Traurig sah ich nach draußen. Ob Lukes Plan funktionierte?
Es hatte die ganze Nacht geregnet und erst seit einer halben Stunde war das Unwetter vorbei.
Ich zog meine dicke Regenjacke enger um mich, ging mit beiden Händen in die Jackentaschen und fühlte kurz nach meinem Handy. Mit den Fingerkuppeln meiner linken Hand konnte ich den kühlen Bildschirm spüren.
Auf dem Weg zu der Tür huschte mein Blick kurz durch mein Zimmer. Hatte ich etwas vergessen? Nein.
Was ich aber machen musste, war aufräumen. Es sieht hier drinnen schrecklich aus.
Naja, eigentlich sieht nur der Wäschehaufen auf der Kiste vor meinem Bett schrecklich aus.
Lächelnd schloss ich die Tür hinter mir und schritt den Gang runter, um zu den Treppen ins Erdgeschoss zu gelangen.Ein leichter Wind ging unten vor der Tür.
„Blue!" Dadurch, dass ich niemanden draußen gesehen hatte, zuckte ich ein bisschen zusammen.
„Ja?" Ich sah mich um und konnte niemanden erkennen. „Luke, das ist nicht lustig!?" Meine Arme verschränkte ich vor dem Körper und wagte noch zwei Schritte nach vorne.
„Ich komme." Mein Blick huschte zum Fenster neben dem Ausgang. Kurz konnte ich noch einen weghuschenden Körper sehen.Er stand die ganze Zeit da.
„Na, warst du verwirrt?", ertönte eine Stimme lachend hinter mir. Mein Körper zuckte zusammen.
„Um ehrlich zu sein, ja.", antwortete ich Luke, der sich neben mich stellte.
„Es war aber auch zu komisch, dich hier unten zu sehen. Nicht wissend, wo du hin schauen solltest.", machte er sich lustig über mich.
„Na wenigstens war ich pünktlich." Ich streckte ihm leicht meine Zunge entgegen.
Luke zuckte nur kurz mit den Schultern.
„Wollen wir? Ich habe an ein kleines Autopicknick gedacht.", erklärte mir Luke seine Idee.
Lächelnd sah ich zu ihm.
„Das hört sich aber gut an." Der Prinz neben mir legte seine Hand an meine Hüfte und führte mich langsam um die Ecke.
Das Auto, welches ich erkennen konnte, war ein großer Geländewagen.
„Die Rückbänke habe ich schon um geklappt, damit wir uns nachher besser hinsetzen oder legen können."
Luke öffnete mir die Beifahrertür und deutete in den hinteren Teil des Wagens.
Auf der nach vorne geklappten Rückbank sowie im Kofferraum war eine Decke ausgebreitet und viele Kissen lagen wild umher; auch eine Tasche konnte ich erkennen.
Der Prinz nahm hinter dem Steuer Platz und fuhr vom Hof.
„Wo geht es eigentlich hin?", fragte ich Luke.
„Ich habe mir überlegt, dass wir zu einer Art Berg fahren. Es ist eher ein Hügel. Zumindest kann man von dort aus auf eine riesen große Waldfläche hinunter blicken und den Sonnenaufgang beobachten."
Luke konzentrierte sich auf den Straßenverkehr. Die Straßen von London füllten sich langsam, der Berufsverkehr begann.
„Du hast jetzt aber keine romantischen Kerzen aufgebaut oder so.", lachte ich leicht.
„Oh Mist - jetzt hast du mich durchschaut." Luke sah mich leicht verärgert an.
„Wirklich jetzt?" Verwundert blickte ich nach rechts. „Mhm..." grummelte Luke.
„Jetzt muss ich Nathan anrufen, damit er die Kerzen gegen was anderes austauscht." Mit seiner linken Hand gab er was am Navi ein und kurze Zeit später ertönte ein Signalton.
„Luke, man was gibt es?", ertönte eine müde Stimme aus den Lautsprechern des Wagens.
„Ey, sorry, Kumpel. Du musst die Kerzen abbauen."
„Was soll ich?" Verwirrt ertönte die Stimme von der anderen Seite der Leitung.
„Die Kerzen Nathan, die Kerzen.", meinte Luke kurz angebunden.
Mit gerunzelter Stirn verfolgte ich das Gespräch.
Er hat wirklich Kerzen aufgebaut?
„Luke. Ihr müsst die Kerzen nicht abbauen wegen mir. Romantik ist gut, oder nicht?", mischte ich mich in das Gespräch ein und es wurde kurz ruhig.
„Blue, du bist ja auch da." „Ja. Hey Nathan."„Luke, bro, du kannst dich beruhigen. Es stehen keine Kerzen, haben noch nie und werden auch nie.", klärte Nathan dann kurz seinem besten Freund auf. „Ich kenne dich doch viel zu gut. Kommt erst mal in ein paar Minuten am Berg an, genießt euer Essen, ganz besonders den Sonnenaufgang und ruft mich nur an, wenn irgendwas brennt, denn ich will jetzt schlafen."
Lukes bester Freund wurde zum Ende des Satzes genervter und man merkte, dass er schon ein bisschen länger wach war.
„Okay, danke. Du hast was gut bei mir. Schlaf gut." Wir verabschiedeten uns beide von Nathan. Die nächsten Minuten des Fahrens waren in Stille gelegt, bis ich sie wieder brach, da ich Wälder in der Dunkelheit wahrnehmen konnte.„Ist es wirklich notwendig, mir die Augen zuzubinden?" Quengelte ich rum, während Luke hinten im Wagen rum wühlte. Wir hatten am Straßenrand geparkt und er bestand nun darauf, dass ich mir ein Tuch um die Augen binden soll. „Wenn du einen magischen Effekt haben willst, dann ja."
Luke zog eine Decke nach vorne und hielt sie mir hin. „Das hier kannst du dir vor die Augen halten." Ich nahm mir sie mit beiden Händen, um sie mir vor das Gesicht zu halten. „Geht das so?", fragte ich in die Decke hinein.
„Perfekt."
Ein kurzer Ruck ging durch den Wagen, weshalb mein Körper leicht nach vorne geschleudert wurde.
„Fahr vorsichtig!", zischte ich dem Fahrer zu. „Du weißt doch gar nicht, was ich mache."
Luke lachte.
Ich hörte, wie sich jemand abschnallte und die Tür aufging.
„Decke weiterhin vor dein Gesicht halten.", wurde ich angewiesen.
Das Piepen eines elektrisch öffnenden Kofferraums verlockte mich, meinen Sichtschutz wegzunehmen. Jedoch blieb ich geduldig und hörte den Geräuschen zu, die Luke mit seinem Getue erzeugte.
„Wann bist du fertig?", stellte ich die Fragen in den ‚Raum'.
„Jetzt.", bekam ich die Antwort und meine Türe wurde geöffnet.
„Warte, ich schnalle dich noch kurz ab." Luke beugte sich leicht über mich und öffnete meinen Sicherheitsgurt.
„So, jetzt steigen wir aus. Hier, nimm meine Hand." Ich streckte meine Hand aus, griff erst in die Luft, dann aber doch noch in etwas Warmes.
Ich hüpfte leicht aus dem Wagen.
„Wir gehen jetzt noch zwei Schritte und dann darfst du deine Augen öffnen.", erklärte mir Luke und wir gingen noch ein paar Schritte.
„Das waren jetzt aber mehr als zwei.", quengelte ich wie ein kleines Kind.
„Du hast ja Recht. Dafür darfst du die Decke jetzt wegnehmen."
„Wow." Ich nahm die Decke weg und blickte mich um.
„Es ist wunderschön."
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Blue - The Beginning
RomanceAls eine einfache Schneiderin aus der Englischen Hauptstadt Londons, hat Blue viel von der britischen Königsfamilie gehört. Dennoch wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, selber ein Teil der Mitarbeiter zu werden. Und dann auch noch mit der Familie e...