Meine Hände zitterten und ich schaffte es gerade so, mich auf den Beinen zu halten. Ich lehnte mit meinen Rücken gegen eine Steinmauer des Victoria Memorials.
Luke hatte den Wagen erst kurz vor dieser Mauer stoppen können. Er hatte bis jetzt noch nichts gesagt, anscheinend ist ihm selber aufgefallen, wie nah wir dem Tod waren.
Mein Körper glitt langsam an der Mauer hinunter, bis ich ganz auf dem Boden saß. Ich versuchte meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen.
Schritte näherten sich mir und ein Schatten erschien über mir. „Blue, ich wusste nicht-" Ich ließ Luke nicht ausreden, ich sah ihn auch nicht an.
„Jeder Idiot weiß, man kann einen Wagen aus so einer hohen Geschwindigkeit nicht sofort zum Stehen bekommen. Du bist eindeutig dumm. Ein Idiot. Bist du überhaupt jemals zur Schule gegangen?! Wir hätten beide draufgehen können! Verdammt nochmal! Ich wusste von Anfang an, warum ich deiner Fahrweise nicht trauen darf." Meine Stimme wurde zuletzt lauter und mir entging der Blick der Passanten nicht.
Ich schaute hoch zu Luke und stand kurz danach auf. „War es das wenigstens Wert? Hast du gewonnen?!" Ich schnauzte ihn an, sehr wahrscheinlich einfach auch nur meinem Schock zu verdanken.
„Ja, die anderen sind zwar schon wieder zurück gefahren, aber wir haben gewonnen." Lukes Stimme war monoton.
Ich ging zum McLaren und stieg auf der Fahrerseite ein. „Luke, steige in das Auto. Es schauen schon alle." Luke erwachte bei meiner Stimme aus seiner Starre und ging zum Wagen. Er stieg ohne zu murren auf der Beifahrerseite ein. Ich hatte mich schon auf irgendeinen Konflikt eingestellt. Ihm schien aber anscheinend bewusst zu sein, dass er diesmal verdammt verschissen hatte.
Ich startete den McLaren und fuhr vorsichtig vom Gehsteig runter. Sofort verstand ich, warum Luke so schnell gefahren war. Der Wagen war so einfach zu lenken - der Unterschied zwischen meinen Range Rover und dem McLaren war gewaltig. Allein schon das Gewicht.
„Es tut mir leid Blue." Ich spitzte meine Ohren und drehte meinen Kopf zu Luke. Die Ampel war eh rot. „Das hoffe ich", gab ich verbittert von mir. „Ich kann aber verstehen, warum du so Gas gegeben hast." Ich musste ihm entgegen kommen und ich glaube, so oft entschuldigt er sich nicht. Mein Blick war noch kurz bei ihm, somit bekam ich auch mit, als das schiefe Grinsen wieder auf seine Lippen huschte.
„Trotzdem hättest du früher Bremsen müssen, du hättest auch Passanten verletzten können. Nicht nur dich und mich." Ich versuchte ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, aber das klappte nicht. Mit dem Fuß drückte ich das Gaspedal, um vorwärts zu kommen.
„Wie gesagt. Es tut mir leid." Luke sah aus dem Fenster und gar nicht zu mir. Um nicht die unangenehme Stille zu ertragen, stellte ich das Radio an.
Ich gab den Schlüssel dem Besitzer wieder und bedankte mich für die Möglichkeit, mit seinem Auto das Rennen zu fahren. „Das habe ich doch gerne getan. Besonders da auch noch Luke den Wagen gefahren ist. Jetzt kann ich jedem sagen, dass in so einem teuren Auto blaues Blut drin saß." Der Besitzer scherzte kurz noch weiter rum, verabschiedete sich dann aber, denn seine Frau wartete auf ihn.
Als ich wieder bei Luke angekommen war, unterhielt er sich gerade sehr euphorisch mit einem jungen Mann. Dieser war bestimmt im Alter von Luke oder älter. Die schwarzen Haare hatte der Mann nach hinten gelegt, was ihn älter wirken ließ. Er hatte aber viel mehr Muskeln als Luke.
Der Mann klopfte Luke auf die Schulter und entdeckte mich dabei, er machte Luke auf mich aufmerksam, welcher sich sofort zu mir umdrehte und zu sich winkte.„Blue, das ist Nathan. Nathan das ist Blue.", stellte er uns einander vor. Der junge Mann hieß also Nathan. Nathan hielt mir seine Hand hin, welche ich erst nach kurzem Zögern ergriff.
„Du bist also Blue. Ich habe schon sehr viel von dir gehört." Er lachte kurz und schielte dabei zu Luke, dieser kratzte sich nervös im Nacken. Okay?
„Ich nicht, nur heute Nacht um zwei in einem Gespräch mit seinem Vater." Ich lächelte kurz Nathan an, sah dann aber zu Luke. „Soll ich, dich mitnehmen oder fährst du bei deinem Freund mit." Ich betonte das „Ich" und „Dich" so, dass Luke merken sollte, wer hier wen gleich fahren würde.
„Nein, fahr ruhig. Ich gehe noch mit Nathan was trinken." Er reichte mir den Autoschlüssel vom Wagen des Palastes.
„Es war nett dich kennengelernt zu haben, Blue." Der junge Mann grinste mich an. „Ich hoffe man sieht sich öfter."
Ich nickte und wollte mich gerade umdrehen, als Lukes Stimme mich noch einmal aufhielt. „Blue, wegen eben. Kannst du bitte nichts zu meiner Familie sagen?" Ich nickte wieder, ohne ihn an zu schauen und verschwand dann.
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Blue - The Beginning
RomanceAls eine einfache Schneiderin aus der Englischen Hauptstadt Londons, hat Blue viel von der britischen Königsfamilie gehört. Dennoch wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, selber ein Teil der Mitarbeiter zu werden. Und dann auch noch mit der Familie e...