Kapitel 10

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Ich drückte mich noch ein bisschen in das Kissen, um die Sonnenstrahlen nicht ertragen zu müssen. Was auch kurz half, nur leider zog mir jemand ruckartig mein Kissen weg. Ich schreckte sofort hoch und sah die Person böse an. „Was soll das?!", fauchte ich sofort los und die junge Frau vor mir zuckte zusammen. Die Brünette senkte ihren Kopf und nuschelte eine Entschuldigung, schnell blickte sie mich aber wieder an. „Sie sollen sich anziehen. Ihnen wurde etwas heraus gesucht und dann sollen sie mir folgen.", erklärte sie mir und zeigte auf die Kleidung, die über der Truhe vor dem Bett lag. Ich nickte nur und schwang meine Beine aus meinem Bett. Kurz blieb ich noch auf der Bettkante sitzen, bis ich mich dazu überwand aufzustehen.

Langsam nahm ich mir die Kleidung  , eine grau gemusterte Hose und ein einfaches schwarzes Langarm-Shirt. Ich schnappte mir alles und ging in das angrenzende Bad. Die Dusche stellte ich schon mal an, damit das Wasser warm wurde. Mit einer Zahnbürste bewaffnet stellte ich mich unter die Dusche. Das Wasser prasselte einfach nur auf mich herab und es fühlte sich wirklich befreiend an. So als wäre alles wie immer. Nur war dieses Bad mit echtem Gold verziert.

Ich stellte mich vor den Spiegel und betrachtete mich selber. Wem auch immer ich das Ganze hier verdankte, ich meine mein Outfit, hatte echt Geschmack. Jedoch ist es nicht mein persönlicher Style. Das würde meine Schwester tragen, aber doch nicht ich. Ich nahm mir meinen Notizblock mit Stift von einem der Sessel im Raum und spazierte aus meinem Zimmer raus.

„Da sind sie ja!", wurde ich fröhlich, wütend, aufgebracht und außer Atem begrüßt. Ok, das geht nicht.
„Ihnen auch einen guten Morgen:", wünschte ich Ludwig fröhlich. Ich grinste ihn von einem Ohr zum anderen strahlend an. „Was werden wir heute machen?". Mein Gegenüber konnte nur den Kopf schütteln.

„Ihre Schwester hat Vorlagen geschickt, damit sollen Sie beginnen.", erklärte er mir und zeigte mir Blätter, welche er aus der Mappe aus seiner Hand geholt hatte.

Ich sah auf dem einen ein ganz einfaches schwarzes Jackett. Nur mit blauen, roten und weißen Details - wie die Farben von Großbritannien.

Auf dem Zweiten hatte meine Schwester ein Hemd abgebildet. Auch in schwarz, aber mit roten Knöpfen.
Das dritte Bild zeigte eine Hose. Diese hatte am Bund blaue und rote Streifen. Meine Schwester wollte eindeutig die Flagge von England im Outfit dezent widerspiegeln. Schlau. „Das ist ein Herrenanzug. Wen soll ich dafür ausmessen?", wollte ich wissen. Hoffentlich nicht Luke.

„Wir haben erst an den Ältesten gedacht, aber dann fielen uns noch die beiden anderen ein. Wir wollen Henry damit eine Freude machen." Ich nickte zum Zeichen, dass ich es verstanden hatte und Ludwig führte mich zu meiner Schneiderei. Mir wurde die Tür gentlemanlike geöffnet und ich konnte eintreten.

Bis jetzt konnte ich immer noch nicht wirklich glauben, dass ICH hier arbeiten durfte. Die Wände bestanden aus luftigem Stoff, der locker von der Wand hingen.

Eine der Wände war mit Stoffrollen überseht, von schlichtem Weiß bis hin zu gold-pink gepunkteten Stoffen. Also ist wirklich alles dabei.

Wie auch schon in der Boutique meiner Schwester sind die Nähtische alle in der Mitte.
„Die Muster sind alle auf dem mittleren Tisch. Ich werde gleich den Prinzen schicken. Maßbänder sowie Scheren finden Sie auf dem gleichen Tisch. Ich hoffe, sie werden mit allem hier zurechtkommen.", erklärte mir der Manager kurz, bevor er mir noch einmal zunickte und dann aus der Tür verschwand.

Ich drehte mich im Raum einmal um und fing an zu lachen. Das kann doch alles nur ein Traum sein. Das Zimmer ist riesig und dann noch die Ausstattung. Der Wunsch jeder Schneiderin.

Meine Hände fühlten gerade die Stoffe, als die Tür sich hinter mir öffnete und Schritte erklangen. „Guten Tag, Henry." Ich drehte mich um und blieb in der Bewegung stehen. Vor mir stand Henry, ja - bloß war er nicht alleine. Neben ihm stand Luke und grinste mich einfach nur schief an.

„Hey." Henry hob zur Begrüßung nur die Hand.

„Soll ich euch beide einkleiden?", wollte ich von den beiden wissen. Sofort schüttelte Luke den Kopf. „Nein, nur ihn. Ich bin nur der Aufpasser, damit du ihm nicht ins Fleisch stichst, mit so einem spitzen Metall-Ding.", erklärte er mir und gab seinem Bruder einen kleinen Stoß in die Rippen. Spitzes Metall-Ding, ah ja. Er weiß nicht, was eine Nadel ist? „Euh, ja. Du sollst bei mir Maße nehmen.", mischte Henry sich ein. Ich lächelte und nickte. „Gut. Dann stell dich bitte dort drauf." Ich deutete auf einen kleinen Hocker.

Ich will als erstes die Maße für die Hose nehmen, da diese das einzige Stück am unteren Bereich des Körpers ist. Das Jackett und das Hemd mache ich zum Schluss.

Der Prinz folgte meinerAnweisung und stellte sich auf den braunen Hocker. Erst als er sicher auf demHocker stand, fiel mir seine Lederjacke auf. „Tut mir leid, dass ich dies erstjetzt sage. Können Sie bitte Ihre Jacke ablegen?" Ich ging die letzten Schrittezu ihm und nahm die Jacke aus seiner Hand. „Danke." „Gerne.", lächelte ich undlegte die Jacke auf einen der Stühle, die im Raum rumstanden. „Nimm dir einenStuhl und hock dich hin.", sagte ich scharf zu Luke, da er mich mit seinemBlick nervös machte. „Gerne doch.", sagte er grinsend und setzte sich hin.

Blue - The BeginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt