen wir hin, da bin ich sicher." „Also bis morgen Jana. Danke." „Bis morgen."

„Und was will er?" Kaum hatte ich aufgelegt, steht Lisa schon neben mir. „Ein neues Albumcover." Lisa fängt an zu quetschen und herumzuhüpfen. Dann kommt sie auf mich zu und fällt mir um den Hals. „Danke danke danke! Ich nehme alles zurück, was ich je über die Kelly Family gesagt habe!" Ich muss grinsen. „Das habe ich gehört." „Ich werde morgen bei der Besprechung dabei sein! Das lasse ich mir nicht entgehen!" Lisa ist total aufgekratzt. Ich widme mich wieder meiner Broschüre. Um 17:00 Uhr verabschiede ich mich von ihr und mache mich auf den Weg in die Stadt. Ich treffe mich mit meiner Mama auf einen Kaffee.

„Hey Mama, du wirst es nicht glauben. Paddy Kelly hat heute in der Agentur angerufen und uns den Auftrag für sein neues Albumcover gegeben. Also eigentlich mir. Er meinte, dass ihm das jetzige - welches eine andere Agentur gemacht hat - nicht gefällt. Ich soll es jetzt retten" erzähle ich strahlend. „Wow das klingt spannend. Ist Paddy, der Mann mit dem du auf der Bühne gesungen hast?" „Ja genau der" sage ich und nehme einen Schluck von meinem Cappuccino. „Das wäre ja fantastisch, wenn ein Cover von dir im CD-Laden stehen würde. Ich würde die CD sofort kaufen, auch wenn ich die Musik nicht höre." Meine Mama ist einfach so süss. „Ich war übrigens noch bei Kati." „Achja? Warum denn?" Mama nippt an ihrem Milchkaffee. „Sie hatte Unterlagen vergessen und ich habe sie ihr vorbei gebracht. Sie sagte etwas von einem wichtigen Meeting. Hast du schon etwas gehört?" „Nein, ich rufe sie aber nachher eh noch an, dann frage ich sie." „Okay. Erzähl mal von eurem Ausflug gestern." Meine Eltern haben gestern eine Wanderung unternommen. Während mir Mama von ihrem Ausflug erzählt, schweifen meine Gedanken immer wieder zu Paddy ab. Was wenn ich den Auftrag nicht erfüllen kann und er enttäuscht ist? „..dann sind wir noch Essen gegangen und todmüde ins Bett gefallen." Meine Mama beendet ihre Geschichte. Ich habe nur die Hälfte mitbekommen. „Klingt schön. Ich wünschte ich hätte mehr Zeit um zu wandern." Als wir unsere Kaffeetassen leer getrunken haben, bummeln wir noch durch die Stadt. Mama besteht darauf, dass ich mir für morgen eine neue Bluse kaufe. Besser gesagt, SIE kauft mir eine neue Bluse. Für Mama bin ich wohl immer noch ihr kleines Mädchen. Ich liebe meine Mama sehr. Ich hoffe die Bluse bringt mir morgen Glück.

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✔️ Du + Ich = Wir? (Kelly Family / Michael Patrick Kelly FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt