Ich sitze bestimmt schon seit fünf Stunden hier und habe nur einen groben Plan. Die Form meines Kleides.
Ab der Taille soll es schon locker und weit auseinander fallen, da bin ich mir sicher. Bloß welche Farbe, welcher Verschluss hinten. Reißverschluss oder etwas zum Schnüren.Jetzt kann ich wenigstens nachvollziehen, warum meine Schwester immer solange fürs Designen braucht.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als mein Handy neben mir aufleuchtete. Drei verpasste Anrufe meiner Schwester. Wenn meine Schwester mich in vier Minuten drei Mal anruft, dann kann es ja nur wichtig sein. Oder?„Ja?", fragte ich vorsichtig, als das Piepen aufhörte und ich Schnaufen wahrnahm.
„Warum gehst du nicht an dein Handy?", meckert meine Schwester auch schon los. -Ups.
„Ich hatte es auf stumm und ich-" „Das ist mir egal, ich muss zwei Kleider designen." Oh stimmt, sie weiß es ja noch nicht.„Was das angeht, ich äh mache mir ein eigenes?", gab ich kleinlaut zu. Warum bin ich so schüchtern? „Du willst- Was?" Ok vielleicht ist es klein wenig beleidigend. „Ich will mir selber ein Kleid machen, designen."
Ich hörte deutlich ein Ein- und Ausatmen. Sie versuchte sich zu beruhigen. Das ist doch was Gutes? „Weißt du überhaupt, wo du hingehst?", wollte sie scharf wissen.
„Ja, weiß ich. Es ist nicht böse gemeint, aber ich will es selber versuchen. Wir sehen uns nächsten Samstag?" Ich ließ meine Frage unbeantwortet und legte auf. Auch ich habe einmal Wichtigeres zu tun, als mich zu streiten. Noch dazu mit meiner Schwester, wo eh alles im Krieg endet. Der III. Weltkrieg wäre dann angebrochen. Nicht Trump, sondern meine Schwester führt ihn an. Aber es ist wieder rum gut, dass meine Schwester mich angerufen hat, denn ich weiß wie mein Kleid jetzt ungefähr aussehen soll.
Sie selber hat sich letztens ein schlichtes smaragdgrünes Kleid angesehen, welches aber ab der Taille weit auseinander fiel. Warum sollte ich das gleiche nicht einfach in Blau machen? Das Kleid hatte hinten eine Schnürung, das könnte ich auch machen. Noch dazu wird an der Seite ein filigraner Reißverschluss hinkommen, somit werden die Schnüre hinten als dekorativer Akzent genutzt. Vielleicht können dann noch kleine Glitzersteine drauf oder so, aber das werde ich dann sehen. Jetzt muss erstmal genäht werden.
Dafür, dass ich keine Designerin bin, sah es sehr gut aus. Das Kleid ist nur zu schlicht. Ich sollte wirklich diese Steine anbringen. Ich ging schnellen Schrittes aus dem Raum und musste mich erstmal orientieren. Wo war denn eigentlich nochmal mein Zimmer? Links oder rechts? Oder doch geradeaus? Ach, versuchen wir es einfach mal geradeaus. Ja, die Bilder kommen mir bekannt vor, hier jetzt rechts. Zum Glücklich bin richtig, denn ich sehe schon die Tür.
Meine Tür öffnete ich mit Schwung und blieb dann erstmal mit offenem Mund stehen. Ist das hier wirklich mein Raum? Denn das was meinen Augen sich dort bot, sollte ich wirklich nicht sehen.
„Was machst du hier?", fragte ich eine Oktave zu hoch. Ich war einfach zu geschockt. „Das Gleiche kann ich dich fragen.", schmunzelte Luke belustigt. „ Das ist nicht mein Zimmer?", fragte ich verwirrt. Statt einer Antwort wurde ich ausgelacht. „Wenn du etwas von mir willst, dann sag es einfach. Dein Zimmer ist aber gegenüber und würdest jetzt gehen, ich muss noch trainieren.", wies er mich an und drehte sich weg. Sein ganzer Rücken war voller Tattoos. War das in der Königsfamilie überhaupt erlaubt – konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
"Eigentlichnicht, aber am Rücken sieht sie keiner, deswegen geht das schon in Ordnung," erklärte er mir. Stopp mal, erklärte es mir?
„Anscheinend ja." Plötzlich lachte er auf und drehte sich wieder um. „Kann es sein, dass du gerade etwas verwirrt bist, weil du laut denkst?" Ich schüttelte meinen Kopf, um aus meiner Trance raus zu kommen. „Anscheinend." Ich lachte leise über mich selber.
„Ich sollte gehen.", sagte ich und drehte mich um. Fast schon fluchtartig verließ ich den Raum. Man, war das peinlich. Schnell öffnete ich die richtige Tür zu meinem Zimmer. Ja, das hier sah nach mir aus. Wo habe ich die schwarze Box hingestellt? Da! Beim Öffnen betete ich, dass in dieser Box meine Glitzersteine drein sind. Als ich sie erblickte, seufzte ich erleichtert auf. Das Seufzen verwandelte sich aber sofort in ein frustriertes Stöhnen. Es sind nicht die Richtigen. Muss ich doch nochmal in die Boutique fahren. Ich schloss die Kiste wieder und stand vom Boden auf.
Gerade als ich die Tür öffnen wollte, klopfte es. So schnell konnte ich gar nicht reagieren, wie ich schon die Türe gegen den Kopf bekommen hatte. „Au!", maulte ich und hielt mir mit der Hand den Kopf.
„Shit, das wollte ich nicht!" „Geht's?" Eine Hand griff nach meinem Arm und drehte mich zu der Person. „Kann ich dir irgendwie helfen?"
„Nein, Luke. Ich muss jetzt auch los." Vorsichtig nahm ich meine Hand von meinem Kopf und entzog die andere seinem Griff. „Wo willst du denn jetzt so hin?"
„In die Boutique meiner Schwester." Verwundert sah er mir in meine Augen bevor sein Blick zwischen der Tür und meinem Kopf hin und her wechseln. „Ich fahr dich und keine Widerrede. Sozial bin ich noch." Ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Ich meinen Kopf und verfluchte mich direkt wieder dafür. Denn dies tat weh.
„Ich habe gesagt, keine Widerrede.", stellte Luke noch mal klar. „Ok ok, du hast gewonnen. Dann geh aber auch mal." Ich lächelte leicht, als er sich los bewegte. Der Vorteil mit Luke an seiner Seite zu haben, man verläuft sich im Schloss nicht. Danke dafür, Luke.
„Immer wieder gerne. Was brauchen wir eigentlich von deiner Schwester?", wollte er von mir wissen. „Ich brauche Steine für mein Kleid. Ich habe zwar welche, aber die sind für das Kleid zu klein."
„Du bist schon an deinem Kleid dran?", fragte Luke verblüfft. „Sonst bräuchte ich doch keine Steine." Ich lachte. „Weißt du eigentlich, wie spät wir es haben?", fragte mich Luke im Auto.
„18 Uhr?", schätzte ich. „Nein, 19 Uhr." Antwort er mir und zeigt auf die Anzeige vom Navigationssystem.
Oh, ich hoffe, wir schaffen das noch.
„Wir fahren eine Abkürzung. Mission Glitzersteine hat begonnen.", meinte ich kindisch und Luke fuhr schmunzelnd los.
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Blue - The Beginning
RomanceAls eine einfache Schneiderin aus der Englischen Hauptstadt Londons, hat Blue viel von der britischen Königsfamilie gehört. Dennoch wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, selber ein Teil der Mitarbeiter zu werden. Und dann auch noch mit der Familie e...