Kapitel 29

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„Hast du mich gerade wirklich eingesperrt?!" Ich schnauzte Luke vor seinem 'Auto' an.
„Blue, bitte beruhige dich. Ich habe dich nicht vergessen und wenn, waren es nur 3 Minuten." Luke versuchte mich zu beruhigen; er legte seine Hände an meine Oberarme. Ein leichter Schauer fuhr durch mein- okay, nein. Es passierte nichts, überhaupt nichts. Ich habe eine Jacke an.
„Nächstes Mal werde ich dich vorwarnen, okay?", startete er einen neuen Versuch.
„Nächstes Mal? Ich hoffe, du hast nicht vor, mich noch einmal einzusperren?", meinte ich mit leichtem Entsetzten.
Luke lachte und die Vibration seiner Hände spürte ich auch durch meine Jacke. „Nein, dies hatte ich so schnell eigentlich nicht mehr vor. Aber wer weiß, ob diese Security-Leute noch einmal auftauchen?"
Er nahm seine Hand von meinem linken Oberarm und führte mich an meinem rechten in Richtung eines leuchtenden Hauses.
Überall hingen draußen lange Lichterketten.
„Security?", fragte ich noch einmal nach und nahm meinen Blick von dem kleinen Haus.
„Ja, sie sind uns hinterhergefahren. Aber keine Sorge, die werden uns nicht weiter stören."
Ich nickte. Mein Blick ging wieder zu dem Haus und ich sog jedes kleine Detail in mich auf.
Die 'Sonne', die sich hinter den Wolken versteckte, hatte keinen großen Einfluss auf die Beleuchtung des Hauses. Alle kleinen Glassplitter, Diamanten, wurden von den Lichterketten beleuchtet und stachen so hervor.
„Gefällt es dir?", erkundigte Luke sich neben mir. Ich nickte nur wie hypnotisiert. „Das ist gut, denn wir werden dort heute essen.", merkte er an.
„Wirklich?" Ich hatte meinen Mund leicht geöffnet und sah dann zu ihm.
„Ja." Er legte seine Hand um meine Taille und führte mich so weiter. „Ich kenne viele Restaurants in London und Umgebung, aber dieses Ambiente hat keines von ihnen. Wenn das Essen so gut schmeckt wie der Laden hier aussieht, wird er zu meiner 'Lieblingsrestaurant-Liste' hinzugefügt.", schwärmte ich leicht.
Luke lachte leicht. „Lieblingsrestaurant-Liste? Wirklich?" Er warf mir einen belustigten Blick zu.
„Jaa. Wirklich." Ich nickte, um mein Statement zu stärken.
„Na dann hoffe ich, dass dieses Restaurant auf deine Liste kommt. Es ist nämlich an die deutsche Küche angehaucht." Luke lachte kurz, löste dann aber seine Hand von meiner Taille, um sich der Kellnerin zuzuwenden.
„Cambridge.", antwortete er auf die Frage, auf welchen Namen der Tisch reserviert wurde. Hat er noch einen anderen?
Die Kellnerin nahm sich zwei Menükarten und bedeutete uns, ihr zu folgen.
Sie führte uns zu einem Tisch, der etwas abgelegen lag, von dem man aber immer noch gut durch die Fenster schauen konnte, die die leicht befahrene Straße zeigten.
„Ist der Platz in Ordnung?", wollte die Dame noch von uns wissen. Luke sah kurz mich an, ich nickte. Er widmete sich wieder der Kellnerin.
„Alles passt so." Die junge Dame nickte und verschwand dann auch wieder.
„Gib mir deine Jacke.", forderte Luke mich auf. Ich lachte. „Nein, mein Baby bleibt schön bei mir. Ich hänge sie mir über den Stuhl.", erklärte ich ihm.
„Das ist schön, dann muss ich nämlich nicht laufen.", gab er grinsend zu und hing seine Jacke auch über den Stuhl.
„Wenn du willst, kannst du sich setzten." Luke deutete auf den Stuhl neben mir. Als ich mich hingesetzt habe, öffnete ich die Karte vor mir.

„Kannst du mir was empfehlen?", fragte ich den Prinzen, nachdem ich mit einem Blick über die Speisen flog.
„Euhm, Weißwurst? Uh, die Knödel mit der Pilzsoße sind gut." Er fuhr mit dem Finger durch die Karte und zählte mir noch weitere Gerichte auf.
Letztendlich entschied ich mich auch für die Knödel und einen Beilagensalat.
Luke hatte sich dann irgendwas an Fleisch bestellt - das Wort war mir zu schwer, um es mir zu merken. Hehe.
Zumindest hatte er dann noch eine Flasche Wasser mit Sprudel und eine Flasche Rotwein dazu bestellt. Ob der Rotwein passt? Ich hatte keine Ahnung, mir auch relativ egal. Es ist Wein, der schmeckt immer.
„Sag mal, hast du schon einmal Bier getrunken?", fragte Luke mich, nachdem wir auf den Abend angestoßen hatten.
„Ja, ist aber nicht so mein Geschmack. Ich bleibe da lieber bei meinem Wein.", antworte ich ihm und nahm noch einen Schluck aus meinem Glas.
Luke lachte leicht und zeigte mir zum erstmal seine Grübchen. Diese sind mir vorher nie aufgefallen.
„Ja, es ist ein bisschen bitter, aber ich mag es. Irgendwie."
Ein Kellner kam mit unserem Essen und stellte die Teller jeweils vor uns auf den Tisch.
„Die Beilagen kommen sofort.", informierte er uns noch kurz und verschwand.
Ich sah zu Luke auf den Teller und musste staunen.
„Du hast aber einen kleinen Hunger." Auf seinem Teller lag nur ein Stück Fleisch mit irgendwelchen Gewürzen.
„Es macht satt.", erklärte er mir.
Der Kellner kam wieder. Er brachte mir meinen Salat und stellte Luke noch einen großen Teller hin.
„Ich hoffe, es ist vollständig." Der Kellner sah zu uns. Ich nickte und Luke bewegte seinen Kopf auch langsam hoch und runter.
„Dann wünsche ich Ihnen einen guten Appetit." Kurz lächelte der Kellner noch einmal, drehte sich dann aber um und ging.
„Jetzt verstehe ich, warum du satt wirst." Ich staunte nicht schlecht. Auf dem neu dazu gekommenen Teller von Luke standen zwei Schalen mit Bratkartoffeln und einem Salat.
„Ich sagte ja, ich werde satt." Er nahm Gabeln und Messer in die Hand.
„Einen guten Appetit.", wünschte er mir noch, sowie ich ihm, bevor wir beide anfingen zu essen.
Während des Essens hatte sich eine Stille über unseren Tisch gelegt. Man wusste einfach nicht, was man sagen sollte.
Das Weinglas leerte sich zwei Mal bevor ich fertig war. Ich hatte nur noch ein paar Pilze mit Soße übrig, welche mir ohne die Klöße einfach nicht geschmeckt hatten.

Ich legte meine Gabel und meinen Löffel auf den Teller; dann lehnte ich mich einfach nach hinten.
„Schon fertig?", fragte mich Luke, als er mich ansah.
„Puhh, ja. Ich dachte, dass wäre wenig, als ich es gesehen hatte. Aber die Soße mit den Knödeln macht einfach nur satt."
„Dasch-glauche-ibsch.", verstand ich nur, da Luke mit vollem Mund sprach.
Ich fing an zu lachen. Der Prinz mir gegenüber schluckte seinen Salat runter und sprach dann klar verständlich.
„Lach nur. Willst du dann noch was haben? Die Karte steht dir frei zur Verfügung."
Ich überlegte. „Ich würde dir jedoch davon abraten, wir fahren noch wo hin.", unterbrach Luke meinen Gedankengang.
„Tun wir?" Der Abend wurde ja immer lustiger. Nicht. Okay, das war gemein.
„Ja, tun wir." „Dann esse ich natürlich nichts mehr." Ich nahm die Servierte von meinem Schoß und legte sie neben meinem Teller.
„Wenn du willst, können wir." Luke legte seine Servierte auch hin und sah mich dann an.
„Warum nicht? Aber was ist mit dem Wein?"
Ich sah traurig zu der halb leeren Flasche.
„Die ..." Luke stand auf und nahm die Flasche in die Hand „... nehmen wir einfach mit." Er nahm seine Jacke und stellte sich dann schräg neben mich. Ich stand auch auf und zog meine Jacke an.
Währenddessen fing Luke den Kellner ab.
„Sie stellen uns dann die Rechnung wie immer zu?", fragte er den Kellner höflich.
„Wie immer, Sir. Ihnen und der Dame noch einen schönen Abend."
„Dankeschön.", bedankte ich mich.
Luke zog mich an dem Handgelenk zu der Tür des Restaurants. Ich kicherte.
„Luke. Wir haben noch Zeit - den ganzen Abend und wenn nötig, auch die Nacht. Ich muss zurzeit nichts erledigen." Ich lächelte kurz und tätschelte dann einfach so seine Wange.
Sofort wurde meine Hand von seiner großen Hand umfasst. Mich traf ein intensiver Blick. Was wurde das? Ich räusperte mich und Luke erwachte aus einer Starre. Der Prinz räusperte sich, fing dann aber an zu reden.
„Da draußen sind bestimmt ganze viele Paparazzi. Die wollen Bilder von mir und meiner Begleitung. Wenn wir da jetzt raus gehen, hältst du dein Gesicht verdeckt. Damit niemand dein Gesicht sieht und du somit die nächsten Wochen nicht belästigst oder sonst was wirst, okay?"
Ich nickte ernst. Luke ließ meine Hand los und legte seine Jacke über meinen Kopf.
„Halte meine Hand fest, lasse sie nicht los. Ich werde dir sagen, wann es die beste Zeit ist, sie los zu lassen. Du kannst mit der anderen Hand die Jacke, wenn nötig tiefer in dein Gesicht ziehen. Aber ich denke, du siehst so schon nichts." Ich konnte ein Schmunzeln aus seiner Stimme wahrnehmen. Er hatte die Jacke einfach über meinem Kopf fallen lassen, sodass ich nur Füße sehen konnte. Naja, Schuhe.
„Haha", kommentierte ich daraufhin. „Ich nehme jetzt deine Hand und mache die Tür auf. Nicht vergessen, der Boden ist ein Stück niedriger als das Haus, also auf die kleine Stufe achten."
„Jawohl, Sire.", versuchte ich zu witzeln „Sire, wirklich? Ich bin kein Französischer König." Luke fasste nach meiner Hand und ich spürte den kühlen Luftzug, als er die Tür öffnete.
Wir gingen die ersten Schritte und es war still.
Man hörte nur Autos in der Ferne und... und ein leises Klicken.
„Luke. Da sind welche.", flüsterte ich. „Ich höre es auch, Dummerchen.", flüsterte Luke belustigt zurück.
Wir gingen weiter; ich glaube, wir waren schon am Bürgersteig.
Man konnte keine Sekunde weiter denken, denn man hörte Klicken und man sah Licht.
Es mussten mehrere Leute sein, denn es schien mir so, dass das Licht manchmal heller und manchmal dunkler wurde.
„Wir sind gleich da.", sagte Luke dann auf einmal und ich schreckte zusammen.
„Erschreck mich nicht so." Ich fasste mir an mein Herz und schmiss dabei die Jacke auf den Boden. Ups.
„Die Jacke.", flüsterte ich erschrocken und Luke reagierte schnell. Ich senkte meinen Kopf und hielt mir meine Jacke vors Gesicht.
„Hier." Luke legte seine Jacke wieder über meinen Kopf und hielt sie auch solange fest, bis ich meine Hand locker auf meinen Kopf legte.
„Wir bleiben jetzt stehen.", informierte mich Luke. „Verstanden."
Kurz darauf standen wir auch.
„Warte kurz." Der Promi neben mir löste sich aus meinem Handgriff und suchte in seiner Hosentasche nach dem Autoschlüssel.
„Luke, das Auto hat ein Pad.", wies ich ihn leise darauf hin und zeigte in Richtung Autotür. Ich hoffte zumindest, dass ich dort hin gezeigt habe.
„Stimmt.", kommentierte er dann, ich lachte. Das Auto blinkte kurz auf. Offen.
Er öffnete mir die Tür. „Halte die Jacke weiterhin vor deinen Kopf." Ich gab ihm einen Daumen hoch und er half mir in das Auto einzusteigen.
Luke schloss meine Tür und stieg auf der anderen Seite ein.
„Nächster Halt 'the Shard'.", stieß Luke laut aus, als wir um die Ecke bogen und ich die Jacke von meinem Kopf wegnahm.

Blue - The BeginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt